Von: luk
Bozen – Anlässlich der Anhörung zur Berglandwirtschaft im Südtiroler Landtag mahnt der Südtiroler Bauernbund mehr Aufmerksamkeit für die Berglandwirtschaft an. Sie steht in Zukunft nämlich vor den größten Herausforderungen.
Da die Bergbauern eine ganze Reihe von wichtigen Leistungen für die Allgemeinheit erbringen, hat die Berglandwirtschaft auch eine große gesellschaftliche Bedeutung. Auch daher ist es nötig, Südtirols Bergbauern mit verschiedenen Maßnahmen zu unterstützen.
Etwa 10.000 Familien bewirtschaften ebenso viele Bergbauernhöfe und schaffen viele Arbeitsplätze in vor- und nachgelagerten Sektoren. Durch die Produktion von Lebensmitteln erwirtschaften sie einen Umsatz von 500 Mio. Euro. Gleichzeitig erhalten und gestalten Bergbäuerinnen und Bergbauern die Weiden, Wiesen und Almen, die etwa 90 Prozent der Nutzfläche ausmachen, und tragen damit wesentlich zur Landschaftspflege bei.
Diesem wichtigen Sektor mehr Gehör verschaffen, das wollten die drei Landtagsabgeordneten Maria Hochgruber Kuenzer, Albert Wurzer und Sepp Noggler mit der Anhörung zur Berglandwirtschaft im Landtag, die der Südtiroler Bauernbund begrüßt.
Um die Berglandwirtschaft für die zukünftigen Herausforderungen zu rüsten und eine flächendeckende Bewirtschaftung durch möglichst viele Familienbetriebe zu erhalten, sind zusätzliche Initiativen nötig. Ohne diese wird der Rückgang der milchstellenden Betriebe – von 7.500 im Jahr 1990 auf 4.900 im Jahr 2014 – weitergehen. „In erster Linie ist es wichtig, das Einkommen zu sichern und die Wertschöpfung am Hof zu steigern – entweder durch eine Spezialisierung oder durch Diversifizierung“, ist Bauernbund-Obmann Leo Tiefenthaler überzeugt. In Zukunft sollten daher neue Dienstleistungen in Form von Nebentätigkeiten direkt am Hof möglich sein. „Dafür muss die Politik die Rahmenbedingungen schaffen.“ Mit einem eigenen Landesgesetz zur sozialen Landwirtschaft sollen zukünftig soziale Angebote am Hof (z. B. die Betreuung von Menschen mit Beeinträchtigung, die Tiertherapie usw.) möglich sein.
Potential gibt es in der Direktvermarktung und im Verkauf von bäuerlichen Produkten vor Ort. „Seit Jahren fordern wir, dass der Einkauf von heimischen Lebensmitteln in Schulen, Kindergärten, Mensen in den Ausschreibungen festgeschrieben wird“, so Tiefenthaler. Auch der Detailverkauf von bäuerlichen Produkten über die Genossenschaften muss unterstützt werden. Eigene Qualitätsmarke für Produkte vom Berg könnte den Absatz heimischer Produkte vom Berg zusätzlich forcieren.
Chance Qualitätsfleisch?
Eine strategische Bedeutung kommt in Zukunft der Qualitätsfleischproduktion zu, ist der SBB überzeugt. „Daher müssen der Aufbau eines entsprechenden Projektes, die Markenentwicklung und die Markteinführung gefördert werden“, sagt SBB-Direktor Siegfried Rinner.
Ein Thema, das die Landesregierung vorantreiben muss, ist die Innovation. „Mit einem Innovationsschalter, der Bäuerinnen und Bauern mit neuen Ideen unterstützt, hat der Südtiroler Bauernbund einen wichtigen Schritt getan. Diesem müssten nun weitere folgen, auch in Form eines Landesgesetzes.“ Zugleich muss die Investition in Nischenkulturen, wie Beeren oder Steinobst, stärker unterstützt werden.
Ein besonderes Augenmerk soll in Zukunft auf die Investitionsförderung der Milchhöfe gelegt werden. „Europaweit wird in die Milchverarbeitung investiert, um die Betriebe fit für die Zukunft zu machen. Hier darf Südtirol nicht hinterherhinken. Es braucht Investitionen in Anlagen, die Produktentwicklung, die nachhaltige Produktion und das Marketing. Die derzeitigen Mittel reichen aber bei weitem nicht aus. Daher sind zusätzliche Gelder nötig“, sagt Rinner.
Immer wichtiger werden die Aus- und Weiterbildung, die Beratung und die Forschung. Der SBB wünscht, dass zukünftig eine Meisterausbildung für Absolventen der Fachschulen vorgesehen wird. Positiv bewertet der SBB die geplante Forschungsinitiative im Aktionsplan Berglandwirtschaft von Landesrat Arnold Schuler.
Leistungsentgelte weiterhin nötig
Erfolgreiche Regionen fördern die Berglandwirtschaft. So werden Bergbauern in Tirol oder Salzburg stärker unterstützt als in Südtirol. Dabei ist eine öffentliche Unterstützung mehr denn je nötig: Die Bauern erhielten im Jahr 2014 im Schnitt 54 Cent je kg Milch, die Kosten lagen aber bei 63 Cent. „Ohne Leistungsentgelte und Zusatzeinkommen wäre die Milchwirtschaft nicht aufrecht zu erhalten“, macht Tiefenthaler klar. Daher muss die Politik frühzeitig die Weichen für die EU-Förderperiode 2021-2027 stellen und die europäische Förderung der benachteiligten Gebiete absichern. Sorge bereitet dem SBB die Entwicklung bei der Landesförderung: Der Agrarhaushalt ist 2014, verglichen mit 2008, um fast 22 Prozent gesunken. Daran ändert auch die Neuausrichtungen der Landesförderung nichts, die in einigen Punkten noch nachgebessert werden muss.