Regionales Saatgut gewinnen und vermehren

Heimische Wildkräuter und Wildblumen sollen aufblühen

Montag, 14. Mai 2018 | 12:01 Uhr

Bozen – Bei einem Treffen der Abteilung Forstwirtschaft mit dem Versuchszentrum Laimburg und Bioland wurde ein Projekt zu Saatgutgewinnung und Vermehrung angestoßen.

Ein neues Projekt zur Saatgutgewinnung und Vermehrung regionaler Wildkräuter und Wildblumen stand im Mittelpunkt der Sitzung mit Landesrat Arnold Schuler, Bioland-Obmann Toni Riegler und Berater Dietmar Battisti, Direktor Michael Oberhuber und Giovanni Peratoner von der Sektion Berglandwirtschaft am Versuchszentrum Laimburg, dem Direktor der Agentur Landesdomäne Josef Schmiedhofer und dem Direktor des Amtes für Forstplanung und stellvertretenden Abteilungsdirektor Günther Unterthiner.

Das Versuchszentrum Laimburg wurde nach diesem Treffen am Freitag beauftragt, eine Arbeitsgruppe aus Vertretern von Laimburg und Bioland, Eurac und dem Landesmuseum für Volkskunde in Dietenheim – das bereits Erfahrung in diesem Bereich hat – zu bilden. Die Abteilung Forstwirtschaft und die Landesdomäne kommen in der Phase der Bepflanzung dazu.

Für mehr Diversität und Nützlinge

Erster Schwerpunkt soll Saatgut für die Einsaat in den Obst- und Weinbauanlagen sein, damit wird eine Erhöhung der Diverstität und der Nützlinge erreicht. Blühstreifen sollen die Artenvielfalt unterstützen. In weiterer Folge sollen auch heimische standortangepasste Mischungen entwickelt werden. Derzeit wird bei Einsaaten, Begrünungen und Renaturierungsarbeiten in Südtirol meist auf gebietsfremdes Saatgut zurückgegriffen, nicht nur für den ganzen privaten Bereich, sondern auch im öffentlichen Raum.

“Dies ist eine wichtige und wertvolle Initiative in mehrfacher Hinsicht”, unterstreicht Agrarlandesrat Arnold Schuler, “heimische Pflanzen werden in den Vordergrund gestellt, die Biodiversität wird gefördert; lokales Saatgut und lokale Pflanzen harmonieren viel besser mit den Nützlingen.”

Förderung des autochthonen Saatgutes

Die Pionierarbeiten von Florin Florineth ab den späten 1970-er Jahren im Zusammenhang mit der Renaturierung von Hochlagenstandorten haben wichtige Akzente gesetzt: In Berggebieten Südtirols wurden gezielt Samen von Arten gesammelt, denen eine wichtige Rolle im Renaturierungsprozess zukam, und in großen Saatgutanstalten vermehrt, zunächst in Amerika, dann in Europa. Diese Ansätze wurden aber nicht dahingehend weiterverfolgt, dass heute auch für andere Anwendungsbereiche – vor allem im Naturschutz – lokales Saatgut zur Verfügung stehen würde.

Der flächendeckende Einsatz von gebietsfremdem Saatgut hat einschneidende Folgen für die Natur in Südtirol: Da dieses Saatgut nicht aus Südtirol stammt, ist es zum Teil nicht an die lokalen Standortbedingungen angepasst. Zudem können die eingeführten Pflanzen mit heimischen Biotypen bzw. Arten in Konkurrenz treten. Durch den Kontakt mit Fremdherkünften kann das Erbgut der bodenständigen Pflanzenpopulationen verändert werden. Regionale Biotypen, also gebietsspezifische Anpassungen, können dadurch verdrängt werden. Änderungen können auch andere Organismen negativ beeinflussen, etwa Nektar sammelnde und bestäubende Insekten, die an die heimische Flora angepasst sind. Grundgedanke des autochthonen Saatgutes ist es, die innerartliche Diversität zu erhalten.

Zwei Kategorien von Wildpflanzen-Saatgut

In der ersten Kategorie muss das Saatgut in größerem Maßstab vermehrt werden, in der zweiten wird das Saatgut direkt von Spenderflächen entnommen. Gefördert wird auch die Vermehrung von einzelnen Arten, die in größeren Mengen gebraucht werden, etwa Rotklee, Weißklee, Wundklee, einheimische Schwingel-Arten, die vor allem für Biobauern und Begrünungen wichtig sind, zum Beispiel für die Ansaat in Fahrgassen. Der allergrößte Teil des in Südtirol benötigten Saatgutes fällt in diese Kategorie.

Naturschutz-Saatgut für spezielle Flächen

Beim Naturschutz-Saatgut für spezielle Flächen wird in der Regel nicht auf vermehrtes Material zurückgegriffen, das Saatgut wird vielmehr direkt von einer nahegelegenen Spenderfläche abgesammelt und auf die zu bepflanzende Fläche ausgebracht. Es ist wichtig, dass die Spenderfläche eine ähnliche Ökologie wie die Empfängerfläche aufweist. Ziel ist es, wertvolle, stark verinselte Habitate zu erweitern. Ein Beispiel dafür ist die Renaturierung des Biotopes Millander Au mit der Wiederherstellung der Feuchtwiese.

Von: mk

Bezirk: Bozen