Von: luk
Innsbruck – Der Ionenphysiker Roland Wester von der Universität Innsbruck erhält einen ERC Advanced Grant. Dies ist die höchstdotierte Förderung, die vom Europäischen Forschungsrat vergeben wird. Der profilierte Wissenschaftler und sein Team erhalten für ihre Forschungen in den nächsten fünf Jahren bis zu 2,5 Millionen Euro.
Mit den ERC Advanced Grants werden herausragende Forscherinnen und Forscher in ganz Europa gefördert. Ihre Pionierarbeit hat das Potenzial, den Alltag der Menschen zu verändern und Lösungen für einige der dringendsten Herausforderungen zu liefern. Der Europäische Forschungsrat (ERC) stellt diesen klugen Köpfen Mittel aus dem EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation Horizon 2020 zur Verfügung, damit sie ihren kreativsten Ideen folgen und eine entscheidende Rolle bei der Weiterentwicklung aller Wissensbereiche spielen können. „Mit Roland Wester erhält nach den beiden Physikern Hanns-Christoph Nägerl und Rainer Blatt sowie dem Latinisten Martin Korenjak bereits der vierte Wissenschaftler der Universität Innsbruck diesen höchsten von der EU vergebenen Forschungspreis“, freut sich Rektor Tilmann Märk. „Als eine führende Forschungsuniversität in Österreich liegt unsere Stärke in exzellenter Grundlagenforschung, forschungsgeleiteter Lehre und erfolgreichem Wissenstransfer in Wirtschaft und Gesellschaft.“
Chemische Reaktionen im Fokus
Roland Wester vom Institut für Ionenphysik und Angewandte Physik der Universität Innsbruck erforscht die Grundlagen der Molekülphysik. Er baute dazu ein einzigartiges Experiment, mit dem Ionen und Moleküle zur Reaktion gebracht und dabei beobachtet werden können. Dies erlaubt dem Forscher einen tiefen Einblick in die atomare Abfolge von den meist sehr komplexen Prozessen, die chemische Reaktionen ausmachen. So konnte das Team um Roland Wester in den vergangenen Jahren etliche einzigartige Einblicke in chemische Reaktionen erhalten, die in der Fachwelt viel beachtet wurden. Beispielsweise konnten sie die atomare Dynamik eines wichtigen Reaktionstyps in der organischen Chemie – der nukleophilen Substitutionsreaktion – erstmals im Detail beschreiben.
Mit den Mitteln des Europäischen Forschungsrats will Roland Wester diese Experimente nun auf eine neue Ebene heben. Mit neuen empfindlichen Nachweistechniken und einer deutlich verbesserten Genauigkeit möchte der Physiker nun nach Effekten der Quantenmechanik in Ionen-Molekül-Reaktionen suchen und damit in ganz neue Regionen der Physik chemischer Reaktionen vordringen.
Zur Person
Roland Wester hat nach dem Studium in Konstanz und Heidelberg in einem deutsch-israelischen Forschungsteam am Max-Planck-Institut für Kernphysik in Heidelberg auf dem Gebiet der Molekülphysik promoviert. Er wechselte dann für zwei Jahre in die physikalische Chemie an der University of California in Berkeley, um sich mit ultraschneller Dynamik von Molekülen zu beschäftigen. Von 2003 bis 2010 baute Roland Wester eine eigenständige Arbeitsgruppe zur Untersuchung von Ionen-Molekül-Reaktionen an der Universität Freiburg auf. Dort habilitierte er sich 2007 und übernahm später eine Lehrstuhlvertretung. 2010 wurde Roland Wester als Nachfolger von Tilmann Märk zum Professor für Experimentelle Physik an die Uni Innsbruck berufen. 2011 erhielt er bereits einen ERC Consolidator Grant. Seit 2015 ist Wester Sprecher des Doktoratskollegs „Atoms, Light, and Molecules“ und seit 2017 Dekan der Fakultät für Mathematik, Informatik und Physik der Universität Innsbruck.