Von: luk
Bozen – Das Projekt BrennerLec hat unlängst eine seiner abschließenden Testphasen bestritten. Es laufen nun die Vorbereitungen, das erfolgreiche Projekt als ein Modell für ein dynamisches Geschwindigkeitsmanagement zu etablieren, das auch außerhalb der A22 angewandt werden kann. „Die bislang durchgeführten Studien haben gezeigt, dass eine vorausschauende Regelung der Geschwindigkeit dazu beiträgt, verschiedene Schadstoffemissionen – einschließlich Lärm – zu reduzieren und gleichzeitig den Verkehr flüssiger und somit sicherer zu gestalten“, bescheinigt Roberto Ghezzi den Erfolg des Projektes. Ghezzi ist der Koordinator des Überwachungsausschusses für das EU-Projekt LIFE, das den Rahmen für das Pilotprojekt BrennerLec bildet. „Ich bin davon überzeugt, dass BrennerLec nun erweitert und auf andere Bereiche übertragen werden kann, die nicht zwingend in Zusammenhang mit einer Autobahn stehen“, so Ghezzi. „Wir arbeiten an einer sogenannten ‚grünen Zukunft‘ für den Brennerkorridor“, erinnert der Geschäftsführer der Brennerautobahngesellschaft Diego Cattoni. „Dabei glauben wir daran, dass wir die Herausforderung der Nachhaltigkeit nur durch Innovation gewinnen können“, so Cattoni. „Werden die Projekte, die wir als Brennerautobahn entwickeln, zu einem Gemeingut, so würde uns dies mit großer Freude erfüllen.“
Das Projekt BrennerLec wird von der Europäischen Kommission gefördert und von der Brennerautobahngesellschaft mit Unterstützung der Autonomen Provinzen Bozen und Trient, der Universität Trient, dem NOI Techpark und dem Unternehmen Sisma koordiniert. Die Studie hat sich in den vergangenen Jahren mit zwei Zielen auseinandergesetzt, die auf dem ersten Blick widersprüchlich erscheinen: die Verringerung der Schadstoffausstoße und die Reduzierung der Fahrtzeiten bei starkem Reiseverkehr. Bei einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 100 km/h sinkt die Kohlendioxyd-Konzentration um zwölf Prozent, erinnert die Universität Trient. Die Fahrtzeiten hingegen verkürzen sich im Vergleich zu einem ähnlich verkehrsstarken Tag um 36 Prozent, weil durch einen flüssigeren Verkehr das Stop-and-Go-Phänomen reduziert werden kann.
Was die A22 betrifft”, bemerkt der Präsident der Brennerautobahn AG Hartmann Reichhalter, “werden die erzielten Ergebnisse dank der geplanten Erhöhung der Anzahl der Wechselverkehrszeichen, die auf der dritten dynamischen Fahrspur in Betrieb sind, eine Ausweitung des dynamischen Geschwindigkeitsmanagements von Bozen Süd bis Verona Nord ermöglichen, um Störungen zu reduzieren, den Verkehr zu verflüssigen und gleichzeitig die Gesundheit der Anwohner der A22 zu schützen”. Der Weg für eine Replikation des Modells außerhalb der A22 bleibt offen. Die erste Zusammenarbeit könnte die österreichische Konzessionsgesellschaft Asfinag einbeziehen: eine Abstimmung zur Harmonisierung der Maßnahmen von Kufstein bis Affi.
„Was hingegen Italien betrifft“, bemerkt Ghezzi, „so sehe ich nur einen einzigen Haken: unsere Straßenverkehrsordnung erlaubt es momentan nicht, eine Geschwindigkeitsbegrenzung aus Umweltschutzgründen einzurichten, sondern nur aus Sicherheitsgründen. In diesem Bereich wäre eine Harmonisierung auf europäischer Ebene sinnvoll. Verbrennungsmotoren werden zwar eines Tages auslaufen, aber bis dahin wird es noch eine Weile dauern.“ Der technische Generaldirektor der Brennerautobahngesellschaft Carlo Costa, der das Projekt von Beginn an koordiniert, zeigt sich zufrieden. „Der Wert des Projektes BrennerLec liegt im Nachweis, dass wir uns nicht zwischen effizienten Transportwegen und Umweltschutz entscheiden müssen“, so Costa. „Ein vorausschauendes Verkehrsmanagement erlaubt es uns, beide Ziele gleichzeitig zu verfolgen.“