Von: mk
Bozen – Südtirol hat sich im letzten Jahrzehnt zum Filmland entwickelt. Produktionsfirmen aus dem In- und Ausland realisieren ihre Projekte für TV und Kino ganz oder teilweise hier und greifen dabei auf Südtiroler Filmfachkräfte und Filmdienstleister zurück. Um diese in der Branche noch besser zu vernetzen und mit potenziellen Auftraggebern zu verbinden, organisiert IDM Südtirol Delegationsreisen zu Festivals und Filmmärkten.
Das Filmland Südtirol hat sich einen Platz in der internationalen Filmszene erobert; und dadurch hat sich auch eine Reihe von Berufsbildern und Dienstleistungsunternehmen im Land etabliert, die zuvor weniger verbreitet waren. Denn vor, während und nach dem Dreh steht viel Arbeit an. „Jede Filmproduktion ist ein kleines Unternehmen, bei dem unzählige Fachkräfte am Werk sind, bevor das fertige Produkt in den Kinos oder im Fernsehen gezeigt werden kann“, erklärt Vera Leonardelli, Direktorin Business Development von IDM. „Gibt es diese im Land selbst, in dem gedreht wird, ist das für die Produktionsfirma von Vorteil, weil es Abläufe vereinfacht und Kosten spart.“ Zudem sei die Südtiroler Filmförderung eine Wirtschaftsförderung und deshalb so konzipiert, dass sich jede Produktionsfirma, deren Projekt in den Genuss der Südtiroler Filmförderung kommt, per Vertrag dazu verpflichten muss, mindestens 150 Prozent des Förderbeitrags wieder im Land auszugeben. „Im Durchschnitt sind es bei diesem sogenannten ‚Südtirol-Effekt‘ sogar über 200 Prozent. Und der fließt zu einem großen Teil in die Beauftragung Südtiroler Filmfachkräfte und Filmdienstleister. Das kreiert Wertschöpfung im Lande“, so Leonardelli.
Die Filmförderung, die vor über zehn Jahren gegründet wurde, hat also die Nachfrage nach heimischen Filmschaffenden stark erhöht und somit effektiv dazu beigetragen, dass sich über die Jahre ein neuer Wirtschaftszweig in Südtirol entwickelt hat: die Film- und Kreativwirtschaft. Heute sind im Branchenverzeichnis von IDM Südtirol rund 700 Filmschaffende eingetragen, darunter 460 Unternehmen, die ganz oder teilweise für die Filmindustrie arbeiten. Um diese lokalen Spezialisten zu fördern und aktiv mit potenziellen Geschäftspartner/-innen zu vernetzen, setzt IDM auf Delegationsreisen zu wichtigen Branchenmärkten und -events. „Festivals und Filmmärkte sind die Messen der Filmbranche. Unser Ziel ist es, Südtirol dort als aktiven, verlässlichen und florierenden Filmstandort zu präsentieren und gleichzeitig unseren lokalen Talenten Sichtbarkeit zu geben und sie mit wichtigen Akteuren der Branche zu vernetzen. Das eröffnet viele neue Chancen und Möglichkeiten für sie. So stärken wir den Filmstandort und unterstützen unsere Filmschaffenden“, erklärt Birgit Oberkofler, Head Film Commission.
Bei den Talenten, die Oberkofler anspricht, handelt es sich vor allem um Filmproduzentinnen und Filmproduzenten, Regisseurinnen und Regisseure, die von IDM auf verschiedene Filmmärkte begleitet werden. Dort präsentieren sie Filmprojekte, die zum Teil in eigenen IDM-Programmen entwickelt wurden, und werden potenziellen Geschäftspartnern vorgestellt, in erster Linie möglichen Koproduzenten oder Finanzierungspartner. So war im Januar beispielsweise eine Südtiroler Delegation bei der renommierten Branchenplattform „When East meets West“ (WEMW) beim Trieste Film Festival zu Gast. Mit dabei war unter anderen Martin Rattini von Helios Sustainable Films, der sich aus dem sehr umfangreichen Programm der Plattform das VOD Inspirational LAB ausgesucht hatte. Dort referierten Experten über die vielseitigen Möglichkeiten des Vertriebs von Filmen jeglicher Art über Streaming-Plattformen. „WEMW ist wegen seiner überschaubaren Größe ein optimaler Branchentreffpunkt. Kollegen aus Italien, Slowenien, Kroatien, Spanien und Portugal, um nur einige zu nennen, treffen sich in diesen Tagen. Wir konnten wertvolle Kontakte zu Fernsehsendern, Weltvertrieben und Koproduzenten herstellen oder vertiefen“, sagt Rattini, der im vergangenen Sommer auch bereits Teil der Südtiroler Delegation auf dem renommierten Filmfestival in Locarno war. „Sein Resümee: „Branchentreffen und Filmmärkte wie jene in Triest und Locarno stärken unser Netzwerk und machen uns zu seriösen Partnern in der europäischen Filmwelt.“
Anfang Februar reiste eine Vertreterin der IDM Film Commission mit einem Südtiroler Produzenten nach Rotterdam zum International Rotterdam Film Festival. Auch dieses international anerkannte Festival bietet eine Vielzahl von Branchenaktivitäten, wie etwa den Koproduktionsmarkt CineMart, und gilt besonders für unabhängiges Autorenkino als eine wichtige Plattform. Nächster Stopp für die Delegationsreisen ist die Berlinale, die gerade startet. Ziel dort ist vor allem der European Film Market (EFM), einer der wichtigsten Filmmärkte weltweit, der während des Festivals stattfindet und an dem auch IDM teilnimmt. Mit diesem hat IDM für das laufende Jahr eine Kooperation abgeschlossen für das so genannte „Visitors Programme“ (Besucherprogramm) für Produzenten mit Zugang zu informativen Sitzungen, inspirierenden Pitches und produktiven Networking-Plattformen. Diese Möglichkeit können bei der diesjährigen Berlinale drei Produzenten aus Südtirol wahrnehmen. „Wir holen dieses Jahr auch zwei Branchen-Initiativen im Bereich Networking direkt nach Südtirol“, freut sich Birgit Oberkofler, „und zwar das AlpenDating, das bisher während des Filmfestivals Kitzbühel über die Bühne gegangen ist und Produzenten aus dem Alpenraum miteinander vernetzt, und den Talents Short Film Market (TSFM). Dieser war bisher in Turin beheimatet und bietet Workshops und Masterclasses zur Entwicklung von Kurzfilmen.“ Beide Events seien auch für die lokale Branche ein wichtiges Sprungbrett für die Karriere im Film.