Südtirols Unternehmer wenig begeistert

„Plastic tax und sugar tax gefährden Beschäftigung“

Donnerstag, 28. November 2019 | 10:17 Uhr

Bozen – Der Lebensmittelsektor ist eines der Aushängeschilder der Südtiroler Wirtschaft: Er exportiert Waren im Wert von rund einer Milliarde Euro, zugleich sind die Agrar-, Produktions- und Verarbeitungsbetriebe dieser Branche Arbeitgeber für mehr als 30.000 Menschen.

„Unsere Unternehmen sind stark in Südtirol verwurzelt und der Tradition verbunden, zugleich sind sie hochinnovativ und auf eine nachhaltige Produktion ausgerichtet“, erklärt der Präsident der Sektion Lebensmittel im Unternehmerverband, Thomas Brandstätter (Zipperle AG).

Gerade der Lebensmittelsektor riskiert jedoch, einer der Hauptbetroffenen von der Einführung der sugar tax und plastic tax zu sein, wie die Vertreter der Sektion Lebensmittel bei der jüngsten Sitzung des Direktivrates unterstrichen. „Unsere Betriebe waren unter den ersten, die bereits vor Jahren durch die Sensibilisierungskampagne „Mehrwegflasche“ die Verwendung von Glas- anstatt von Plastikflaschen unterstützt haben. Mit neuen Steuern löst man das Problem sicher nicht“, ist Brandstätter überzeugt, der auch daran erinnert, dass die Unternehmen bereits den Umweltbeitrag CONAI zur Entsorgung von Plastik bezahlen. Gleiches gilt auch für die sugar tax, die große Schwierigkeiten für die heimischen Hersteller nichtalkoholischer Getränke mit sich bringt. „Auch hier handelt es sich um eine Maßnahme, deren einziges Ziel es ist, Geld einzutreiben. Ansonsten können wir uns nicht erklären, wieso nur gezuckerte Getränke, aber keine anderen gezuckerten Produkte davon betroffen sind. Dies ist eine große Ungleichbehandlung.“

Auf der gleichen Linie ist auch der Präsident des Unternehmerverbandes Südtirol, Federico Giudiceandrea, der beim Direktivrat anwesend war: „Positiv im Haushaltsgesetz ist, dass die Mehrwertsteuer nicht erhöht wird, dafür werden aber neue Steuern eingeführt, die Besteuerung der Betriebsfahrzeuge erhöht und unzureichende Mittel zur Reduzierung des Steuerdrucks für unsere Mitarbeiter vorgesehen. Dadurch wird die italienische Industrie in einem schwierigen Moment für das Land bestraft und Arbeitsplätze werden gefährdet.“

Vielmehr gelte es, so die Südtiroler Unternehmen, die Zukunftsperspektiven der Jugend wieder in den Mittelpunkt zu stellen. „Die Anreize zur Eingliederung der Jugendlichen in den Arbeitsmarkt durch Beitragserleichterungen für unbefristete Arbeitsverträge und Lehrverträge müssen gestärkt werden“, so der Präsident des Unternehmerverbandes.

Die Unternehmen sind durchaus bereit, ihren Beitrag zu leisten, wie der gemeinsam mit der Freien Universität Bozen ins Leben gerufene Master in „Food Science for Innovation and Authenticity” zeigt. Studiengangsleiter Prof. Marco Gobetti war Gast des Direktivrates und unterstrich die Bedeutung der Unterstützung der Studentinnen und Studenten durch die Betriebe. „Die Zusammenarbeit zwischen Universität und Wirtschaft ist eine der besten Möglichkeiten, um auf die große Nachfrage an Fachkräften in unseren Unternehmen zu reagieren“, so der Präsident der Sektion Lebensmittel Brandstätter, der die vollste Unterstützung der heimischen Betriebe für den Studiengang zusicherte.

Von: mk

Bezirk: Bozen