Fed-Chef Powell dürfte Leitzinsen unverändert lassen

In den USA zeichnet sich keine Leitzinssenkung ab

Freitag, 02. Mai 2025 | 16:54 Uhr

Von: APA/Reuters

Nach den verbalen Angriffen von US-Präsident Donald Trump auf Notenbankchef Jerome Powell blicken die Finanzmärkte mit Spannung auf den anstehenden Zinsentscheid. Auch wenn Powell vom Weißen Haus zu einer Senkung gedrängt wird, dürfte er nach Ansicht vieler Experten am Mittwoch standhaft bleiben und den Leitzins in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent belassen. Die Wirtschaft war zuletzt überraschend auf Talfahrt gegangen.

Doch die Zentralbanker wollen vor einer Zinssenkung zunächst sehen, wie sich der von Trump angezettelte Zollkrieg auf die Preise auswirkt. Der Zinsentscheid bekommt angesichts der Nervosität der Finanzmärkte besondere Bedeutung. Denn durch Trumps Attacken kamen Zweifel auf, ob die Unabhängigkeit der Federal Reserve auf Dauer bewahrt bleiben kann.

Fed-Chef Powell will nicht vorzeitig weichen

Trump hatte dem Fed-Chef auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social als Verlierer und notorischen Zuspätkommer in Sachen Zinssenkungen tituliert, dessen Abgang nicht früh genug erfolgen könne. Powell machte seinerseits deutlich, dass sich die Notenbank keinesfalls von politischen Vorgaben leiten lässt. Regulär steht er noch bis Mai 2026 auf der Kommandobrücke der Zentralbank und will dort auch bis zum Ende seiner Amtszeit ausharren.

“Ich rechne weiterhin nicht damit, dass sich Fed-Chef Jerome Powell von Trump hinsichtlich Leitzinssenkungen unter Druck setzen lässt – vielmehr dürfte er weiter auf die Unabhängigkeit der Fed pochen”, meint der Chefstratege vom Vermögensverwalter Merck Finck, Robert Greil. Dem US-Präsidenten dürfte das wohl weitere Zögern der Fed mit der nächsten Leitzinssenkung nicht gefallen, fügt er hinzu.

Auch die Commerzbank-Experten Bernd Weidensteiner und Christoph Balz erwarten, dass Trumps Forderung nach Zinssenkungen am Mittwoch “auf taube Ohren stoßen” wird. Sie verweisen darauf, dass die Inflationserwartungen der privaten Haushalte wegen der Zollpolitik deutlich gestiegen sind. Die Universität Michigan ermittelte in ihrer April-Umfrage, dass die Verbraucher binnen Jahresfrist mit einer Inflationsrate von 6,5 Prozent rechnen – der höchste Wert seit 1981.

Abschreckendes historisches Beispiel

“Die Fed will auf jeden Fall vermeiden, dass sich die Inflationserwartungen auf diesem hohen Niveau verfestigen”, betonen die Commerzbank-Volkswirte. Denn die Folgen einer solchen Entwicklung hätten sich in den 1970er Jahren gezeigt. Damals hatte US-Präsident Richard Nixon Tonbandaufzeichnungen zufolge den einstigen Fed-Präsidenten Arthur F. Burns förmlich zu einer lockeren Geldpolitik genötigt: “Burns hielt diesem Druck nicht stand und ermöglichte so die hohe US-Inflation der 70er Jahre. Dies war eine der prägenden Episoden der Fed-Geschichte und beeinflusst weiterhin das geldpolitische Denken.” Die Fed werde zumindest Belege sehen wollen, dass die Zölle nur einen vorübergehenden Effekt auf die Inflation haben, so die Analyse der Experten. Sollte nicht bald eine Beruhigung an der Zollfront eintreten, drohe eine deutlich größere Kaufzurückhaltung der US-Konsumenten, warnt Andreas Busch, Senior Economist bei dem Vermögensverwalter Bantleon AG.

US-Wirtschaft im 1. Quartal geschrumpft

Die lange Zeit brummende US-Wirtschaft war im ersten Quartal – und damit in den ersten Monaten der Amtszeit Trumps – auf das Jahr hochgerechnet um 0,3 Prozent geschrumpft. “Für die Vollbremsung des Wirtschaftswachstums muss Trump sich den Schuh anziehen”, meint Stephan Bales von der KfW-Bank: “Die ungeschönte Bremswirkung von Trumps Wirtschaftspolitik dürfte sich ab Mitte des Jahres noch viel deutlicher zeigen.” Womöglich wird die Notenbank dann auf einen lockereren geldpolitischen Kurs einschwenken. Merck-Finck-Experte Greil sagt: “Ich rechne frühestens bei der übernächsten Sitzung im Juni, eher erst bei der dann im Juli, mit der nächsten Zinssenkung der US-Notenbank”.

Gegen eine baldige Lockerung spricht aus Sicht vieler Experten auch, dass sich der US-Arbeitmarkt trotz Trumps Zollankündigungen als überraschend robust erweist. Im April kamen 177.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft hinzu. Die getrennt ermittelte Arbeitslosenquote verharrte bei 4,2 Prozent. “Die goldenen Zeiten für den US-Arbeitsmarkt sind noch nicht vorbei. Der Job-Motor läuft weiterhin erstaunlich rund”, konstatiert Ökonom Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Trumps Wirtschaftspolitik trage allerdings viel zu den eingetrübten Konjunkturaussichten bei.

Kommentare

Aktuell sind 5 Kommentare vorhanden

Kommentare anzeigen