Verkehrsprobleme und hohe Immobilienpreise

Wirtschaftsverbände im Pustertal: “Tourismus nicht allein für Probleme verantwortlich”

Montag, 15. September 2025 | 10:18 Uhr

Von: luk

Bruneck – Die Wirtschaftsverbände im Pustertal wenden sich gegen eine pauschale Verurteilung des Tourismus. In einer gemeinsamen Stellungnahme betonen sie, dass Verkehrsprobleme, hohe Immobilienpreise und steigende Lebenshaltungskosten in Südtirol nicht ausschließlich auf den Tourismussektor zurückzuführen seien.

So habe das Landesinstitut für Statistik (ASTAT) festgestellt, dass ein Großteil des Verkehrsaufkommens auf der Pustertaler Staatsstraße von einheimischen Fahrzeugen verursacht werde. Auch der Lkw-Verkehr sei überwiegend Zielverkehr, notwendig für die Versorgung der Haushalte und Betriebe im Tal. Eine Analyse der Universität Bozen zeige zudem, dass das Verkehrswachstum der letzten Jahre vor allem mit dem Bevölkerungszuwachs und der steigenden Wirtschaftsleistung zusammenhänge.

Auch die Entwicklung der Immobilienpreise sei nicht allein dem Tourismus zuzuschreiben. Entscheidend seien vielmehr die begrenzte bebaubare Fläche in Südtirol – lediglich 2,8 Prozent der Landesfläche – sowie die starke Nachfrage in wenigen Ballungsräumen. Plattformen wie Airbnb trügen zusätzlich zum Preisdruck bei. Auch die Wirtschaft leide unter den hohen Wohnkosten: Arbeitskräfte wanderten ab oder kämen gar nicht erst nach Südtirol.

Die Verbände fordern deshalb weniger Schuldzuweisungen und mehr gemeinsame Lösungsansätze. Gleichzeitig erinnern sie daran, dass der Tourismus eine tragende Rolle für die Wirtschaft im ländlichen Raum spiele, Arbeitsplätze sichere und wesentlich zum Erhalt lebendiger Ortskerne beitrage.

“Dass von Overtourism an manchen Orten im Land zu bestimmten Hochsaisons Zeiten – wenige Wochen im Jahr – gesprochen wird, ist verständlich. Vor allem das massive Verkehrsproblem des Pustertals ist aber die Ursache dieses gefühlten ‚zu Viel‘. Wir möchten daran erinnern, dass die Tourismusbranche seit Jahren sehr wohl selbst bemüht ist, Maßnahmen zu ergreifen und umzusetzen, z.B. Einführung der Bettenobergrenze, Regulierung bestimmter Hotspots wie Prags, Saisons Entzerrung durch nur noch Bewerbung der Randsaisonen. Genauso tragen Phänomene wie das Wildcampen und die damit verbundenen negativen Auswirkungen auf die Umwelt und das Landschaftsbild dazu bei, dass die Menschen das Gefühl haben, dass das gesunde Maß überschritten ist.” Auch hier sei man im HGV und im Südtiroler Wirtschaftsring schon seit Jahren aktiv und setze sich für Lösungen bzw. für strengere Kontrollen ein. Man solle weniger pauschalisieren und mehr faktenbasiert die Probleme angehen, und zwar gemeinsam, zeigt sich die Wirtschaft im Pustertal überzeugt”, so der Südtiroler Wirtschaftsring.

 

Bezirk: Pustertal

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