Putin beim Östlichen Wirtschaftsforum in Wladiwostok

Putins Probleme mit dem Gas

Donnerstag, 05. September 2024 | 16:08 Uhr

Von: APA/dpa

Kremlchef Wladimir Putin hat Moskaus Bereitschaft zur Fortsetzung des Transits russischen Gases durch die Ukraine nach Europa bekräftigt. “Denn wir und der Konzern Gazprom wollen unsere Verpflichtungen gegenüber unseren Klienten erfüllen, mit denen es langfristige Verträge gibt”, sagte der russische Präsident beim Östlichen Wirtschaftsforum in Wladiwostok. Der Transitvertrag ende aber zum Jahreswechsel und Russland könne die Ukraine nicht zur Verlängerung zwingen.

Die Europäer wiederum, die Einfluss auf Kiew hätten, zeigten wenig Interesse, Druck auszuüben, sagte Putin. Daneben beklagte er, dass Polen die Pipeline Jamal – Europa geschlossen habe und Deutschland die durch die Ostsee führende Gasleitung Nord Stream 2 nicht anschließe. Tatsächlich hat Russland im Mai 2022 die Gaslieferungen durch die Leitung Jamal – Europa selbst komplett eingestellt. Begründet wurde dies damals damit, dass Polen sich weigerte, Gaszahlungen in Rubel umzustellen.

Die Pipeline Nord Stream 2 hat Putin in der Vergangenheit schon öfter ins Spiel gebracht, etwa als Russland 2022 die Lieferungen über die Schwester-Pipeline Nord Stream 1 aus angeblich technischen Problemen erst drosselte und dann komplett einstellte – Wochen bevor diese durch eine Explosion schwer beschädigt wurde.

Auch wenn Putin in Wladiwostok vor allem Europa als Verlierer der gesunkenen Gaslieferungen aus Russland darstellte, hat der staatliche russische Konzern Gazprom im vergangenen Jahr massive Verluste eingefahren. Versuche, den für Russland lukrativen europäischen Gasmarkt durch Asien zu ersetzen, sind bisher nicht besonders erfolgreich. Verhandlungen mit China über den Bau einer zweiten Gas-Pipeline stocken. Die Chinesen sind dem Vernehmen nach nicht bereit, so hohe Preise zu zahlen wie die Europäer. Das macht Moskaus Abhängigkeit von Peking noch einmal deutlich.

Obwohl Russland die Energie-Sanktionen des Westens oft erfolgreich umschifft, zeigt sich außerdem gerade bei Putins LNG-Vorzeigeprojekt, dass die Maßnahmen gegen den Aggressor nicht völlig wirkungslos bleiben.

Die Flüssiggas-Anlage “Arctic LNG 2”, die bereits vor dem Krieg als größte Anlage ihrer Art in Russland geplant war, hat offenbar Probleme, das Gas an Kunden zu bringen, wie Schiffsdaten und Satellitenbilder zeigen.

Seit dem Rückgang der Pipeline-Gasexporte nach Europa setzt Wladimir Putin verstärkt auf verflüssigtes Erdgas. Bis 2030 sollte die jährliche Produktion bei insgesamt 100 Millionen Tonnen liegen, berichtet n-tv. Doch jetzt muss das Gas auf schwimmende Lager im Meer zwischengeparkt werden.

“Arctic LNG 2” steht auf der Sanktionsliste der USA. Die EU zog in diesem Jahr mit ersten Sanktionen nach: Ab nächstem Jahr ist der Weitertransport von Flüssiggas aus Russland von europäischen Häfen aus in Drittländer verboten. Das soll dazu führen, dass Russland wegen mangelnder Transportkapazitäten weniger LNG verkaufen kann.

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