Von: luk
Bozen – 2019 war für die Gleichstellungsrätin – als Anlaufstelle für Diskriminierungen am Arbeitsplatz aufgrund des Geschlechts – ein arbeitsintensives Jahr. Die Beratungen sind gegenüber dem Vorjahr um 73 Prozent gestiegen, im Vergleich zum Jahr 2014, als die Anlaufstelle beim Landtag angesiedelt wurde, um mehr als 400 Prozent. „Dies ist ein Hinweis, dass wir bekannter werden, aber auch, dass die Netzwerke funktionieren“, so Gleichstellungsrätin Michela Morandini. Seit 2017 ist das Büro der Gleichstellungsrätin auch Geschäftsstelle des Südtiroler Monitoringausschusses für die Rechte von Menschen mit Behinderungen.
Über das ganze Jahr verstreut hatte die Gleichstellungsrätin über 2.500 Kontakte. Insgesamt wurden 560 Fälle bearbeitet, davon 529 konkrete Beratungsprozesse, wie sich aus dem Tätigkeitsbericht ergibt, der zum Download bereitsteht: https://www.gleichstellungsraetin-bz.org/publikationen.asp. Im Vorjahr waren es 305 Fälle. Dies bedeutet einen Anstieg zum Vorjahr um 73 Prozent., davon waren 25 Prozent Informationsgespräche, 43 Prozent Beratungen über einen längeren Zeitraum hinweg und 31 Prozent Mediationen. Die Zahl an Mediationen zwischen Arbeitnehmerseite und Arbeitgeberseite steigt von Jahr zu Jahr an, im Vorjahr waren es 26 Prozent.
Aufgeschlüsselt nach Sprachzugehörigkeit gehören 56 Prozent der deutschen Muttersprache, 37 Prozent der italienischen, fünf Prozent der ladinischen und weitere zwei Prozent anderen Sprachgruppen an.
Was die Bereiche, aus denen die Klientinnen und Klienten stammen angeht, kamen 44 Prozent der Arbeitnehmer/-innen aus dem öffentlichen Bereich, 22 Prozent aus dem Bereich Handel, 17 Prozent aus dem Bereich Gastgewerbe, elf Prozent aus dem Bereich Industrie und vier Prozent aus dem Bereich Handwerk. Zu den Vorjahren hat der Anteil an öffentlichen Bediensteten abgenommen.
Die Hauptanliegen, mit denen die Klientinnen und Klienten sich an die Gleichstellungsrätin wenden, haben sich nicht verändert. Mobbing bleibt mit 30 Prozent das „Topthema“, gefolgt von der Vereinbarkeit von Familie und Beruf (22 Prozent) und mit dem damit zusammenhängenden Thema der Kündigung von Müttern innerhalb des ersten Lebensjahres des Kindes (18 Prozent). Die weiteren Themen, mit denen sich die Personen an die Gleichstellungsrätin gewandt haben, waren Übergriffe und Stalking am Arbeitsplatz, Abbruch von Arbeitsverhältnissen, Veränderungen des Aufgabenprofils, Gehalt, Karriereentwicklung, Versetzungen und Zugang zu Fort- und Weiterbildungen.
„Die Themen, mit denen sich die Personen an mich wenden, spiegeln die Realität in der Arbeitswelt“ wider, so die Gleichstellungsrätin. Zum Thema der Vereinbarkeit von Familie und Beruf waren es vor allem Frauen, die sich an die Gleichstellungsrätin gewandt haben. „Solange Frauen die Hauptverantwortlichen für die Fürsorgearbeit sind, zahlen sie einen hohen Preis. Die Mutterschaft scheint dabei immer noch der höchste Diskriminierungsfaktor zu sein. Mutterschaft wird häufig mit Ausfall gleichgesetzt“, so Morandini. Darauf weist die hohe Zahl der Kündigungen innerhalb des ersten Lebensjahres hin. 2019 waren es 847 Frauen im Gegensatz zu den 619 Frauen im Jahre 2012. Der am meisten angegebene Grund ist immer noch die Unmöglichkeit der Vereinbarkeit Familie und Beruf.
Seit Jänner 2017 ist der Südtiroler Monitoringausschusses für die Rechte von Menschen mit Behinderungen bei der Gleichstellungsrätin angesiedelt. Er hat die Aufgabe, die Einhaltung der Rechte für Menschen mit Behinderungen laut UN-Konvention zu überwachen. Der Monitoringausschuss setzt sich aus fünf Selbstvertreterinnen und Selbstvertretern, einer Fachperson aus dem Bereich Chancengleichheit und Antidiskriminierung und einer Fachperson aus dem wissenschaftlichen Bereich der Inklusion zusammen. Sie werden von weiteren sechs Expertinnen und Selbstvertreterinnen und -vertretern unterstützt. 2019 wurde der Fokus auf die Themen Arbeit und Inklusion und Mobilität und Zugänglichkeit für Menschen mit Behinderungen in Südtirol gelegt. Dazu fanden Treffen mit den politischen Entscheidungsträgerinnen und -trägern statt, bei denen die Forderungen offengelegt wurden. Zudem hat der Montoringausschuss zusammen mit anderen Vereinen für Menschen mit Behinderungen die Kampagne „Du + Ich gemeinsam. Zehn Jahre UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen in Italien“ ins Leben gerufen. „Der Monitoringausschuss arbeitet aktiv auf dem Territorium mit vielen Vereinen zusammen, um die Einhaltung der Rechte von Menschen mit Behinderungen zu garantieren. Auch wenn in den letzten Jahren Vieles getan worden ist, die Herausforderung bleibt weiterhin, die volle Inklusion zu garantieren. Dafür wird sich der Monitoringausschuss weiterhin einsetzen“, so die Vorsitzende Morandini.