Von: luk
Bozen – Das Handwerk in Südtirol blickt trotz großer Herausforderungen optimistisch in die Zukunft. “Es gilt die Chancen zu nutzen.”
Das Jahr 2022 hätte dem Südtiroler Handwerk wohl kaum unterschiedlicherer und komplexere Herausforderung bieten können. Der Konflikt in Osteuropa führte nicht nur zu einem exponentiellen Anstieg der Gas-, Strom- und Kraftstoffpreise, sondern auch zu der Befürchtung einer Stagflation. Dazu kam der plötzliche Rohstoffmangel, ebenso wie Schwierigkeiten bei den Lieferketten, dennoch: „Das Südtiroler Handwerk hat einmal mehr seine Kompetenz, Lösungsorientiertheit und Systemrelevanz bewiesen, allen Widrigkeiten zum Trotz“, stellt lvh-Präsident Martin Haller fest.
Ausblick auf 2023
In den Fokus rücken, nicht nur deshalb, auch immer mehr die Themen Nachhaltigkeit und Resilienz. lvh-Vizepräsident Hannes Mussak betont: „Wie wir zukünftig wirtschaften, bauen, wohnen oder welche Energieformen wir nutzen, hängt mit dem Handwerk zusammen. Die Handwerkerinnen und Handwerker fertigen langlebige Qualitätsprodukte, installieren klimafreundliche Technik, stärken den lokalen Wirtschaftskreislauf, sind Ausbilder für unsere Jugend und ehrenamtlich aktiv. Auf diese Basis wollen wir aufbauen und 2023 über Leuchtturmprojekte in die Zukunft arbeiten.“ Mit Eurac Research als wissenschaftlicher Partnerin erarbeitet der lvh unter Berücksichtigung des Ziels der Klimaneutralität bis 2040 die Chancen und Herausforderungen für ein nachhaltiges Handwerk.
Ein Projekt mit IDM Südtirol hat das Ziel Nachhaltigkeitsstandards zu erstellen, um Handwerksbetriebe in allen drei Säulen der Nachhaltigkeit – Ökologie, Ökonomie und Soziales – zu stärken. Zudem ist die zweite Auflage des Nachhaltigkeitslehrgangs geplant. Dieser gibt den Teilnehmern die Möglichkeit aus dem Blickwinkel des eigenen Unternehmens und mit viel Praxisbezug in das Thema einzutauchen.
Auf Dauer gelte es eine höhere Energiesicherheit anzustreben, etwa durch Ausbau der erneuerbaren Energien und Diversifikation der Energieimporte. Der lvh begrüßt daher die von der Landesregierung kürzlich beschlossenen Maßnahmen. „Die neuen Richtlinien für Beiträge im Energiebereich mit dem Schwerpunkt auf die energetische Sanierung und Förderung von Fotovoltaik-Anlagen und Speicherbatterien zur Deckung des Strombedarfs sind ein wichtiges Signal und unterstützen diesen Weg. Dass dies nun auf kleine Unternehmen ausgeweitet wurde, ist sehr begrüßenswert“, zeigt sich lvh-Präsident Martin Haller zufrieden.
Nach den Erfolgen der Südtiroler Junghanderker bei den WorldSkills-Weltmeisterschaften der Berufsgruppen, im vergangenen Jahr (vier Medaillen), stehen 2023 die EuroSkills und Landesmeisterschaften an, auf die es sich bereits jetzt vorzubereiten gilt. „Die Wettbewerbe zeigen, dass Südtirols Junghandwerker/innen zu den besten der Welt gehören. Sie machen sichtbar, wie hoch die Ausbildungsqualität in Südtirol ist. Dies gilt es noch stärker sichtbar zu machen“, betont lvh-Präsident Martin Haller.
Urbanistik und öffentliche Aufträge
Die Landesregierung eröffnete das Verfahren für die Ergänzung des „Landschaftsleitbildes Südtirol“, mit dem verbindliche Mindestvorgaben für die Landschaftspläne festgesetzt werden. „Wir werden jegliche Chance in Zusammenarbeit mit den Landtagsabgeordneten Gert Lanz nutzten, um die Anliegen des Handwerks einzubringen“, erläutert lvh-Präsident Martin Haller. „Der ländliche Raum ist auch Wirtschaftsraum. Es geht deshalb darum gemeinsam darüber zu diskutieren, welche Rahmenbedingungen wir für Südtirol als Natur-, Lebens- und Wirtschaftsraum schaffen.“
Bei öffentlichen Aufträgen wird es ab diesem Jahr zusätzliche Möglichkeiten für Änderungen während der Ausführungsphase geben. Damit wird auf die aktuelle Situation und die Herausforderungen der Betriebe reagiert. Die ANAC hat bestätigt, dass unvorhergesehene und unvorhersehbare Ereignisse eine Preisänderung über das öffentliche Auftragswesen rechtfertigen.
lvh-Wahlen und Zusammenarbeit mit der Politik
In über 110 lvh-Ortsgruppen und 60 lvh-Berufsgemeinschaften stehen im Jahr 2023 Wahlen an. Dank und Anerkennung gilt dabei den Althandwerkerinnen und Althandwerkern, auf deren Arbeit und Einsatzbereitschaft die nächste Generation aufbaut. Der lvh achtet deshalb besonders darauf, die Frauen im Handwerk, sowie die Junghandwerker/innen verstärkt zur Mitarbeit zu bewegen und ihrer Sichtweise mehr Gewicht zu geben. Auch die ehrenamtliche Einsatzbereitschaft muss hier unterstrichen werden. Das Handwerk hat ein starkes Ehrenamt und ist Eckpfeiler seiner Struktur.
Fortsetzen möchte die Verbandsspitze auch die gute Zusammenarbeit und die lösungsorientierte Diskussion mit der lokalen Politik, ebenso wie den Südtiroler Parlamentariern. Ziel des Präsidiums ist hierbei immer die Stärkung des Südtiroler Handwerks, wie lvh-Vizepräsident Giorgio Bergamo unterstreicht. „Unsere Betriebe sind wertvolle Arbeitgeber und Ausbilder. Als Grundpfeiler des Südtiroler Wirtschaft sollte das lokale Handwerk gestärkt und die Verantwortung der Betriebe belohnt werden.“ Dazu will der lvh die Chancen im Hinblick auf den PNRR voll nutzen. „Auch bei der Umsetzung des nationalen Aufbau- und Resilienzplans müssen die Kleinst- und Kleinunternehmen involviert und beteiligt werden“, bekräftigt lvh-Vizepräsident Mussak. Um dies zu erreichen, braucht es den Austausch mit der Politik. „Wir benötigen Unterstützung und Maßnahmen, die Entlastungen bewirken, auf bürokratischer, steuerlicher und energietechnischer Ebene. Hierfür wird sich der lvh auch im neuen Jahr stark machen“, so abschließend der Verbandschef, Martin Haller.