Von: mk
Brixen – Seit 28. Dezember 2018 mobilisieren die Gewerkschaften die Angestellten der Agentur für Einnahmen in Südtirol. Die Angestellten klagen über Personalnotstand und überbordende Arbeit. Die Proteste gehen auch heuer weiter.
Seit einigen Jahren haben der akute Personalmangel, das enorme Arbeitspensum und der damit einhergehende Stress zu einem tiefen Unbehagen geführt. Der lokale Führungsstab habe die Situation nur verschärft, kritisieren die Gewerkschaften CGIL/AGB ÖB, UILSGK/UILPA und FLP.
Viele Angestellte müssten sich gleichzeitig mehreren Arbeitsaufgaben widmen oder seien verschiedenen Diensten zugeordnet, ohne dabei tatsächlich Zeit zu haben, die verschiedenen komplexen Bereiche und Materien des Steuerrechts vertiefen zu können. Derartige Arbeitsbedingungen führten zu Sorge und Angst beim Personal. Gleichzeitig sei der lokale Führungsstab mit Disziplinarmaßnahmen nicht zimperlich.
Diese Umstände seien bereits 2018 von einer sogenannten Fokusgruppe erhoben und erfasst worden. Die Fokusgruppe wurde von einer Psychologin aus der Personalzentraldirektion in Rom geleitet und befasste sich mit dem betrieblichen Wohlbefinden.
Die Provinzialdirektion Bozen sei weiters nicht imstande, zufriedenstellende Dienste den Steuerzahlern und Bürgern zu gewährleisten, was man etwa an den Warteschlangen vor den Schaltern oder etwa bei Nichteinhaltung von Fristen für die Pflichterfüllungen sehe, wie zum Beispiel von Steuerrückerstattungen. Dies wurde bereits in den lokalen Medien aufgezeigt und angekreidet.
Die Einheitliche Gewerkschaftsvertretung der Personals (Personalrat) und die Gewerkschaftsorganisationen CGIL/AGB, UILPA/SGKÖV und FLP fordern:
· für die Provinzialdirektion Bozen einen Vollzeit-Direktor, auch im Sinne des Antikorruptionsgesetzes mit entsprechender Rotation
· die Bearbeitung der Rückstände durch telematische Auslagerung auf andere Sitze, wie es bereits auf Staatsebene möglich ist
· einen außerordentlichen Einstellungsplan (mindestens 100 Personen) mit entsprechenden Anreizen; z.B.: flexibler Stundenplan und Reisekostenvergütung
· die temporäre Ausnahmeregelung bezüglich der Zweisprachigkeitspflicht
„In Anbetracht der Tatsache, dass die Verwaltung seit Dezember 2018 nicht imstande ist, die grob kritische Sachlage zu verbessern, führen die Gewerkschaftsorganisationen und die einheitliche Gewerkschaftsvertretung des Personals den Ausnahme- und Mobilisierungszustand weiter“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Aus gegebenem Anlass wird am 19. Februar 2020 zwischen 11.30 und 13.00 Uhr eine Gewerkschaftsversammlung vor den Büros der Agentur für Einnahmen in Brixen abgehalten, „um auch den Bürgern die Gründe der Protestkundgebung zu erklären und gleichzeitig Solidarität und Verständnis für die Steuerzahler, die das schlechte Funktionieren und die Verzögerungen in den Diensterfüllungen dieser Agentur hinnehmen müssen, zu zeigen“.