Mit naturnaher Garten- und Balkongestaltung gegen das Artensterben

Kampagne Mahlzeit fordert Kost und Logis für Insekten

Freitag, 22. Mai 2020 | 06:03 Uhr

Bozen – Zum internationalen Tag der Artenvielfalt am 22. Mai appelliert die Kampagne Mahlzeit an die Balkon- und Gartenbesitzer: „Gebt den Insekten Kost und Logis“! Elisabeth Hofer vom Sortengarten Südtirol sagt dazu: „Wir können damit nicht ausgleichen, was großflächig an Nahrung und Lebensraum für die Insekten verloren gegangen ist, aber mit einem naturnahen Balkon und Garten kann jede und jeder einen Beitrag zum Überleben der Arten leisten“. Trägerin der heurigen Aktion ist die OEW Brixen.

„Den Insekten „Kost und Logis“ zu geben, bedeutet, ein Habitat mit möglichst einheimischen Blumen und Sträuchern zu schaffen als ganzjähriges Nahrungsangebot für unterschiedliche Insektenarten. Stängelwerk, Ast- und Reisighaufen dienen als Unterschlupf, zur Ablage der Larven und zur Verpuppung von Schmetterlingsraupen”, so Elisabeth Hofer. Wenn auf Balkonen und in Gärten etwas weniger Putzfimmel und etwas mehr Mut zur Wildnis herrschen darf, dann entstehen im bebauten Raum so genannte Trittsteine: „Trittsteine sind Verbindungselemente im urbanen Raum. Wiesen, Parks, Brachen und Böschungen, Dächer, Balkone und Gärten schaffen so zusammenhängende Lebensräume für Schmetterlinge und Insekten,“ so Elisabeth Hofer.

Insekten seien wahre Lebenskünstler. “Manche können hunderte Kilometer weit fliegen, ihr Leben lang tauchen, Staaten mit 50.000 Tieren bilden, das 1.000-fache ihres Körpergewichts tragen oder sind Meister im Täuschen und Tarnen. Sie sind die erfolgreichste Tiergruppe der Erde. Ca. eine Million Insektenarten sind bisher wissenschaftlich beschrieben. Ein Vielfaches an unentdeckten Arten wird vermutet. Ihre Leistungen (z.B. Bestäubungsleistungen) für das Ökosystem werden immer noch unterschätzt”, heißt es weiter.

“Die Palette der menschlichen Beziehung zu diesen Tieren reicht von Bewunderung bis Phobie, von Nützling bis Schädling, von Förderung bis Vernichtung. Und besonders ihre Vernichtung betreibt der Mensch rücksichtslos. Am konsequentesten geschieht das durch den Einsatz von chemischen Insektiziden in der Landwirtschaft. Ein weiteres Vernichtungsszenario ist das Fehlen von Nahrung. Monokultur, das Fehlen von blühenden Hecken, das zu frühe Mähen der Wiesen, der Sauberkeitswahn in Gärten und Siedlungen – all das nimmt Insekten Lebensraum und Nahrungsgrundlage. In Dörfern und Städten können ersatzweise Lebensräume bereitgestellt werden. Dazu braucht es im Garten eine wilde Ecke, wo Altholz, Reisig und Steine liegen bleiben dürfen. Und wenn Gemüsepflanzen auch mal blühen und Samen bilden dürfen und wenn im Herbst alles stehen bleiben darf und nicht weggeputzt wird, dann haben wir Kost und Logis für Insekten sichergestellt“, sagt Elisabeth Hofer abschließend.

Weil öffentliche Aktionen nicht erlaubt sind, verlegt die Kampagne MahlZeit ihre diesjährige Aktion zum 22. Mai in das virtuelle Dorf des NOI-Techpark. In Zusammenarbeit mit der OEW wird am 22. Mai das Eltern-Kind-Zentrum in „Sankt Virtual“ sein Programm für die Kleinsten ganz im Zeichen der Artenvielfalt gestalten: Der Bibliothekar der OEW-Krabbelbibliothek Alessio Giordano liest Geschichten über Insekten vor und anschließend gibt die OEW-Mitarbeiterin Martha Larcher eine Bastelanleitung für einen Ohrwurmunterschlupf: 10.00 Uhr, www.sanktvirtual.info

Beim Kamingespräch um 20.00 Uhr im Kultursaal von St. Virtual kommen die Erwachsenen auf das Thema Biodiversität zu sprechen: Am virtuellen Kamin sitzen die Biologin und Landschaftsarchitektin Dr. Sonia Gantioler (EURAC rechearch) und Klaus Kornprobst von der Firma Climagrün, die u.a. „Bienendächer“ plant . Wer mitdiskutieren will, loggt sich um 20.00 Uhr Uhr ein unter www.sanktvirtual.info und begibt sich ins Kulturhaus.

Von: luk

Bezirk: Bozen