Von: luk
Bozen – Im Jahr 2024 ist die Zahl der freiwilligen Schwangerschaftsabbrüche und der Fehlgeburten in Südtirol deutlich zurückgegangen. Laut dem Landesinstitut für Statistik (ASTAT) wurden 525 freiwillige Schwangerschaftsabbrüche registriert – ein Minus von vier Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch die Zahl der Fehlgeburten sank um 17,7 Prozent auf 325 Fälle, bei denen eine Krankenhausaufnahme notwendig war.
Hoher Anteil medikamentöser Abbrüche
Mehr als die Hälfte der Schwangerschaftsabbrüche (55,8 Prozent) wurde medikamentös durchgeführt – eine Zunahme um 10,2 Prozent im Vergleich zu 2023. In 93,5 Prozent der Fälle erfolgte der Eingriff ambulant oder im Tagesklinikmodus mit einer Verweildauer unter 24 Stunden. Der Anteil chirurgischer Eingriffe, die meist unter Vollnarkose erfolgen, lag bei 44,2 Prozent.
Ausländische Frauen häufiger betroffen
40,4 Prozent der Schwangerschaftsabbrüche betrafen Frauen ohne italienische Staatsbürgerschaft. Die Abbruchziffer bei Ausländerinnen war mit 13,1 pro 1.000 Frauen im gebärfähigen Alter fast viermal so hoch wie bei Italienerinnen (3,4 Promille). Auch bei Fehlgeburten lag die Rate bei ausländischen Frauen höher (5,5 gegenüber 2,5 Promille).
Alter, Familienstand und Vorerfahrungen
Knapp die Hälfte der Frauen, die einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen ließen, war unter 30 Jahre alt (46,9 Prozent), das Durchschnittsalter lag bei 29,2 Jahren (Italienerinnen) bzw. 30,6 Jahren (Ausländerinnen). 24,2 Prozent hatten bereits mindestens einen Abbruch hinter sich, 18,7 Prozent eine Fehlgeburt.
Die Mehrheit der betroffenen Frauen war ledig (64,1 Prozent), 31,9 Prozent verheiratet. 38,3 Prozent hatten keine Kinder, 39,4 Prozent hingegen zwei oder mehr.
Abbrüche meist in der Frühschwangerschaft
Fast 80 Prozent der Abbrüche fanden vor der zehnten Schwangerschaftswoche statt. Nur 6,5 Prozent erfolgten nach der zwölften Woche, meist aufgrund medizinischer Indikationen.
Zahlreiche Gewissensverweigerer unter Ärzten
Ein Hindernis beim Zugang zum Schwangerschaftsabbruch stellt die hohe Zahl an Ärztinnen und Ärzten dar, die diesen aus Gewissensgründen verweigern: In den beiden einzigen Kliniken Südtirols (Bozen und Meran), in denen Abbrüche durchgeführt werden, liegt die Quote bei 74,3 Prozent. Betrachtet man alle sieben Krankenhäuser der Provinz, beträgt sie 59,5 Prozent.
Fehlgeburten: Durchschnittsalter 33,5 Jahre
Die 325 dokumentierten Fehlgeburten ereigneten sich mehrheitlich in den ersten zehn Schwangerschaftswochen (65,5 Prozent). Das Durchschnittsalter der betroffenen Frauen lag bei 33,5 Jahren. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko: Bei Frauen ab 40 lag die Rate bei 186,9 Fehlgeburten pro 1.000 Lebendgeborene – mehr als doppelt so hoch wie in der Altersgruppe 35–39 Jahre.
Am häufigsten wurde bei einer Fehlgeburt eine Ausschabung unter Vollnarkose vorgenommen (49,8 Prozent bzw. 76,6 Prozent). In 86,5 Prozent der Fälle war ein eintägiger Klinikaufenthalt erforderlich.
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