Ein Tag der Experimente und der Innovation

NOI Techpark eröffnet Kitchen Lab und Maker Space

Donnerstag, 23. Mai 2019 | 16:50 Uhr

Bozen – Zwei neue Labore, um innovativen Ideen freien Lauf zu lassen. Der NOI Techpark eröffnet Kitchen Lab und Maker Space, die Versuchsküche und die offenen Werkstätten für Unternehmen, Gründer und Tüftler, die in der Lebensmittelbranche und im Handwerk tätig sind. Einrichtungen, die mit fundierter Fachkompetenz und modernsten Geräten die Innovationsstrategie des Landes Südtirol unterstützen und somit zur Entwicklung und Wettbewerbsfähigkeit der lokalen Unternehmen und des gesamten Wirtschaftsstandorts beitragen können.

Um aufzuzeigen, welche Möglichkeiten die beiden „kreativen Werkstätten“ im NOI Techpark bieten, wurden diese im Rahmen eines Open Day der Öffentlichkeit präsentiert. Dabei durften Experten und Neugierige selbst Hand anlegen und hautnah die spannende Welt erleben, die sich zwischen den Begriffen „Proto“ und „Typ“ verbirgt.  Denn Kitchen Lab und Maker Space stellen einen regelrechten „Hub“ für den Bereich Prototyping dar, mit professionell ausgestatteten Werkstätten, Coworking-Möglichkeiten und maßgeschneiderten Dienstleistungen.

„Mit der Eröffnung der Versuchsküche und der offenen Werkstätten schaffen wir einen Ort für kleine Südtiroler Unternehmen, Tüftler und Gründer, um neue Ideen auszuprobieren und Prototypen einfach und schnell herzustellen. Mit diesen beiden Strukturen erweitert NOI Techpark – der eben erst neue Laboratorien und ein Gebäude für Unternehmen eingeweiht hat – sein Leistungsangebot“, erklärt Ulrich Stofner, Direktor des NOI Techpark. „Die Finanzierung dieser neuen Infrastruktur wurde zu einem wesentlichen Teil mit Mitteln aus den Regionalfonds der EU (EFRE) bestritten“, so Stofner.

Dabei können Unternehmen, Handwerker und Start-ups, die in den Prototyping-Laboren arbeiten wollen, nicht nur auf jede Menge High-Tech zurückgreifen, sondern auch auf den professionellen Rat von Seiten der Experten des NOI Techpark. Auf diese Weise entstehen Prototypen auf dem neusten Stand der Technik, die es schaffen, auf einem sich immer schneller verändernden Markt hervorzustechen. Eine einzigartige Chance für Südtiroler Unternehmen also, wie auch Astrid Weiss, Leiterin Innovation & Energie im Südtiroler Bauernbund, Martin Haller, Präsident des lvh, und Lorena Sala, Bereichsleiterin Berufsgruppen im hds, finden.

MAKER SPACE – Die Werkstätten des Maker Space bieten die besten Voraussetzungen für die Verarbeitung von Holz, Metall, Stoffen, Elektronik und mehr. Hier können Unternehmer und Erfinder ihrer Fantasie freien Lauf lassen und Prototypen für neue Produkte schaffen und drucken. Möglich machen dies die Unterstützung der spezialisierten Fachkräfte vor Ort und Geräte auf dem neusten Stand der Technik wie beispielsweise mehrere 3D-Drucker, ein 3D Scanner, ein Laserschneider und -gravierer, eine CNC-Fräse, ein Wasserstrahlschneider und vieles mehr. Geräte, von deren Potential man sich im Rahmen des Open Day überzeugen konnte, zumal sie durch praktische Vorführungen präsentiert wurden. So wurde unter anderem anschaulich vorgestellt, wie ein bestehendes Objekt 3D-gescannt und per Reverse Engineering wieder in 3D-druckbare Daten umgewandelt werden kann. Und um den Innovationsgrad zu veranschaulichen, der beim Additive Manufacturing erreicht werden kann, wurde im Laufe des Tages ein Ersatzteil für einen Stuhl 3D-gedruckt.

„Um auch den vielen kleinen Unternehmen und insbesondere Handwerksbetrieben in Südtirol die Möglichkeit zu bieten, diese moderne Infrastruktur zu nutzen, wird der Maker Space in enger Zusammenarbeit mit dem lvh betrieben. Die Nutzer können hier neue Technologien und Maschinen kennenlernen und nutzen und damit insgesamt bei der Produktentwicklung schneller werden sowie mit geringeren Kosten entwickeln als bisher“, so Walter Weissensteiner, Verantwortlicher des Maker Space.

Der Maker Space wurde schon von einigen Südtiroler Unternehmen zur Entwicklung von Prototypen herangezogen, wie Valentin Weiss der Firma Rothoblaas beim Rundgang im Zuge der Pressekonferenz bestätigte: „Rapid Prototyping ist für uns ein wichtiger Schritt in der Produktentwicklung, um eine Idee schnell und kostengünstig zu veranschaulichen. Die Experten im Maker Space haben Expertise zu unterschiedlichen Verfahren des Rapid Prototyping und können eine Vielzahl von Lösungen anbieten. Dadurch und durch die räumliche Nähe hier in Bozen ist eine sehr zeitnahe Realisierung der Muster möglich. Wenn spezielle Verfahren nötig sind, die nicht im NOI Techpark umgesetzt werden können, wird man zudem an kompetente Drittanbieter weitergeleitet.“

KITCHEN LAB – In der Versuchsküche können die Protagonisten der Lebensmittelbranche neue Produkte entwickeln und testen. Das Labor ist mit allem ausgestattet, was man zur Anfertigung innovativer Prototypen und Testprodukte benötigt: vom Lebensmittel-3D-Drucker bis zum Vakuum-Mixer und vielen anderen Geräten zum Mischen, Backen, Garen, Trocknen, Zentrifugieren, Räuchern und mehr. Jedes Gerät kann dank eines Informationssystems mit QR-Code autonom bedient werden. Außerdem können die Räumlichkeiten für Workshops, Präsentationen und Verkostungen genutzt und zusätzliche Geräte gemietet werden. Eine Besonderheit des Kitchen Lab ist die Möglichkeit, dass es als Verarbeitungsraum für Lebensmittel zugelassen werden kann, um hier eine Kleinserie zu produzieren und direkt am Markt zu testen.

„Das Kitchen Lab im NOI Techpark bietet Südtirols Unternehmen aus dem Lebensmittelsektor einen neuen Raum für Innovation. Dabei ist der Technologiepark das ideale Umfeld, um neue Lebensmittel, Herstellungsverfahren oder Rezepte zu entwickeln. Die Unternehmen der Branche können hier entweder alleine oder gemeinsam mit unseren Experten erste Prototypen von Produkten herstellen und dabei neue Verarbeitungstechnologien kennenlernen“, erklärt Ben Schneider, Head of Unit Food Technologies und Verantwortlicher des Kitchen Lab.

Das kann Andreas Loacker, Vizepräsident des gleichnamigen Unternehmens, nur bestätigen: „Kitchen Lab ist eine ideale Entwicklungsumgebung, wo wir als traditionelles Südtiroler Unternehmen aus dem Lebensmittelsektor über den Tellerrand hinausdenken können. Außerhalb der gewohnten Umgebung entstehen hier im NOI Techpark neue, innovative Ideen und der Mix aus Unternehmen, jungen Talenten und Forschern schafft interessante Synergien und Kooperationsmöglichkeiten.“

Wie gut dieser Mix im NOI Techpark funktioniert, zeigte beim Open Day der Workshop zum Thema Food Waste: Paula Oberhöller, Mitgründerin der Gourmet-Schokoladenmanufaktur „Oberhöller“, Matteo Scampicchio, Professor für Lebensmitteltechnologien an der Freien Universität Bozen, Valentina Cramerotti von IDM Creative Industries und Studierende der Fakultät für Design von unibz präsentierten im Zuge des Projektes MATCH!#2, das von IDM Südtirol koordiniert wird,  im Kitchen Lab innovative Produkte aus Lebensmittelabfällen und Nebenprodukten.

Weitere Workshops im Kitchen Lab drehten sich um die Themen Fermentation und Lebensmittel-3D-Printing. Der gesamte Tag wurde experimentell kulinarisch begleitet. „Küchen-Ingenieur“ und Chefkoch von Bad Schörgau Mattia Baroni überraschte die Gäste des Open Day mit Leckerbissen aus dem Küchenlabor. Er erzählte, wie er auf seinem Weg der Innovation im Lebensmittelbereich ohne Zweifel von einer Einrichtung wie dem Kitchen Lab hätte profitieren können – und zukünftig profitieren wird.

DIE SIEBEN PHASEN DES PROTOTYPING – Im Rahmen des Open Day stand für die Besucher auch eine „informative Reise“ zum Thema Prototyping bereit, erstellt mit Paneelen und Totems aus Reboard, einem innovativen Material aus natürlichem, umweltverträglichem Karton. In sieben Etappen – von der Analyse der Voraussetzungen bis zur Fertigung des finalen Produktes – konnte man die Geschichte einiger der interessantesten Erfindungen aus Südtirol kennenlernen: die Schreibmaschine von Peter Mitterhofer oder alles rund um Max Valier, legendärer Pionier in den Bereichen Raumfahrt und Raketentechnik. Mit dabei waren auch Puni, die erste und einzige italienische Whiskey-Destillerie direkt im Herzen der Alpen in Glurns, und Skyr, der Mila Joghurt nach Isländer-Art. Prototypen, die zu Produkten wurden und den kreativen Geist der Südtiroler Unternehmen widerspiegeln. Und eine Erinnerung daran, wie wichtig es ist, solche Prototyping-Labore wie Maker Space und Kitchen Lab zur Verfügung zu stellen, um Kreativität und Innovationsgeist in Südtirol zu fördern.

Von: mk

Bezirk: Bozen