Von: mk
Bozen – „Die Vergabe von öffentlichen Aufträgen hat Südtirols Betriebe in den letzten Jahren vor einige Herausforderungen gestellt. Insbesondere der damit verbundene bürokratische Aufwand und die Komplexität der Ausschreibungen haben anfangs wohl alle – sowohl die Vergabestellen als auch die Betriebe – unterschätzt“, betont Leo Tiefenthaler, Präsident von Südtiroler Wirtschaftsring – Economia Alto Adige. Mit einem Gesamtwert von jährlich mehr als 800 Mio. Euro sind die Aufträge der öffentlichen Hand jedoch mittlerweile für Südtirols Unternehmen aller Größenordnungen wichtig für die Sicherung des betrieblichen Erfolgs. Zudem können neue Arbeitsplätze geschaffen, Steueraufkommen und Wertschöpfung generiert werden. „Es muss daher im Sinne aller sein, dass die öffentlichen Aufträge an Südtiroler Unternehmen vergeben werden“, bringt es Tiefenthaler auf den Punkt.
Schritt 1: Die Eintragung in das telematische Portal der Wirtschaftsteilnehmer
Mit dem im Dezember 2015 verabschiedeten Landesvergabegesetz sind einige Erleichterungen, insbesondere für Kleinst- und Kleinaufträge, eingeführt worden wie z.B. die Erhöhung der Schwelle für das Verhandlungsverfahren für Arbeiten bis zu zwei Mio. Euro und Lieferungen und Dienstleistungen bis zu 207.000 Euro. Voraussetzung für die Beteiligung an einer Ausschreibung oder die Einladung, ein Angebot abzugeben, ist die Eintragung des Unternehmens in das telematische Verzeichnis der Wirtschaftsteilnehmer. Nur Unternehmen, die in dieses Portal eingetragen sind, können bei Ausschreibungen berücksichtigt werden.
Die Eintragung erfolgt direkt über das Portal des Landes (www.ausschreibungen-suedtirol.it). Für die Eintragung erforderlich sind die Daten des Unternehmens, die digitale Unterschrift und die Angabe der zertifizierten E-Mail-Adresse (PEC). Bei der Eintragung sind auch jene Bereiche anzugeben, in denen der Betrieb tätig ist. Öffentliche Vergabestellen können für die Ausschreibung nur jene Betriebe in Betracht ziehen, die die ausgeschriebene Tätigkeit auch im Portal anbieten. Die im swr-ea angeschlossenen Wirtschaftsverbände (hds, HGV, lvh, Unternehmerverband und Südtiroler Bauernbund) unterstützen die Mitglieder bei der Eintragung.
Schritt 2: Die Teilnahme an öffentlichen Ausschreibungen
Unternehmen, die in das Portal eingetragen sind, können sich an öffentlichen Ausschreibungen (im jeweiligen Tätigkeitsfeld) beteiligen, entweder indem sie ein Angebot zu einer im Portal veröffentlichten Ausschreibung einreichen oder – bei Verhandlungsverfahren – direkt von der öffentlichen Vergabestelle eingeladen werden ein Angebot einzureichen.
„Wir werden uns auch weiterhin sowohl auf nationaler als auch auf lokaler Ebene einsetzen, damit die bürokratischen Auflagen für Unternehmen abgebaut werden. Die Vergabestellen hingegen rufen wir dazu auf Ausschreibungen so zu gestalten, dass alle Südtiroler Unternehmen eine reelle Zugangschance haben“, unterstreicht Geschäftsführerin Alexandra Silvestri. Denn auch für Kleinst- und Kleinbetriebe können Aufträge der örtlichen lokalen Institutionen wichtig sein, wie die folgenden Beispiele verdeutlichen.
Helmuth Alessandrini, Landwirt aus Bozen, beschreibt seine Erfahrungen mit dem Portal wie folgt: „Die Eingabe meines ersten Angebotes erfolgte im Winter 2015. Ich nahm an der Ausschreibung des Schneeräumungsdienstes der Gemeinde Bozen teil. Da ich einige Schwierigkeiten vermutete, nahm ich professionelle Hilfe in Anspruch. Der Dienst wurde mir von der Gemeinde Bozen dann auch zugewiesen. Das Portal könnte in Zukunft benutzerfreundlicher gestaltet werden. Für uns kleine Anbieter ist es eher mit einem großen Aufwand verbunden, aber laut Gesetz werden wir diesen Weg gehen müssen, wenn wir von der öffentlichen Verwaltung Aufträge bekommen möchten.“
Auch für Markus Locher, Florist und Landschaftsgärtner im Sarntal, ist die Eintragung in das Portal Pflicht, wenn er Aufträge der Gemeinde wahrnehmen möchte: „Die Eintragung in das Landesvergabeportal ist nicht nur für Bau- und Installationsbetriebe wichtig, sondern auch für verschiedene kleinere Dienstleistungsbetriebe. Ich übernehme zum Beispiel verschiedene Arbeiten für die Gemeinde Sarntal, hierzu ist die Eintragung erforderlich.“ In dieselbe Kerbe schlägt auch Elektriker Lukas Delueg aus Feldthurns und unterstreicht: „Die Eintragung in das Portal ist relativ einfach und in 15 Minuten erledigt. Wenn ich mich nicht eintrage, kann mich die Gemeinde auch nicht mehr beauftragen“.
Eine win-win Situation ist der Auftrag zur Schulausspeisung für Hotelier Georg Sonnerer vom Hotel Restaurant Dolomiten in Welsberg: „Die Teilnahme am Verhandlungsverfahren für die Schulausspeisung für die Schüler der Mittelschule hat mir die Möglichkeit eröffnet, im Laufe des Schuljahrs in etwa 11.000 Mahlzeiten zu verabreichen. Da mein Betrieb in Nähe der Schule liegt, konnten wir eine win win-Situation erzielen: Die Schüler werden mit einem frischen Essen versorgt und der Betrieb kann gesicherte Zusatzeinnahmen erzielen, die zur Deckung der Fixkosten beitragen.“
Der swr-ea und die im swr-ea angeschlossenen Wirtschaftsverbände (hds, HGV, lvh, Unternehmerverband und Südtiroler Bauernbund) rufen daher die Unternehmen auf, sich in das telematische Portal der Wirtschaftsteilnehmer einzutragen und bieten auch Unterstützung für die jeweiligen Mitglieder in diesem Bereich an, schreibt der swr abschließend in einer Presseaussendung.