Bauernbund erfreut - hds: „Kein Mehrwert ersichtlich“

Kennzeichnung von Lebensmitteln: Gesetz scheidet Geister in der Wirtschaft

Freitag, 14. April 2023 | 15:42 Uhr

Bozen – Der Südtiroler Landtag hat am heutigen Freitag die verpflichtende Herkunftskennzeichnung beschlossen. Damit muss in Gaststätten und Mensen zukünftig angegeben werden, woher das Fleisch, die Milchprodukte und die Eier stammen. Der Südtiroler Bauernbund begrüßt die verpflichtende Herkunftskennzeichnung, für die er sich seit langem einsetzt, und sieht darin Chancen für die Gastronomie und die Landwirtschaft.

Nun kommt sie also: Zukünftig muss in Gasthäusern, Restaurants, Mensen und allen weiteren Gemeinschaftsverpflegungen die Herkunft von Fleisch, Milchprodukten und Eiern angegeben werden. Der Südtiroler Landtag hat heute einen entsprechenden Gesetzesantrag unter anderem der Landtagsabgeordneten Manfred Vallazza und Brigitte Foppa mit großer Mehrheit angenommen.

Der Südtiroler Bauernbund hat sich in der Vergangenheit immer wieder für eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung stark gemacht. „Die Angabe der Herkunft ist wichtig, weil sie für die Konsumentinnen und Konsumenten vor allem mehr Transparenz bedeutet. In Zukunft wissen sie, woher Fleisch, Milch und Eier kommen und können dementsprechend entscheiden, was sie essen wollen“, sagt Bauernbund-Obmann Leo Tiefenthaler. „Wir hoffen natürlich, dass damit auch lokale Kreisläufe gestärkt werden.“ Beispiele wie etwa aus der Schweiz zeigten, dass nach Einführung einer verpflichtenden Herkunftsangabe mehr heimische Lebensmittel auf den Teller kommen würden. „Das bedeutet nicht nur weniger Verkehr und damit mehr Klimaschutz, sondern auch, dass die Wertschöpfung im Land bleibt.“

Die Herkunftskennzeichnung sei aber auch für die Gastronomie eine Chance. „Fakt ist, dass immer mehr Konsumenten Wert auf regionale Qualitätsprodukte legen. Wer viele lokale Lebensmittel in der Küche verkocht, hat in Zukunft einen entscheidenden Vorteil“, ist sich Tiefenthaler sicher. Das bestätige auch das große Interesse der Gastronomie an lokal erzeugten Lebensmitteln, wie der Riesenerfolg des ersten „FarmFood Festivals“ vor wenigen Wochen im Kurhaus Meran zeigte.

Dass die Herkunftskennzeichnung im Sinne der Konsumentinnen und Konsumenten ist, unterstreicht eine Umfrage des Südtiroler Bauernbundes und des Meinungsforschungsinstituts Apollis. „Über 90 Prozent der Befragten hatten angegeben, für eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung zu sein“, erinnert Bauernbund-Direktor Siegfried Rinner. Daher gelte ein Dank dem Abgeordneten Manfred Vallazza, der den Gesetzesvorschlag eingebracht und trotz Kritik an ihm festgehalten hat, sowie den Abgeordneten Franz Locher und Sepp Noggler, die den Vorschlag unterstützt haben.

Mit der verpflichtenden Herkunftskennzeichnung seien nun aber auch die Bäuerinnen und Bauern gefordert, mehr heimische Qualitätslebensmittel in großer Vielfalt zur Verfügung zu stellen. „Um die Direktvermarktung zu forcieren, haben wir die Direktvermarkter-Offensive gestartet. Mit der Direktvermarkter-Akademie und dem Beraterpool unterstützten wir Bäuerinnen und Bauern, die bereits in der Direktvermarktung tätig sind oder planen, in die Vermarktung einzusteigen“, erklärt Leo Tiefenthaler. In den nächsten Jahren sollen so einige Dutzend Direktvermarkter neu starten und damit für ein noch größeres und vielfältigeres Angebot sorgen.

Dass die verpflichtende Herkunftskennzeichnung der richtige Weg ist, zeige auch das große Interesse aus anderen Regionen. „In den letzten Monaten wurden wir von verschiedensten Bauernverbänden kontaktiert und zur verpflichtenden Herkunftskennzeichnung befragt. Ähnliche Initiativen sind in vielen Ländern geplant“, so Direktor Siegfried Rinner. In Österreich komme eine ähnliche Regelung, die für Mensen gilt, bereits im Sommer.

hds: Ein klares Nein zum neuen Gesetz zur Kennzeichnung von Lebensmitteln

Der Wirtschaftsverband hds mit seinen Fachgruppen Gastronomie und Lebensmittelgewerbe hds food sagen hingegen „Nein“ zum Landesgesetz zur verpflichtenden Herkunftskennzeichnung

„Unterm Strich gibt es mehr Nachteile als Vorteile!“, so hds-Präsident Philipp Moser in einer ersten Stellungnahme. „Zu viel bürokratischen Aufwand, offene Fragen der Rechtmäßigkeit und Verfassungskonformität – und für die Konsumenten kein wirklicher Mehrwert, da die Herkunftsangabe nicht immer etwas über Qualität eines Produktes aussagt“, betont Moser weiter.

Anstatt Betriebe zu aufwändigen Verpflichtungen zwingen, sollte mehr auf Sensibilisierung der Unternehmen gesetzt werden. Somit sollte auch die Kennzeichnung der Herkunft auf freiwilliger Basis erfolgen.

„Keine Frage: Bewusstes Konsumieren ist wichtig. Und dazu gehört auch die Information über die Herkunft von Lebensmitteln. Wir schlagen aber dafür den Weg der Sensibilisierung bei Betrieben und Konsumenten vor“, so abschließend hds-Präsident Moser.

Von: mk

Bezirk: Bozen