Von: luk
Bozen – Geschlossene Restaurants und Hotels, keine Veranstaltungen: Auch die Weinbranche leidet unter der Pandemie. Aber nicht alles läuft schlecht: So gelang es der Kellerei Bozen dank Zuwächsen im Lebensmittel- und Onlinehandel das Minus im Jahr 2020 zu begrenzen. Der befürchtete Totaleinbruch sei ausgeblieben, so Geschäftsführer Klaus Sparer.
Covid-19 trifft die ganze Welt – und somit natürlich auch die Weinwelt. Für die Branche besonders schmerzhaft, sind die Verluste im Horeca-Bereich, also bei Hotels, Restaurants und Cafés/Bars. „Ganz wettmachen, kann man diese Einbußen durch andere Vertriebswege nicht“, so Sparer. „Allerdings konnten wir die Rückgänge im Weinabsatz in einem verträglichen Rahmen halten.“ Das bedeutet, dass die Kellerei Bozen im Verkaufsjahr 2019/2020 (von 1. August 2019 bis 31. Juli 2020) einen leichten Umsatzrückgang verzeichnete, aufgrund des Ausfalls der Wintersaison 2020/2021 wird das Minus im laufenden Verkaufsjahr etwas größer ausfallen. „Das Wichtigste war und ist für uns, die Liquidität der Kellerei zu sichern, damit unsere über 220 Mitglieder auch weiterhin vom Weinbau leben und alle Arbeitsplätze in der Kellerei erhalten bleiben können.“ Dies sei bislang gelungen.
Ganz wesentlich für die Kellerei Bozen sei es in dieser Coronakrise gewesen, auf den Lebensmittelhandel zu setzen: „Wir sind seit Jahren im DACH-Raum und in Italien in Supermärkten vertreten, damit ist der höherwertige Lebensmittelhandel gemeint, der über ein umfangreiches Angebot an Qualitätsweinen verfügt.” Der Lebensmittelhandel sei in der gesamten Krisenzeit operativ gewesen und habe höhere Mengen als in Normaljahren abgenommen. Unterm Strich konnten wir den Anteil des Lebensmittelhandels am Gesamtumsatz der Kellerei Bozen um einige Prozentpunkte steigern“, so Sparer. Auch sei es nie zu harten Preisverhandlungen zwischen den Lieferanten und den Händlern gekommen: „Wir arbeiten mit einigen der Supermarktketten seit Jahrzehnten zusammen. Dieses Vertrauensverhältnis war gerade in dieser für alle schwierigen Zeit ein großer Vorteil – keiner hat versucht, aus der Situation des anderen Kapital zu schlagen.“ Ein weiterer positiver Nebeneffekt des Weinverkaufs über den Lebensmittelhandel: „Der Name Südtirol wird über die Weine der Kellerei Bozen den vielen Menschen, die in den Läden einkaufen, nähergebracht. Diese Weine werden so zu Imageträgern für die Destination Südtirol.” Auch laufe der Export in den DACH-Raum aktuell wieder sehr gut – ebenso wie der Fachhandel, so Sparer.
„Online-Revolution“ im Weinverkauf
Ein weiterer großer Gewinner war bislang der Onlinehandel, auch im Weinverkauf. „Beispielhaft war die Entwicklung in Italien. Die wichtigsten Weinfachhändler im Internet konnten sprunghaft zulegen. Im doch sehr konservativen Weinmarkt Italien führte die Pandemie zu einer Online-Revolution“, betont Sparer. Die Kellerei Bozen verdoppelte seit Ausbruch der Pandemie ihr Volumen beim Verkauf übers Internet – dank Zuwächsen über die Plattformen im DACH-Raum und in Italien, sowie dem gelungenen Start des eigenen Online-Shops im Vorjahr.
Was die weitere Entwicklung im Jahr 2021 betrifft, zeigt sich Sparer vorsichtig optimistisch: „Es fehlt die Planbarkeit, das macht derzeit vor allem der Gastronomie und Hotellerie zu schaffen. Und die Lage wird mit jedem Monat schwieriger. Dennoch glaube ich schon, dass das Geschäft in der Sommersaison ganz gut verlaufen könnte. Wir merken das anhand der Reaktionen unserer Kunden im restlichen Italien. Sobald Maßnahmen in einzelnen Regionen gelockert werden und Restaurants wieder öffnen dürfen, kommt sofort Bewegung in den Markt. Es werden keine großen Bestellungen gemacht, weil jeder gelernt hat, in Pandemiezeiten umsichtig zu agieren. Aber: Es wird bestellt.“
Die Kellerei Bozen zählt mit einer Gesamtmenge von 3,5 Millionen Flaschen im Jahr zu den größten Weinproduzenten Südtirols.