Tayenthal und Stalf (rechts) bei der Eröffnung des Wiener N26-Büros

N26 – Österreicher Stalf wird bald als Co-CEO zurücktreten

Dienstag, 19. August 2025 | 17:03 Uhr

Von: APA/dpa/Reuters

Vorstandsbeben bei der deutschen Digitalbank N26: Der österreichische Mitgründer Valentin Stalf kündigte an, sich “zeitnah” von seiner Position als Co-CEO aus der operativen Verantwortung zurückzuziehen. Er werde nach einer Übergangszeit in den Aufsichtsrat der Berliner Digitalbank wechseln. Stalf zog mit dem Rückzug nach eigenen Angaben auch die Konsequenzen aus den Berichten über die Vorwürfe der deutschen Finanzaufsicht BaFin und einiger N26-Investoren.

“Sie haben dazu geführt, dass ich die Entscheidung über meinen Wechsel in den Aufsichtsrat etwas früher getroffen habe als eigentlich geplant”, sagte er dem “Handelsblatt”.

Der Österreicher Maximilian Tayenthal, mit dem Stalf das Unternehmen 2013 gegründet hatte, werde dagegen im Vorstand bleiben, betonte die Digitalbank. Die “Financial Times” berichtete, Tayenthal werde später wohl ebenfalls zurücktreten. Aufsichtsratschef Marcus Mosen, ehemals Chef des Zahlungsabwicklers Concardis, könnte als Co-Vorstandschef in die operative Verantwortung rücken.

Fintech im Jahr 2013 in Wien gegründet

Die jüngst im Zuge einer Sonderprüfung erneuerte Kritik der deutschen Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hatte Medienberichten zufolge zu Spannungen zwischen dem Gründerduo und großen Start-up-Investoren geführt. N26 war 2021 bei einer Finanzierungsrunde mit umgerechnet 7,7 Mrd. Euro bewertet worden, bald danach aber ins Visier der BaFin geraten. Derzeit dürfte die Digitalbank nur noch einen Bruchteil wert sein. Die beiden Wiener Tayenthal und Stalf halten zusammen noch fast 20 Prozent an N26.

Nach der Firmengründung in Wien verlegten sie den Unternehmenssitz wenig später nach Berlin. An N26 sind unter anderen der deutsche Versicherungskonzern Allianz, der Staatsfonds GIC aus Singapur, der chinesische Internet-Riese Tencent, der deutsche Risikokapitalgeber Earlybird und der deutsch-amerikanische Investor Peter Thiel beteiligt.

Eine N26-Sprecherin sagte, Gespräche mit Investoren und der Aufsicht seien vertraulich. Die Anteilseigner hätten Stalf aber “für seine Vision anerkannt”, sein Wechsel in den Aufsichtsrat habe ihre Unterstützung. N26 zitierte Christian Nagel, Partner von Earlybird Ventures, einem der frühen N26-Investoren, der über Stalf sagte: “Es ist bemerkenswert, wie er N26 in den letzten zwölf Jahren gemeinsam mit Maximilian Tayenthal an die Spitze der europäischen Digitalbanken geführt hat und damit für Millionen Kunden Banking nachhaltig verändert hat.”

Stalf: Geplanter Wechsel in Aufsichtsrat “strategische Entscheidung”

Der N26-Mitgründer selbst bezeichnete seinen Wechsel als “strategische Entscheidung, um meine langjährige Erfahrung und mein Wissen weiterhin bestmöglich einzusetzen und N26 zu stärken”. Er werde sich “aktiv und mit voller Leidenschaft in die langfristige personelle und strategische Ausrichtung von N26 einbringen.”

N26 sieht sich als eine der erfolgreichsten europäischen Neobanken. Sie habe über 1.500 Mitarbeiter und mehr als fünf Millionen Kunden. Die Digitalbank betreibt auch ein Büro in Wien. Im vergangenen Jahr sei der Umsatz um rund 40 Prozent auf gut 500 Mio. Euro gewachsen. Im Sommer 2024 habe N26 die Gewinnschwelle erreicht. “Aktuell schreibt N26 nachhaltige Profite und wird das zweite Halbjahr profitabel abschließen”, hieß es in der Mitteilung.

Die Bank hat aber immer wieder Ärger mit der deutschen BaFin. Erst vor gut einem Jahr hatte die Behörde eine Beschränkung zur Aufnahme von Neukunden aufgehoben, die N26 jahrelang bremste. Hintergrund war ein zu laxer Umgang mit Geldwäsche-Verdachtsfällen. Wegen zu spät gemeldeter Verdachtsfälle musste die Bank eine Geldstrafe von 9,2 Mio. Euro zahlen. Bei einer neuerlichen Sonderprüfung seien Mängel im Risikomanagement und Defizite in der Betrugsbekämpfung aufgefallen, berichtete das “Handelsblatt”. Die BaFin wollte sich dazu nicht äußern.

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