Von: luk
Bozen – Bei den meisten von uns stehen am Morgen frische Milch und andere Milchprodukte wie Butter, Joghurt oder Käse auf dem Frühstückstisch. Doch „Was ist uns die Milch wert?“ fragen sich die Südtiroler Bauernjugend und die Junge Generation in der SVP. Bei einer gemeinsamen Fachtagung am Samstag im Haus der Tierzucht wurde nach zwei Jahren ohne Milchquote Bilanz gezogen.
Mit der Abschaffung der Quote veränderte sich auch der Markt, denn jeder darf seitdem so viel Milch produzieren wie er will. Hochtechnisierte Anlagen halfen den Betrieben beim Wachsen. Das ging auch gut, so lange der Erzeugerpreis stabil blieb. Mit dem Fall des Erzeugerpreises in Deutschland etwa kamen binnen kurzer Zeit viele Betriebe in Schwierigkeiten. Ein Teil der Betriebe musste sogar aufgeben.
Erzeuger tragen Verantwortung
Europaparlamentarier Herbert Dorfmann berichtete von den Entwicklungen in Europa. „Der Milchpreis erholt sich langsam wieder. Die sogenannte Milchkrise war nicht die erste und wird auch nicht die letzte sein“, ist Dorfmann überzeugt. Er blickt dabei auch auf die Erzeuger, denn „das Ende der Milchquoten verlagert die Verantwortung für die Produktionsmenge auf sie. Sie müssen diese Verantwortung wahrnehmen und die Menge anpassen“, unterstreicht Dorfmann. Auf europäischer Ebene brauche es europaweite Markteingriffe. Ein unkoordiniertes Vorgehen auf nationaler Ebene sei unwirksam.
Kleine Betriebe müssen innovativ sein
Professor Matthias Gauly von der Freien Universität Bozen wagte einen Blick in die Zukunft. Er ist überzeugt, dass gerade kleinstrukturierte Betriebe wie jene in Südtirol einen Wettbewerbsvorteil haben. „Die Mehrheit der Verbraucher schätzt den großen Betrieb eigentlich gar nicht, sondern sucht die Nähe zum kleinen Familienbetrieb. Ganz entscheidend für Kleinbetriebe sind Differenzierung und Innovation. „Wenn man in kleinen Strukturieren produziert hat man relativ hohe Kosten. Dann muss man am Markt etwas anbieten, das sich von anderen abhebt. Zum einen über die Marke, da muss aber noch Einiges dazukommen. Etwa über neue Produkte wie die Heumilch.“
Freude allein reicht nicht aus, man muss auch kalkulieren
Walter Valentin vom Lüch da Fussè in Abtei ist begeisterter Bauer. Er berichtete darüber wie es ihm am Hof mit der Milchwirtschaft geht. 2005 hat er einen Laufstall gebaut, 2010 den Hof übernommen. Für Valentin ist die Milchwirtschaft nicht das einzige aber wichtigste Standbein. Er ist überzeugt: „Freude allein reicht nicht aus, man muss auch gut kalkulieren damit sich die Milchwirtschaft rentiert. Auch ich will arbeiten um zu leben, nicht leben um zu arbeiten“. Eines habe der Fall des Erzeugerpreises in Deutschland auch gezeigt, nämlich „dass es wichtig ist am Hof auf mehrere Standbeine zu setzen, wenn es denn irgendwie geht.“
Die rund 80 Teilnehmer pflichteten ihm bei und auch die beiden Organisatoren wollen an den Erkenntnissen der Tagung anknüpfen. „Zurzeit laufen bereits die Vorbereitungen zur neuen Förderperiode und hier möchten wir gerne unsere Vorschläge gemeinsam mit einbringen“, unterstreichen SBJ-Landesobmann Wilhelm Haller und Stefan Premstaller, Landesjugendreferent der Jungen Generation in der SVP.