Von: bba
Bozen – Anna Galler aus Bozen, Friederike Pohlin aus Percha und Lukas Schwingshackl aus Bruneck haben den Futura – Förderpreis für junge Südtiroler im Ausland erhalten. Zudem wurde ein Start-Up-Preis an Karin Fischnaller aus Teis sowie an das Duo „Anger“, bestehend aus Nora Pider und Julian Angerer aus Brixen, verliehen. Heute wurden die Auszeichnungen, die im Zwei-Jahres-Rhythmus vergeben werden, den Preisträgerinnen und Preisträgern im Gustelier – Atelier für Geschmackserfahrung des HGV überreicht. Der Futura-Förderpreis wurde vor 30 Jahren, im Jahr 1990, ins Leben gerufen. Rund 75 Südtirolerinnen und Südtiroler im Ausland sind bisher prämiert worden.
„Seit 30 Jahren zieht er sich wie ein roter Faden durch alle Bewerbungen, der Bezug zu Südtirol“, freute sich die Juryvorsitzende Inga Hosp. „Es ist wichtig, dass die jungen Südtirolerinnen und Südtiroler in die Welt hinaus gehen, aber auch, dass die Verbindung zur Heimat nicht abbricht“, betonte auch HGV-Präsident Manfred Pinzger. Es sei nicht nur eine Herausforderung, sondern vielmehr eine Freude, junge Talente in der Welt ausfindig zu machen, fügte Pinzger hinzu, und dankte Inga Hosp für ihre 30-jährige akribische Tätigkeit als Vorsitzende der Jury. Bei der Preisübergabe waren zudem die Jurymitglieder Elmar Pichler Rolle von der Verlagsanstalt Athesia, Reinhold Marsoner von der Stiftung Südtiroler Sparkasse, Alexander von Egen von der Spezialbier-Brauerei Forst, Ingo Wachtler von der Lebensmittelkette ASPIAG/Despar und Hermann Winkler vom Verein „Südstern – Das Netzwerk für Südtiroler im Ausland“ anwesend.
Die Initiative verfolgt das Ziel, junge Menschen auf ihrem Karriereweg im Ausland nicht nur finanziell, sondern auch ideell zu unterstützen. Getragen wird der Förderpreis von der Verlagsanstalt Athesia, der Tageszeitung Dolomiten, der Stiftung Südtiroler Sparkasse, der Spezialbier-Brauerei Forst, der Lebensmittelkette ASPIAG/Despar und vom Hoteliers- und Gastwirteverband (HGV). Partner der Initiative sind die EURAC und der Verein „Südstern – Das Netzwerk für Südtiroler im Ausland“.
Anna Galler aus Bozen
Anna Galler aus Bozen arbeitet seit drei Jahren als Wissenschaftlerin am Centre de Physique Théorique an der École Polytechnique in Paris. Ihre Forschung beschäftigt sich mit neuen Materialien für energieeffiziente und umweltfreundliche Technologien, insbesondere mit neuen Permanentmagneten für Elektro- und Hybridfahrzeuge und mit umweltfreundlichen Farbpigmenten.
In ihrem aktuellen Forschungsprojekt entwickelt sie theoretische Methoden, um die physikalischen Eigenschaften von Materialien, wie Metallen und Halbleitern, durch Simulationen am Computer vorherzusagen, noch bevor sie von den Projektpartnern an den Technischen Universitäten in Darmstadt und Bordeaux im Labor hergestellt werden. Dabei interessiert sie, ausgehend von den elementaren Bestandteilen der Materialien – den Elektronen und Atomen – und deren quantenmechanischer Wechselwirkung, handfeste Eigenschaften wie die Farbe oder den Magnetismus zu berechnen. Derzeit arbeitet sie an den optischen Eigenschaften von neuen Pigmentmaterialien mit brillanten Farben, welche eine gute Alternative zu herkömmlichen Pigmenten sind, die häufig giftige Schwermetalle enthalten.
Anna Galler hat an der Technischen Universität Wien Theoretische Physik sowie an der Universität Wien Philosophie studiert. In der Festkörperphysik gibt es noch viele offene Fragen und unzählige Materialien zu erforschen und zu entdecken, deshalb möchte Galler auch in Zukunft weiter Forschung betreiben. Südtirol ist für Anna Galler das Zuhause. Sie kommt im Urlaub immer gerne nach Südtirol, um ihre Familie zu besuchen und in den Bergen zu wandern oder Ski zu fahren.
Friederike Pohlin aus Percha
Friederike Pohlin aus Percha ist Teil der Arbeitsgruppe Wildtiermedizin am Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Das Team arbeitet an einer Vielzahl von Forschungsprojekten zur Verbesserung und Entwicklung moderner und artspezifischer Wildtiermedizin als wichtigen Beitrag zum Tier- und Artenschutz und bietet Naturschutzprojekten tierärztliche Unterstützung.
Pohlins spezielles Interesse gilt der Wildtieranästhesie und dem Tierwohl. Der Großteil ihrer bisherigen Arbeit beschäftigt sich mit der Verbesserung von Nashorn-Umsiedlungen, die einen wichtigen Beitrag zum Schutz dieser Tierart darstellen. Nashörner werden wegen ihres Horns gewildert und können durch Umsiedlung in neue Lebensräume gebracht werden, die einen größeren Schutz vor Wilderern bieten. Außerdem werden das Verbreitungsgebiet sowie die genetische Vielfalt der Tiere vergrößert.
Die damit verbundenen Transporte über lange Strecken bedeuten zwangsläufig Risiken für die Tiere. In ihrem Forschungsprojekt beschäftigt sich Pohlin aktuell mit der Quantifizierung des Stresses, mit all seinen Facetten, der für die Nashörner während des Transportes entstehen kann. Ziel dieses Projektes ist es, die potenziellen negativen Aspekte der Umsiedlungen auf die Nashörner zu minimieren und dadurch dem Artenschutz beizutragen. Friederike Pohlin hat an der Veterinärmedizinischen Universität Wien sowie an der Universität für Bodenkultur Wien studiert und an der University of Pretoria in Südafrika ihr Doktoratsstudium absolviert. Heute lebt und arbeitet sie in Wien.
Die Pustertalerin hat erst im Ausland die Heimat richtig lieben gelernt. Am meisten vermisst sie die Berge, die Seen und die Täler sowie die Haflinger. Sie kommt immer gerne nach Südtirol, in das Land, wo das Essen köstlich schmeckt und Jeder jeden kennt.
Lukas Schwingshackl aus Bruneck
Mit evidenzbasierter Ernährungsforschung beschäftigt sich der Brunecker Lukas Schwingshackl. Seit 22018 arbeitet er als Senior Researcher am Institut für Evidenz in der Medizin am Universitätsklinikum in Freiburg. Sein Tätigkeitsfeld umfasst die Evidenzgenerierung zu innovativen gesundheitswissenschaftlichen Fragestellungen, die Verbesserung der Methodik von Ernährungsstudien sowie die Entwicklung neuer Ansätze zur Bewertung der Vertrauenswürdigkeit von Forschungsergebnissen. Mithilfe neuer statistischer Methoden versucht er herauszufinden, wie künftige Ernährungsempfehlungen aussehen könnten, mit dem Ziel, chronische Erkrankungen optimal vorzubeugen und die Umwelt so wenig wie möglich zu belasten. Derzeit ist er zudem an einem Projekt zu Covid-19 als Co-Lead des Themenfelds „Public Health“ beteiligt, das vom deutschen Bundesministerium für Gesundheit mit fünf Millionen Euro gefördert wird.
Lukas Schwingshackl hat Ernährungstherapie an der Landesfachhochschule für Gesundheitsberufe Claudiana und Ernährungswissenschaften an der UMIT Tirol studiert. 2015 folgte seine Promotion an der Universität Wien, gefolgt von einem dreijährigen Aufenthalt als Post-Doc am Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam. 2019 habilitierte er sich im Fach „Public Health Nutrition“ an der Universität Wien, wo er seit 2016 auch als Dozent tätig ist. 2020 wurde er zum ersten Mal in die Liste der weltweit meistzitiertesten Wissenschaftler aufgenommen. Für die Zukunft wünscht sich der Pusterer, so oft wie möglich nach Südtirol zu kommen, um dort seine Familie und Freunde zu besuchen und die herrliche Natur zu genießen. Als ehemaliger Gastdozent an der Claudiana pflegt er außerdem Kontakt mit Forschern in Südtirol. Derzeit plant er ein „Südtirol-affines“ Buchprojekt zu gesunder und nachhaltiger Ernährung.
Karin Fischnaller aus Amsterdam
Von Teis nach München, London, Eindhoven und Amsterdam. Karin Fischnaller hat für ihr Studium und ihre Arbeit bereits mehrere Städte erkundet. Sesshaft ist sie zurzeit in Amsterdam, wo sie als Informationsdesignerin tätig ist. Fischnaller schafft in ihrer Arbeit visuelle Erzählungen, welche stets systematische Veränderungen, technologische Entwicklungen und die Rolle des Designers im komplexen und vieldeutigen Umfeld von heute hinterfragen. 2019 hat sie das Informationsdesign-Studio „The Anderen“ in Amsterdam mitbegründet. Dort führt sie Auftragsarbeiten durch und initiiert eigene Projekte, wie beispielsweise das Projekt „Why Are the Shelves Empty?“ (dt. Warum sind die Regale leer?), welches im Kontext der Online-Ausstellung „GEO-DESIGN: COVID-19. Travelling without moving“ im Oktober veröffentlicht wurde. Dabei wird die Zerbrechlichkeit der Lieferkette von Lebensmitteln und die Ungleichheit im Abhängigkeitsverhältnis der Akteure in der Versorgungskette während der Corona-Pandemie offenbart.
Karin Fischnaller hat Kommunikationsdesign an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in München studiert. Das weiterführende Masterstudium Information Design hat sie an der Design Academy Eindhoven in den Niederlanden absolviert. Für ihre Masterarbeit „Karin and Karin Anders“ hat sie die Zusammenarbeit von menschlicher und künstlicher Intelligenz in der Design-Praxis der Zukunft erforscht. Dafür erhielt sie 2018 die Nominierung für den Gijs Baker Award als Anerkennung für ein herausragendes Forschungs- und Designprojekt.
Nora Pider und Julian Angerer aus Brixen
Nora Pider und Julian Angerer, besser bekannt als ANGER, haben als erste Südtiroler Band im März 2020 den wichtigsten österreichischen Musikpreis gewonnen: Den Amadeus Award in der Kategorie FM4. Die beiden aus Brixen stammenden Künstler arbeiten zielstrebig und mutig an einer Popkarriere, ohne großer Plattenfirma oder mit großen Budgets im Hintergrund. Sie stemmen das meiste allein und trotzdem oder genau deswegen kommen sie und ihre Songs beim Publikum gut an. ANGER wollen Mut machen, alles zu versuchen, groß zu denken, um Schritte zu gehen die noch niemand vorher gegangen ist. Sie sind und wollen Vorbilder sein für jüngere Generationen, für Kunst- und Kulturschaffende, für Visionäre, die innovativ denken und mutig in die Zukunft blicken.
Nora Pider und Julian Angerer sind in Brixen aufgewachsen. Pider hat in Wien zeitgenössische Tanzpädagogik an der Privatuniversität für Musik und Kunst sowie Schauspiel an der Schauspielschule Krauss studiert und schreibt gerade ihre Masterarbeit in Gender Studies an der Universität Wien. Angerer hat Politikwissenschaften an der Universität Wien sowie Computermusik und elektronische Medien an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien studiert.
Mehr zum Förderpreis „Futura“, den Kriterien und allen Preisträgern gibt es im Internet unter www.futura.bz