Von: luk
Bozen – Die Belastungen Pflegender Angehöriger in der Demenzbetreuung halten an. Ulrich Seitz, der Präsident des Vereins Alzheimer Südtirol ASAA berichtet von frustrierenden Rückmeldungen unzähliger Südtiroler Familien, die täglich „unsere Grüne Nummer 800660561“ kontaktieren. Dabei werde ersichtlich, dass die Wartezeit bis zur Pflege-Einstufung weiterhin ein sehr gefühltes Thema bei den Betroffenen darstellt.
Seitz erinnert, dass ca. 10.600 Fälle in Südtirol im eigenen Umfeld betreut werden. Der Verein, der die Interessen von rund 13.000 Menschen mit deren Angehörigen im Land vertritt, wünscht sich mehr Klarheit über die neue Handhabung bei der Behandlung der zitierten Anträge, vor allem bei der Anerkennung der ersten Pflegeeinstufung, bei jenen für die Wiedereinstufung und die Fristen hierfür und im Falle von Verschlechterungen.
“Alzheimer Südtirol ist alles andere darüber erfreut, dass es mit der neuen Regelung für Gesuche auf Pflegegeld, die seit dem 1.02.2023 eingereicht werden, nur mehr möglich ist, die Erhebung des individuellen Pflege- und Betreuungsbedarfs im Rahmen eines Gesprächs in den Räumlichkeiten des Dienstes für Pflegeeinstufung, durchzuführen. Die Ausnahme für Personen, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht zu den Räumlichkeiten des Dienstes begeben und unter Umständen auf einen Hausbesuch hoffen können, ist zwar vorgesehen, birgt jedoch Schwierigkeiten mit sich, denn die zuständige Ärzteschaft müsste dies explizit anfordern. Für uns wäre es grundlegend, dass das Einstufungsteam die Lage daheim bewertet, denn erst daraus wird klar, welche Hürden oder auch auch Pluspunkte in der Betreuung vorliegen”, so Seitz.
“Des Weiteren sollte konkret durch Beratung aufgezeigt werden, welche Verbesserungen praktisch umsetzbar sind. Im Gegenzug: Wer mit Demenzkranken zu tun hat, weiß wie aufwändig es ist, solche Menschen dazu zu bewegen, sich in einen ihnen nicht vertrauten Kontext zu begeben. Oft ist der Transport zu einer öffentlichen Stelle bereits eine Zumutung. Zudem ist der Kostenpunkt des ärztlichen Zeugnisses insgesamt nicht zu unterschätzen.” Seitz meint dazu: “Leider bekommen wir täglich Rückmeldungen, dass hier unterschiedliche Tarife von Familien bezahlt werden, was wir sehr bedauerlich finden. Es sollte ein anderer Weg der Vereinbarung mit den verschreibenden Ärzten gefunden werden, dass gerade in Zeiten wie diesen, den Familien, die eh schon die Pflege zu Hause unter schwierigsten finanziellen und personellen Voraussetzungen schultern müssen, entgegengekommen werden kann. Für viele Familien ist und bleibt die Situation der Versorgung der zu Pflegenden daheim nämlich eine Herkulesaufgabe.” Erschwerend komme dazu, dass es schon seit der Corona Pandemie einen erheblichen Mangel an Plätzen in der Kurzzeitpflege gibt. “Hier gilt es gemeinsam mit der Öffentlichen Hand praktikable Lösungen trotz fehlender Personalressourcen in den Seniorenwohnheimen zu finden, denn ohne die Möglichkeit von Entlastungsangeboten, zum ‘Aufladen der Batterien’ können die im Pflegeprozess involvierten Familienmitglieder ihre Aufgabe daheim nicht mehr angemessen garantieren”, so Seitz.