Von: luk
Bozen – Zu einem Austausch über die derzeitige italienische Familienpolitik trafen sich unlängst die Frauen im KVW und Vertreterinnen der Allianz Familie mit der Parlamentarierin Renate Gebhard. Zu Beginn des Treffens stellte die Abgeordnete Gebhard den anwesenden Frauen, Christa Ladurner und Miriam Leopizzi von der Allianz für Familie und Heidrun Goller und Helga Mutschlechner Holzer von den KVW Frauen die aktuellen Neuerungen zur Anerkennung der Erziehungs- und Pflegezeiten für die Rente vor.
Frauen, welche in das beitragsbezogene Rentensystem fallen, können derzeit schon die Anerkennung von vier Monaten pro Kind Erziehungszeit beantragen. Allerdings betrifft dies nicht jene Frauen, welche in das gemischte Rentensystem vor 1995 fallen und bald in Rente gehen. Hier sollte man nachbessern, damit es für beide Systeme gilt, lautete die Bitte der Frauen an Renate Gebhard.
Insgesamt könne man, so Renate Gebhard, in Italien in den letzten Jahren eine gesteigerte Sensibilität für familienpolitische Themen beobachten. Wichtige und weiterfolgende, größere Verbesserungen zusätzlich zum Assegno Unico seien, nicht zuletzt aufgrund der niedrigen Geburtenraten, absolut notwendig und werden derzeit auch auf dem römischen Parkett diskutiert.
In der zuständigen Gesetzgebungskommission sei der erste Teil des Gesetzesentwurfes für die Erziehungszeiten bereits behandelt worden und habe große Zustimmung geerntet, berichtete die Kammerabgeordnete. Man habe den dringenden Handlungsbedarf endlich erkannt und wolle auch 6 Monate Erziehungs- und Pflegezeiten berücksichtigen. 2018 sei die Anerkennung der Erziehungszeiten in Rom überhaupt noch kein Thema gewesen. Nun aber sei die Tür einen Spalt weit offen, und das müsse man nutzen. Die Maßnahme betreffe viele Menschen. Sie hoffe, dass man so gemeinsam einen Schritt in die richtige Richtung machen könne.
Die Arbeitslosenunterstützung ist für Heidrun Goller, Vorsitzende der KVW Frauen, ein Schlüsselthema: Viele Frauen in Südtirol kündigen nach der Mutterschaft ihre Arbeitsstelle, damit sie sich einige Zeit mehr den Kindern widmen können. Für diese Zeit beziehen sie 18 Monate Arbeitslosengeld mit 60% Entlohnung, können dann aber nicht an die selbe Arbeitsstelle zurückkehren und nehmen damit eine Unterbrechung in ihrer Erwerbsbiographie in Kauf. Dies erschwert den Wiedereinstieg ins Berufsleben. Zudem sind die daraus entstehenden Erwerbslücken ohne Renteneinzahlungen ein erhöhtes Risiko für die Altersarmut. Um dieser Kündigungswelle entgegenzuwirken, so die Bitte der Frauen an die Kammerabgeordnete, solle sie sich dafür einsetzen, dass die Elternzeit auf 18 Monate verlängert und gleichzeitig höher belohnt wird. Durch diese Angleichung an die Arbeitslosenunterstützung würde ein Großteil der Mütter/Väter wieder an ihre frühere Arbeitsstelle fließend zurückkehren können. Viele Berufsgruppen im privaten Bereich wie z.B. Kinderbetreuer:innen und Pfleger:innen, sowie die entsprechenden Einrichtungen könnten davon profitieren, sind sich alle Frauen einig.
Außerdem würde dies für den Staat keinen finanziellen Mehraufwand bedeuten, die Kosten würden sich lediglich verlagern. „Diese Verschiebung hätte für die Arbeitnehmer:innen aber eine andere Bedeutung und würde zudem helfen, die Geburtenrate anzukurbeln“, so Christa Ladurner.
Derzeit haben Väter, welche die Erziehungszeiten beanspruchen, auf dieses Arbeitslosengeld keinen Anspruch. Auch hier gibt es Handlungsbedarf.
Zur Sprache kamen auch Beschäftigungsmöglichkeiten für Jugendliche. Junge Menschen ab 14 würden gerne im Sommer einer bezahlten Arbeit nachgehen. Das sich Aneignen von finanzieller Eigenständigkeit mit der gleichzeitigen Erhöhung der Selbstständigkeit bringt eigenverantwortliche, mündige und gesellschaftsfähige Bürger:innen hervor. Für diese Altersgruppe ist es zudem das beste Instrument, der steigenden Gewaltbereitschaft bei Jugendlichen entgegenzuwirken.
Auch hier die Bitte an die Abgeordnete Gebhard, dass eine Angleichung der italienischen Gesetzesbestimmungen an jene der anderen europäischen Staaten, wo das Mindestarbeitsalter niedriger als in Italien ist, angepasst wird.
Die KVW Frauen bedankten sich bei allen Beteiligten für die gut investierte Zeit in den Einsatz für das Gemeinwohl und versicherten dabei, dass man (und frau) das Thema und seine Entwicklung in Rom weiterhin aufmerksam verfolgen werde.