Klausurtagung des Südtiroler Bauernbundes

“Preise für landwirtschaftliche Produkte müssen steigen”

Samstag, 11. Februar 2023 | 16:53 Uhr

Bozen – Wolf und Borkenkäfer, die gestiegenen Kosten für Betriebsmittel, die Wasserversorgung und der Dauerbrenner Bürokratie: Auf der Klausurtagung des Südtiroler Bauernbundes heute am NOI Techpark in Bozen wurden viele verschiedene Themen diskutiert. Auch wenn die Herausforderungen größer werden, überwiegt die Zuversicht.

Für die Berglandwirtschaft und den Obstbau war das vergangene Jahr ein schwieriges, sagte Bauernbund-Landesobmann Leo Tiefenthaler gleich zu Beginn der Klausurtagung. Die Trockenheit und die hohen Preise für Betriebsmittel machten der Grünlandwirtschaft zu schaffen. Positiv sei hingegen, dass der Milchpreis seit dem Sommer ansteigt und daher ein höherer Auszahlungspreis zu erwarten ist. “Im Obstbau bereiten die hohen Kosten, die geringe Erntemenge und die bescheidenen Marktpreise Sorgen. Nicht akzeptieren werden die Obstbauern die geplante Reduzierung des Pflanzenschutzes, der den integrierten und den biologischen Obstbau gleichermaßen betrifft.” Für den EU-Abgeordneten Herbert Dorfmann habe der EU-Vorschlag “eh wenig Chancen, im EU-Parlament genehmigt zu werden.”

Im Weinbau hingegen ist die Stimmung deutlich gelöster: Menge und Qualität sind wieder sehr gut.

Einig waren sich die 200 Funktionäre auf der sehr gut besuchten Klausurtagung, dass die Preise für landwirtschaftliche Produkte steigen müssen, um die Rentabilität der Betriebe zu sichern. „Dafür muss die heimische Herkunft sichtbarer werden“, so Tiefenthaler, der sich nochmals klar für die Herkunftskennzeichnung aussprach. „In einer Umfrage waren über 90 Prozent der Befragten für eine Herkunftsbezeichnung, weil sie Transparenz wünschen. Das ist eine Chance für die Landwirtschaft, aber auch für die Gastronomie.“

Eine gute Möglichkeit, das betriebliche Einkommen zu erhöhen, sieht Tiefenthaler in den erneuerbaren Energien. Vor allem die Photovoltaik sei interessant, aber auch die Wasserkraft biete noch Chancen. „Wir haben erreicht, dass das Wasser für die Bewässerung auch für die Stromerzeugung genutzt werden kann. Leider ist diese Doppelnutzung sehr kompliziert und muss unbedingt vereinfacht werden.“ Die Bürokratie sei insgesamt in vielen Bereichen zu hoch und müsse reduziert werden.

Nicht zufrieden war Tiefenthaler mit den Holzpreisen. Diese müssten ansteigen, damit die Waldarbeit rentabel wird. „Das ist derzeit umso wichtiger, da das Borkenkäferholz aus den Wäldern gebracht werden muss.“

Ein heißes Thema werde zukünftig die Wasserversorgung: „Da die Sommer trockener und heißer werden, müssen wir die Wasserversorgung rechtzeitig sichern. Dafür brauchen wir Speicherbecken“, stellte Tiefenthaler klar.

Große Sorgen bereiten vielen Bäuerinnen und Bauern der Wolf und der Borkenkäfer. „Trotz vieler Initiativen treten wir hier weiter auf der Stelle. Wenn wir die traditionelle Almwirtschaft erhalten wollen, müssen wir Entnahmen von Wölfen erwirken.“ Kritisch sieht die Situation in vielen Wäldern aus. Daher erging der Aufruf an die Funktionäre, das Käferholz aus den Wäldern zu entfernen. Zugleich forderten mehrere Teilnehmer der Klausurtagung einen höheren Holzpreis und den Aufbau einer Vermarktungsstruktur für Holz. Einige Funktionäre sprachen sich auch für die Ausrufung des Notstands wegen der Borkenkäferverbreitung aus.

Kritisiert wurde auch der Verkauf von Höfen an Investoren. „Wir müssen versuchen, solche Verkäufe zu verhindern. Obwohl die Rechtslage schwierig ist, könnte es bei geschlossenen Höfen die Möglichkeit geben, den Erwerb eines solchen Hofes an die Selbstbewirtschaftung zu koppeln“, so Tiefenthaler. Herausforderungen gebe es viele. Gemeistert werden könnten sie nur gemeinsam.

In der anschließenden Diskussion mit den bäuerlichen politischen Verantwortlichen – Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer und Landesrat Arnold Schuler, EU-Parlamentarier Herbert Dorfmann, Senator Meinhard Durnwalder, die Landtagsabgeordneten Manfred Vallazza und Franz Locher sowie der Bozner Vizebürgermeister Luis Walcher – ging es um den Landschaftsschutz, Wolf und Borkenkäfer, der Bürokratie besonders in der Direktvermarktung sowie einen besseren Schutz von Grund und Boden.

Von: luk

Bezirk: Bozen