Hautkrebs nimmt in Südtirol zu

Gesund leben, dem Krebs vorbeugen

Samstag, 03. Februar 2018 | 17:52 Uhr

Bozen – Der eigene Lebensstil trägt dazu bei, das Krebsrisiko zu minimieren. Worauf geachtet werden sollte und wie die aktuellen Zahlen bezüglich Krebserkrankungen in Südtirol aussehen – darüber informierten anlässlich des Weltkrebstages zahlreiche Experten auf Einladung der Südtiroler Krebshilfe.

Unsere Körperzellen teilen sich tagtäglich. Dabei kann es zur Schädigung des Erbmaterials kommen, was wiederum zur Entstehung von Tumorzellen führen kann. Doch ist es genetisch bedingt, Zufall oder trägt der Lebensstil dazu bei, dass sich ein Tumor bildet? Alle drei Faktoren spielen eine Rolle. Heute weiß man jedoch, dass das Tumorrisiko bei manchen Krebsarten durchaus von der eigenen Lebensweise bestimmt wird. Wenn man die heute bekannten Auslöser vermeidet, trägt man also dazu bei, die Wahrscheinlichkeit an Krebs zu erkranken zu minimieren. „Ein gesunder Lebensstil bedeutet dabei nicht, nur Verzicht zu üben. Es gilt vielmehr bewusst und achtsam mit sich umzugehen“, so Ida Schacher Baur, Präsidentin der Südtiroler Krebshilfe.

Risikofaktoren und Screening-Programme in Südtirol

„Wie Studien beweisen, können einzelne Tumore verschiedenen Risikofaktoren zugeordnet werden“, erläutert Dr. Guido Mazzoleni, Primar der Abteilung Pathologische Anatomie und Histologie am Krankenhaus Bozen. So führen beispielsweise Rauchen, Übergewicht, zu wenig Bewegung, Alkoholkonsum oder Umwelteinflüsse zu erhöhtem Krebsrisiko. Ein gesunde Lebensweise sowie die Teilnahme an den Screening-Programmen sind wirksame Methoden zur Vorsorge und Früherkennung von Krebserkrankungen. Derzeit werden in Südtirol drei Screening-Programme angeboten: Der Pap-Test zur Früherkennung des Gebärmutterhalses, der von 30,7 Prozent der Zielgruppe in Anspruch genommen wird, die Mammografie (49,7 Prozent Teilnahme) und der Stuhlblut-Test zur Darmkrebs-Früherkennung (39,3 Prozent Teilnahme).

Häufigkeit und Krebsarten in Südtirol

In Südtirol erkranken pro Jahr 2.833 Menschen an Krebs, davon 1.546 Männer und 1.287 Frauen (Zeitraum 2008-2012).

Die häufigsten Krebsarten bei Männern sind der Prostatakrebs, gefolgt vom Kolon-Rektum-Karzinom und Lungenkrebs. Frauen erkranken am häufigsten an Brustkrebs, gefolgt vom Kolon-Rektum-Karzinom und Lungenkrebs. Im Durchschnitt versterben jährlich 1.357 Südtirolerinnen und Südtiroler an einer Krebserkrankung (Zeitraum 2009-2013), davon 745 Männer und 612 Frauen. Die tödlichsten Krebsarten sind dabei der Lungenkrebs bei Männern sowie der Brustkrebs bei Frauen. Die positive Nachricht dabei: Die Inzidenzrate (Wahrscheinlichkeit, an Krebs zu erkranken) ist in den vergangenen Jahren gesunken, insbesondere für Männer. Zurückgeführt wird dies unter anderem auf die veränderten Rauchgewohnheiten. Auch bei der Sterblichkeitsrate gibt es Veränderungen: Bei den Männern hat sich diese vermindert, bei den Frauen ist sie stabil geblieben.

Sonne nur mit Sonnenschutz genießen

Im steigenden Ausmaß begriffen sind Hauttumore, die man in den drei Arten Melanom, Plattenepithelkarzinom und Basalzellkarzinom unterteilt. Das Melanom (schwarzer Hautkrebs) ist der gefährlichste bösartige Hauttumor; UV-Strahlung und Sonnenbaden ohne Sonnenschutz erhöhen das Risiko zur Bildung eines Melanoms wesentlich. Südtirol weist dabei die höchste Erscheinungshäufigkeit Europas auf: Hier erkranken die meisten Personen an einem Melanom. „Das Melanom wird in fünf bis zehn Jahren der vierhäufigste metastasierende Tumor in Ländern mit überwiegend hellhäutiger Bevölkerung sein wird. Eine ähnliche Zunahme der Melanom-Inzidenz kann auch lokal in Süd- und Nordtirol nachgewiesen werden“, berichtete Professor DDr. Klaus Eisendle, Primar an der Abteilung Dermatologie im Krankenhaus Bozen. Diese Abteilung führt pro Jahr zirka 5.000 Exzissionen in Lokalanästhesie durch: die Hälfte davon sind maligne Hautveränderungen, die restlichen werden bei Verdacht auf Malignität entfernt. Unter sieben verdächtigen Muttermalen ist eines ein Melanom. Verstärkte Präventionsprogramme mit regelmäßigem Hautkrebsscreening für die gesamte Bevölkerung wären hilfreiche Methoden zur Früherkennung. Doch auch jeder selbst kann dazu beitragen, das Melanom-Risiko zu senken: So ist der Besuch in Solarien stark krebserregend, während konsequenter Sonnenschutz, vor allem bei Kindern, das Risiko senkt. „Ein intelligenter Umgang mit der Exposition in der Sonne ist anzuraten: Im Freien spielen und sporteln Ja, nackt in der Sonne liegen Nein“, bringt es DDR. Klaus Eisendle auf den Punkt. Ein geeigneter Sonnenschutz ist zudem die beste Anti-Aging-Medizin, denn mit weniger Sonneneinstrahlung reduziert sich auch die Faltenbildung.

Wie gesunde Ernährung das Krebsrisiko senken kann

„30 bis 40% der Krebserkrankungen gehen auf falsche Ernährungsgewohnheiten zurück“,  erläuterte Dr. Michael Kob von der Abteilung Klinische Ernährung am Krankenhaus Bozen. So ist Adipositas (starkes Übergewicht) ein Risikofaktor für mindestens 13 Krebsarten. Das Risiko an Darmkrebs zu erkranken, steigt mit hohem Fettkonsum, erhöhter Alkoholzufuhr und der hohen Aufnahme von Substanzen, die beim Grillen oder Räuchern entstehen. Der Verzehr von Fleisch und die Häufigkeit von Darmkrebs stehen ebenso nachgewiesen in Zusammenhang. „Eine ausgewogene Ernährung sowie die Kombination bestimmter Nahrungsmittel können zur Stärkung der körpereigenen Abwehr beitragen, die Heilung fördern und das allgemeine Wohlempfinden heben“, so Michael Kob. Essen aus frischen Zutaten zubereiten, feiern ohne Kater am Morgen und auf ein normales Körpergewicht achten: Mit diesen drei Faktoren hat man schon viel getan, um das Krebsrisiko zu vermeiden.

Bewegung hält gesund

Unverzichtbar fürs Wohlbefinden ist zudem ausreichende Bewegung. „Zahlreiche wissenschaftlich fundierte Beobachtungsstudien zeigen, dass Menschen, die viel Sport treiben und/oder sich regelmäßig bewegen, um bis zu 30% seltener an Krebs erkranken als Personen, die einen körperlich inaktiven Lebensstil führen“, erläutert Dr. Stefan Resnyak, Primar des Landesweiten Dienstes für Sportmedizin. Für den Gesunden wird 150 Minuten pro Woche Ausdauertraining mit moderater Intensität oder 75 Minuten pro Woche mit höherer Intensität empfohlen sowie mindestens zweimal wöchentlich anstrengendes Krafttraining für alle großen Muskelgruppen. Wenn dies nicht möglich ist, gilt: Jede Bewegung ist besser als keine und es ist nie zu spät, damit anzufangen! Mit Sport und Bewegung kann man auch den Krankheitsverlauf bei einer Tumorerkrankung positiv beeinflussen. Regelmäßige körperliche Aktivität wirkt den zahlreichen Nebenwirkungen einer Krebserkrankung und deren Therapie entgegen. Um das Verletzungsrisiko so gering wie möglich zu halten, sollten sich Krebspatienten durch den behandelnden Arzt oder Sportmediziner beraten lassen. „Unter anderem ist zu beachten, dass sich der körperliche Zustand je nach Tumorart und im Laufe der onkologischen Behandlung stark verändern kann. Eine regelmäßige sportspezifische Untersuchung ist daher sinnvoll, um die geeignete Bewegungsart und den therapeutisch effektivsten Bewegungsumfang individuell abzustimmen“, erläutert Dr. Resnyak. Bis auf wenige Ausnahmen kann möglichst früh nach der Operation oder begleitend zur Tumortherapie mit der Bewegung begonnen werden – am besten unter fachlicher Anleitung in den sogenannten AFA-Gruppen.

 

Von: luk

Bezirk: Bozen