Coaching "INNO.CIRCLE"

IDM: „Kreislaufwirtschaft sollte beim Bauen die Regel sein“

Freitag, 01. August 2025 | 10:14 Uhr

Von: Ivd

Bozen – Wie kann man die Kreislaufwirtschaft erfolgreich im Bausektor anwenden, um umweltfreundlicher und energieeffizienter zu arbeiten? Das ist Thema eines kostenlosen Coachings, das derzeit acht Südtiroler Unternehmen im Rahmen des Interreg-Projekts „Italia – Österreich INNO.CIRCLE – Innovationen für die Kreislaufwirtschaft“ absolvieren. Organisiert wurde dieses Training von IDM Südtirol, die gemeinsam mit Eurac Research Südtiroler Partner des Projekts ist, an dem auch das Land Tirol und das Land Salzburg mitarbeiten. Ziel des Projekts, das noch bis September dieses Jahres läuft, ist es, den Bauunternehmen der teilnehmenden Länder effiziente Werkzeuge und Fachwissen zu vermitteln, wie man Kreislaufwirtschaft am besten im eigenen Betrieb umsetzt. Im Coaching werden sie von Expertinnen und Experten beim Umstieg begleitet, die individuell auf die Situation jedes Betriebs eingehen.

Baumaterialien recyceln, wiederaufbereiten und wiederverwenden sowie beim Bau selbst Abfälle und Emissionen reduzieren: Im Bereich Abriss und Entsorgung liegt im Bausektor riesiges Potenzial, was die Nachhaltigkeit betrifft. „Wenn man sich an die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft hält, kann man als Unternehmen viel bewegen“, sagt Ulrich Prechsl, Nachhaltigkeitsexperte bei IDM. „Emissionen und Umweltbelastung werden verringert, die Biodiversität geschützt und die Abhängigkeit von Rohstoffen reduziert.“ Die Einführung von Kreislaufverfahren helfe aber nicht nur der Umwelt, sie senke auch langfristig die Kosten, eröffne neue Marktchancen, ziehe Investitionen an und stärke das Image der Unternehmen. „Wir sind überzeugt davon, dass das die Wirtschaftsweise der Zukunft ist. Deshalb sind wir auch Partner von INNO.CIRCLE“, so Prechsl.

Wichtiger Teil des Interreg-Projektes ist ein strukturiertes und maßgeschneidertes Coaching-Programm, das sich gezielt an kleine und mittlere produzierende Betriebe des Bausektors wendet. Interessierte Südtiroler Unternehmen konnten sich dazu bei IDM anmelden, um bei ihren ersten Schritten Richtung Kreislaufwirtschaftsmodell unterstützt zu werden. Das Programm besteht aus mehreren Modulen, die zum einen theoretisches Wissen, etwa über die Grundprinzipien der Kreislaufwirtschaft oder entsprechende Geschäftsmodelle, und zum anderen dessen praktische Anwendung vermitteln. In Workshops wurden konkrete Ideen ausgearbeitet, wie man Kreisläufe im Geschäftsmodell des Unternehmens schließen könnte, wie Produkte designt sein müssten, damit sie über ihre Nutzungsdauer hinaus im Produktionskreislauf bleiben können, und wie man das nachhaltige Modell am besten an Kunden kommuniziert. Für den Herbst sind noch intensive 48-Stunden-Workshops angesetzt, bei denen Unternehmen, Forscher und Studenten in Teams gemeinsam innovative und praxisnahe Lösungen und Prototypen ausarbeiten.

„Bei unseren Treffen im Rahmen des Coachings ist mir eines sehr klar geworden – wie eine Vision: Ein Produktionszyklus, der den Regeln der Kreislaufwirtschaft folgt, ist keine Option, sondern er muss im Gegenteil die Regel sein. Eine Produktionsstrategie ohne Begriffe wie ‚Recycling‘ oder ‚Wiederverwendung‘ zu entwickeln, ist kurzsichtig und wenig weitblickend“, sagt Ludovico Mery von der Firma Riwega in Neumarkt, die sich auf die Herstellung und den Vertrieb von hochmodernen Baumaterialien spezialisiert hat – mit Fokus auf Energieeffizienz und nachhaltiges Bauen. Das Unternehmen hat sich zur Teilnahme am Coaching-Programm entschlossen, weil es bereits intensiv an den sogenannten ESG-Themen arbeitet, die sich mit Nachhaltigkeit im Bereich Umwelt, Soziales und Unternehmensführung beschäftigen. „Das Coaching gibt uns die Möglichkeit, diese Themen mit Experten und Expertinnen zu vertiefen und uns mit anderen Unternehmen auszutauschen. So können wir verstehen, wie und in welchen Aspekten wir uns verbessern können“, so Mery. Er selbst sei entschlossen, die neu gewonnene Vision in seinem Unternehmen umzusetzen und bei Lebensweise, Produktionsprozessen und beim Verbrauch künftig konsequent nachhaltig zu sein.

„Man muss Gutes umsetzen, auch wenn es im ersten Moment vielleicht mehr Aufwand bedeutet“, sagt Hans Duffek, der für seine Firma Workplus mit Sitz in Bozen am Coaching teilnimmt. Zur Workplus GmbH gehören zehn Handwerksbetriebe, die gemeinsam renovieren, sanieren, modernisieren und neu bauen. „Neu bauen bedeutet einen großen Verbrauch von Ressourcen. Wir sind deshalb der Meinung, dass man Altes erhalten und weiter nutzen soll. Das kann unter Umständen etwas mehr kosten, ist aber sehr viel nachhaltiger und deshalb ein großer Gewinn für unsere Umwelt“, so Duffek. Das Coaching-Programm habe dem Unternehmen wertvolles Know-how vermittelt, Denkanstöße geliefert und neue Ideen aufgezeigt. Eine davon: große Gebäude mit flexiblen Kleinstrukturen zu kombinieren, die sich je nach Bedarf rasch umgestalten lassen – ohne aufwendige Umbauten. „So kann aus einem Büro eine Wohnung werden und aus der Wohnung bei Bedarf eine Werkstatt. Dieses Prinzip lässt sich auch auf Container anwenden. Wir wollen in den kommenden Jahren daran weiterarbeiten“, erklärt Duffek. „Klar, das braucht Zeit, und eine Herausforderung dabei sind die bürokratischen Auflagen. Aber wer überzeugt ist, lässt sich nicht entmutigen. Das Coaching hat mir gezeigt, dass wir mit dieser Haltung nicht allein sind – das motiviert.“

Bezirk: Bozen

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