Grundsteinlegung der OMV-Elektrolyseanlage in Bruck an der Leitha

Österreichs Weg zur europäischen Wasserstoffspitze steinig

Montag, 17. November 2025 | 05:05 Uhr

Von: apa

“Unser Ziel ist klar: Österreich will Europas führendes Wasserstoffzentrum werden”, sagte Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) zur grünen Wasserstoffanlage, die die OMV in Bruck an der Leitha (Niederösterreich) errichtet. Das Projekt erhält millionenschwere Unterstützung von Masdar, einer staatlichen Erneuerbaren-Gesellschaft aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Fachleute loben die Initiative, sehen aber Hindernisse bei der Erzeugung von grünem Wasserstoff.

Wasserstoff ist ein farb- und geruchloses Gas, das schon im 19. Jahrhundert beim Betrieb von Zeppelins zum Einsatz kam. Für die Herstellung wird Wasser in seine Bestandteile Sauerstoff und Wasserstoff aufgespalten. Häufig geschieht das durch die Erwärmung von Erdgas mit Wasserdampf. Grüner Wasserstoff hingegen entsteht durch Elektrolyse, bei der Strom aus erneuerbaren Quellen – wie Wind- oder Wasserkraft – durch Wasser geleitet wird.

Österreich will Europas führendes Wasserstoffzentrum werden

Derzeit verfügt Österreich über rund 28 Megawatt Elektrolyseleistung. Mit der neuen OMV-Anlage soll die Leistung um 140 Megawatt steigen. Für Christoph Dolna-Gruber, Energieexperte der Österreichischen Energieagentur (AEA), ist das ein “sehr, sehr großer Schritt nach vorne”. Auch Viktor Hacker, Professor für wasserstoffbasierte Technologien an der TU Graz, begrüßt das Projekt: Es trage “nicht nur zur Erfüllung nationaler Ausbauziele bei, sondern fördert zugleich den strukturellen Aufbau eines Wasserstoff-Ökosystems in Österreich”, erklärte er gegenüber der APA.

Fachleute sind sich allerdings einig, dass der Weg zum führenden Wasserstoffzentrum Europas lange und steinig ist. In der Vergangenheit hätten viele Akteure Wasserstoff “als eine Art Allheilmittel für die Zukunft gesehen – diese Hoffnung war nicht realistisch”, sagte Dolna-Gruber im Gespräch mit der APA. Eine zentrale Herausforderung für die Betreibung grüner Wasserstoffanlagen sei der hohe Bedarf an erneuerbarem Strom: Allein die OMV-Anlage benötige 1,1 Terawattstunden. “Also die gesamte Jahreserzeugung des Wasserkraftwerks Freudenau oder den Strom aus fast 90 modernen Windrädern. Heißt: Der Erneuerbaren-Ausbau in Österreich muss Schritt halten und weitergehen, besonders beim Ausbau der Windkraft braucht es mehr Geschwindigkeit und Menge”, schließt daraus Dolna-Gruber.

Elektrolyse sehr teuer

Hinzu kommt, dass Elektrolysetechnologie derzeit sehr teuer ist. Grund dafür sind laut Dolna-Gruber gestiegene Kosten für Ingenieurleistungen und Kapital. Zudem werde Österreich langfristig auf Importe angewiesen sein, um den Bedarf an Wasserstoff zu decken. “Man darf nicht die Fehler machen, die wir beim Gas gemacht haben, uns einseitig abhängig zu machen”, warnt Dolna-Gruber.

Trotz europäischer Investitionen und technologischer Fortschritte habe China Europa in Sachen Wasserstoff “bereits überholt”, macht Georg Brunauer, Wasserstoff-Experte an der Fachhochschule Salzburg, aufmerksam. Projekte würden dort “schneller und agiler” umgesetzt – in Europa werde vieles “zerredet”, so Brunauer. Laut Internationaler Energieagentur (IEA) liegt der Preis für den günstigsten grünen Wasserstoff in China um rund 40 Prozent unter dem europäischen Niveau. China ist inzwischen zum größten Wasserstoffmarkt der Welt aufgestiegen und deckt etwa ein Drittel des globalen Bedarfs.

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