Von: luk
Ahrntal – “Die Situation im Ahrntal”, betont Bevölkerungsschutzlandesrat Arnold Schuler, “zeigt, dass die Gefahrenzonenplanung für die Gemeinden sehr wichtig ist. Die Arbeiten der Wildbachverbauung werden zunehmend danach ausgerichtet, Gefahrenzonen zu entschärfen und den Schutz vor Naturgefahren zu erhöhen.”
Beim Lokalaugenschein mit Bürgermeister Christian Gartner, Gemeindevertretern und Anrainern wurde festgestellt, dass die Aufräumarbeiten der Wildbachverbauung am Gaiser Graben und am Neuhauserbach sehr gut voranschreiten. Zusätzliche bauliche Schutzmaßnahmen werden bereits angedacht. Landesrat Schuler hat die Gelegenheit genutzt, sich vor Ort ein Bild von der Situation zu verschaffen und mit den Bewohnern und Anrainern der drei betroffenen Häuser am Neuhauserbach zu reden: “In den kommenden Tagen”, erklärt er, “werden Gemeinde- und Behördenvertretern gemeinsam nach einer Lösung suchen, um den von den Unwetterschäden Betroffenen zu helfen. Es soll das Möglichste unternommen werden, um die Sicherheit zu gewährleisten. Die Koordinierung der weiteren Schritte obliegt der Gemeinde.”
“Die Luftaufnahmen”, führt der Direktor für Bevölkerungsschutz Rudolf Pollinger aus, “zeigen eindeutig, dass die Mure vom Schutzdamm aufgehalten bzw. umgelenkt worden ist. Ohne Schutzdamm wären die Häuser vermurt worden und das Schadensausmaß wäre enorm.”
In den vergangenen zwölf Jahren wurden an der Ahr verschiedene Renaturierungsmaßnahmen verwirklicht. Heuer im Mai ist etwa ein Altarm der Ahr reaktiviert worden, um die Entwicklung eines natürlichen Auwaldes zu fördern. “Die Renaturierungsarbeiten an der Ahr haben inzwischen einen internationalen Bekanntheitsgrad erreicht und es kommen regelmäßig Experten aus dem Ausland, um sich Inputs zu holen”, erklärte Agenturdirektor Pollinger beim Lokalaugenschein an der Ahr in der Gatzaue.
In Augenschein genommen wurde dabei mit Gemeindevertretern die Baustelle an der Ahr in Prettau, wo mit dem ersten Baulos derzeit zwei Sohlschwellen aus Zyklopensteinen und Beton errichtet werden. Die bergseitigen Konsolidierungssperren werden gegen Unterspülung gesichert und die bestehenden Uferschutzmauern aus Zyklopensteinen abgetragen, neu errichtet und mit Hilfe von Beton verstärkt. Am orografisch rechten Ufer soll durch den Bau einer Mauer aus Mörtelmauerwerk das Ausufern der Ahr verhindert werden. In diese Verbauung werden rund 300.000 Euro investiert. Eine weitere Million Euro mit EU-Geldern ist bereits genehmigt. Projekt und Bauleitung obliegen Amtsdirektor Sandro Gius, Vorarbeiter ist Hubert Brugger.
Die Verbauungen der Wildbachverbauung der 1970er- und 1980er-Jahre haben an dieser Stelle schlimmere Folgen durch Muren oder Überschwemmungen verhindert. Das letzte große Unwetterereignis liegt genau 30 Jahre zurück: Vom Hang unter dem Knappenegg löste sich im August 1987 eine Mure und richtete in der talwärts liegenden Siedlung schwere Schäden an. Weitere Teile des Ahrntales wurden von der Ahr und ihren Seitenbächen arg in Mitleidenschaft gezogen.
Im Rahmen des EU-Projektes “Einzugsgebietsplan Obere Ahr” (Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung EFRE 2007 – 2013) ließ die Gemeinde Prettau mit Hilfe historischer Recherchen, geomorpholgischer Untersuchungen und Modellierungen einen Teilgefahrenzonenplan für die Wassergefahren ausarbeiten. Dabei zeigte sich, dass auf der orografisch rechten Seite der Ahr Bereiche in der Gefahrenzone liegen. So befinden sich bei der Brücke zum Bruggerhof zwei Gebäude in der blauen Zone, die rote Zone reicht von der Mühle bis zur Staatsstraße, drei weitere Häuser liegen in der gelben Zone. Da die bestehenden Konsolidierungssperren und Uferschutzmauern Schäden aufwiesen und ihre Schutzfunktion nicht mehr erfüllen können, erarbeitete das Amt für Wildbach- und Lawinenverbauung Ost der Agentur für Bevölkerungsschutz ein Projekt, um die Gefahr zu entschärfen, die von der Ahr ausgeht. Mit dabei waren Bürgermeister Helmuth Klammer, Vizebürgermeister Markus Gartner, Amtsdirektor Sandro Gius, der auch bei dieser Baustelle Projektant und Bauleiter ist, und Vorarbeiter Hubert Brugger.
“Wir stellen zunehmend nach Ereignissen fest”, erklärte Agenturdirektor Pollinger, “dass es eine hohe Übereinstimmung zwischen den Gefahrenzonenplänen und den eingetretenen Schadensfällen gibt. Die Gefahrenzonenplanung macht auf jeden Fall Sinn, da so der Schutz vor Naturgefahren wie Hochwasser oder Muren erhöht werden kann.” Bürgermeister Klammer bedankte sich bei Landesrat Schuler und bei der Wildbachverbauung für die Unterstützung im Rahmen der Gefahrenzonenplanung und die gute Zusammenarbeit.
Bevölkerungsschutzlandesrat Arnold Schuler und der Direktor der Agentur für Bevölkerungsschutz Rudolf Pollinger haben gestern auch die Baustelle am Walcherbach in der Marche in St. Peter in der Gemeinde Ahrntal besichtigt. Dort ist das Amt für Wildbach- und Lawinenverbauung Ost derzeit damit befasst, vier bestehende Ablenkdämme am Walcherbach zu verlängern bzw. zu erhöhen. Mit dieser Maßnahme sollen ca. 30 Häuser, die sich laut Teilgefahrenzonenplan der Gemeinde Ahrntal in der gelben bzw. blauen Zone befinden, vor Überschwemmungen bzw. Übermurungen geschützt werden. In der Vergangenheit richteten der Walcherbach wie auch der etwas weiter südlich gelegene Hollenzbach immer wieder verbreitet Schäden an. Bereits in den 1970er-Jahren wurde deshalb der Unterlauf des Baches verbaut.
In Folge wurde eine Rückhaltesperre aus Stahlbeton mit einem Fassungsvermögen von ca. 14.000 Kubikmetern errichtet, um angeschwemmtes Material zurückzuhalten. Zudem wurden Ablenkdämme und Abweismauern errichtet, um die im Mündungsbereich von Walcherbach und Ahr gelegenen Höfe und Siedlungen, Straßen und Kulturgründe abzusichern. Nach weiteren Murabgängen etwa in den Jahren 2005 und 2012 mussten verschiedene Instandhaltungsarbeiten durchgeführt werden.