Von: mho
Meran – Über 140 Weinbauern und Interessierte folgten am Mittwoch, 31. Jänner der Einladung zum traditionellen Meraner Weinbautag. Im Veranstaltungsraum der Kellerei Meran berichteten sechs Referenten über neue Entwicklungen und aktuelle Themen im Weinbau. Josef Ladurner vom Bezirksausschuss Südtiroler Beratungsring begrüßte die Anwesenden zur Veranstaltung, die gemeinsam von der Kellerei Meran und dem Südtiroler Beratungsring organisiert wurde.
Andreas Kraus, Amtsdirektor im Amt für Obst- und Weinbau informierte zunächst über den aktuellen Stand im Bereich der Pflanzregelung im Weinbau. Die unentgeltlichen Pflanzgenehmigungen aus der Weinmarktordnung werden auch im Jahr 2018 im Ausmaß von 1% der Rebfläche der Provinz Bozen verteilt, also wiederum 54,5 ha. Die Gesuche werden im Zeitraum vom 15.02.2018 bis 15.03.2018 angenommen. Voraussichtlich wird die einreichbare Fläche für Betriebe auf 3.000 m² beschränkt, das hängt allerdings von der Anzahl der Gesuche ab. Wenn sich die Situation wie im Jahr 2017 wiederholt, werden maximal 1.000 m² zuweisbar sein. Kraus wies darauf hin, dass Scheinpachtverhältnissen zwischen Südtiroler Betrieben und Flächen in anderen Provinzen bzw. Regionen in Zukunft nicht mehr geduldet werden. Auf Staatsebene werden in Kürze Bestimmungen erlassen, nach welchen eine Verschiebung der Pflanzengenehmigungen aufgrund einer Rodung wahrscheinlich erst nach 5 Jahren zugelassen werden kann.
Paul Hafner vom Südtiroler Beratungsring sprach anschließend über die Voraussetzung für hohe Traubenqualität und Ertragssicherheit. Gesunde Reben sind die Voraussetzung für hochwertige Trauben. Das beginnt bei der Auswahl der geeigneten Sorten und Klone entsprechend dem Standort. Mit einem schonenden Schnitt soll der Rebstock möglichst ohne größere Wunden erzogen werden. Es muss auf ausgewogenes Wachstum geachtet werden, denn überlastete Reben sind anfälliger für Schädlinge und Krankheiten. Als weiteres Kriterium nannte Hafner die ausreichende Nährstoffversorgung durch einen gut strukturierten Boden. Die Bewässerung spielt ebenfalls eine wichtige Rolle, denn Wachstum und Nährstoffversorgung der Reben werden dadurch beeinflusst. Das Ziel sind homogene Anlagen mit einer ausgeglichenen Stockbelastung. Durch Maßnahmen wie Düngung, Bewässerung, Laubarbeiten, Ertragsregulierung und Rebschnitt gedeihen vitale Reben die eine hohe Traubenqualität erreichen.
Josef Terleth vom Versuchszentrum Laimburg informierte dann über die Vorteile und Risiken einer Sortenumstellung durch Standortveredelung. Wenn die Pflanzen nicht zu alt sind und die Anlage den Anforderungen der modernen Qualitätsproduktion entsprechen, kann die Sorte durch Standortveredlung umgestellt werden. Für eine erfolgreiche Standortveredlung muss auf kontrolliertes Edelreisermaterial zurückgegriffen werden und die Pflege vor, während und nach der Veredlung ist besonders wichtig. Ebenso wichtig ist der Pflanzenschutz, denn nur gesunde Blattmasse garantiert gut verholzte Triebe, die im Frühling abgeschnitten werden können. Der größte Vorteil der Standortveredlung gegenüber der Neuanlage besteht im kürzeren Ernteausfall. Als Risiken sind Unwetter, Hagel und Spätfröste zu bedenken, die diese Umstellungsmethode beeinträchtigen können. Terleth empfiehlt daher, eine Sortenumstellung durch Standortveredlung nur dann vorzunehmen, wenn alle Voraussetzungen stimmen.
Nach der Pause referierte Gerd Innerebner vom Versuchszentrum Laimburg über die Stationäre Applikationstechnik als Alternative zum Sprüher in Steillagen. Dabei wird das Pflanzenschutzmittel mit fix in der Rebzeile installierten Düsen ausgebracht. Seit 2014 steht am Versuchszentrum Laimburg eine Pilotanlage, mit der die Pflanzenschutzmittel stationär ausgebracht werden können. In den vergangenen Jahren wurde untersucht, ob diese Technik in ihrer biologischen Wirksamkeit mit einer mobilen Sprüherbehandlung vergleichbar ist. Bei der Stationären Applikationstechnik gibt es zwei verschiedene Düsensysteme: Vernebelungsdüsen für die Traubenzone und Mikrosprinkler für die Laubwand. Nach vier Versuchsjahren berichtet Innerebner, dass die biologische Wirksamkeit der Behandlungen gegen den Echten und Falschen Mehltau bei beiden Applikationssystemen vergleichbar ist. Einzig der Peronospora-Blattbefall war in Jahren mit hohem Infektionsdruck bei der „stationären Spritztechnik“ etwas höher.
Als letztes Thema wurde der Blauburgunder besprochen. Alexander Gottardi vom Weingut Gottardi aus Neumarkt – Mazzon berichtete darüber aus der Sicht eines Winzers und Weinhändlers. Die Rebsorte ist extrem anspruchsvoll im Weinberg, knifflig im Keller und kann auch sehr unbeständig in der Flasche sein. Nur wenige Lagen weltweit sind geeignet, einen komplexen Wein hervorzubringen. Südtirols sonnenüberflutete Steilhänge werden zunehmend als Herkunft von hochwertigen Blauburgunder-Weinen erkannt. Die Sorte erfordert eine schonende Behandlung von der Ernte über das Rebeln bis zur Vergärung und Lagerung. Kellertechnik und Kellermeister sind dabei gefordert. Gottardi fügt an, dass auch Weinfreunde vom Blauburgunder gefordert sind: Seine oftmals helle Farbe suggeriert einen „leichten Wein“ und auch seine Lagerfähigkeit wir häufig unterschätzt, so dass die Weine zu jung getrunken werden.
Zum Schluss berichtete Josef Terleth vom Versuchszentrum Laimburg noch über die Entwicklungen und Erfahrungen bei Blauburgunder-Klonen. In verschiedenen Projekten wurden im gesamten Südtiroler Weinbaugebiet verschiedene Klone auf deren Anbaueignung geprüft. Dabei zeigt der Blauburgunder seine genetische Vielfalt, denn neben den klassischen Klonen mit kleinen, kompakten Trauben gibt es auch kleinbeerige und lockerbeerige Klone. In Sachen Weinqualität hat sich allerdings gezeigt, dass kein Weg an den französischen Qualitätsklonen vorbeiführt. Terleth berichtet jedoch von zwei deutschen Spätburgunderklonen, die sehr interessant hinsichtlich der Traubengesundheit und der Weinqualität sind. Die beiden Klone wurden mit dem französischen Klon 165 verglichen und zeigten sich als gute Alternativen zu den französischen Qualitätsklonen.
Bei der anschließenden Blauburgunder-Verkostung, wo mehrere Blauburgunder-Weine des Jahrgangs 2015 von verschiedensten Weinproduzenten miteinander verglichen werden konnten, haben sich die zahlreichen Weinbauern noch ausgiebig über die neu gewonnenen Anregungen und Informationen ausgetauscht.