WIFO und KlimaHaus Agentur stellen Kosten-Nutzen-Untersuchung vor

Sanierungspotential öffentlicher Gebäude nutzen

Mittwoch, 22. Februar 2017 | 11:22 Uhr

Bozen – Mehr als die Hälfte der öffentlichen Gebäude in Südtirol befinden sich in der schlechtesten Energieklasse G. Diese weisen im Vergleich zu den Neubauten einen erhöhten Energieverbrauch und somit großes Sanierungspotential auf. Die heute vom WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen und der Agentur für Energie Südtirol – KlimaHaus vorgestellte Studie zeigt am Beispiel der Grundschule „Josef Gasser“ in Neustift, dass eine energetische Sanierung wirtschaftlich sinnvoll ist. Fördermöglichkeiten tragen dabei wesentlich zu kürzeren Amortisierungszeiten bei.

Nur jedes vierte öffentliche Gebäude in Südtirol zählt laut Daten der Agentur für Energie Südtirol – KlimaHaus zu den energieeffizienten Bauten (Energieklassen A und B), während sich 58 Prozent der Objekte in der schlechtesten Energieklasse G befinden. Dabei ist das ökonomische Einsparungspotential bei einer energetischen Verbesserung grundsätzlich umso größer je schlechter die Energieklasse des Gebäudes vor einer Sanierung ist. In Zusammenarbeit mit der Agentur für Energie Südtirol – KlimaHaus hat das WIFO deshalb die Wirtschaftlichkeit von energetischen Sanierungen untersucht.

Am Testobjekt Grundschule Neustift bei Vahrn wurde die wirtschaftliche Zweckmäßigkeit einer energetischen Sanierung analysiert. Die Studie vergleicht für verschiedene Sanierungsszenarien der Grundschule die Kosten für die nächsten 30 Jahre. Aus wirtschaftlicher Sicht sind der Austausch der Fenster und die Wärmedämmung mit 16 Zentimetern Mineralwolle am sinnvollsten. Den Berechnungen zufolge würden sich dadurch die jährlichen Heizkosten um fast die Hälfte (48 Prozent) verringern. Die dafür vorgesehenen Fördergelder von 122.200 Euro, also 25 Prozent der anfänglichen Investitionskosten, verkürzen die Amortisierungszeit für dieses Sanierungsszenario zusätzlich.

Neben der energetischen bzw. wirtschaftlichen Zweckmäßigkeit einer energetischen Sanierung, spielen Lebensqualität und Wohlbefinden eine wichtige Rolle. Beispielsweise reduzieren Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung nicht nur den Energiebedarf der Schule zusätzlich, sondern stellen gesunde und hygienische Raumluftverhältnisse sicher. Die höhere Luftqualität ist ökonomisch zwar nicht messbar, kann aber die Aufmerksamkeit und die Produktivität der Schüler/innen fördern.

Laut Michl Ebner, Präsident der Handelskammer Bozen, sollte das Sanierungspotential der öffentlichen Gebäude in Südtirol besser ausgeschöpft werden: „Die energetische Sanierung des öffentlichen Gebäudebestands ist ökonomisch vorteilhaft, erhöht die Raumluftqualität in den Gebäuden und stützt die Bauwirtschaft. Deshalb ist es wichtig, dass die öffentliche Hand in Zukunft verstärkt in energetische Sanierungsprojekte investiert.“

„Das Land Südtirol hat im Bereich der energetischen Sanierung eine strategische Rolle inne, sei es in der Förderung der Bauwirtschaft wie auch als Eigentümer eines maßgeblichen Immobilienbestandes, bestehend aus Schulen, Bürogebäuden, Logistikzentren usw. Es soll eine Energiestrategie für das Immobilienvermögen des Landes entwickelt werden, die übergreifende Ziele, Prioritäten und Szenarien definiert“, unterstreicht der Landesrat für italienische Kultur, Wohnbau und öffentliche Bauten, Christian Tommasini.

„Die energetische Sanierung der Gebäude in öffentlichem Besitz sollte oberste Priorität haben, da diese eine Vorbildfunktion einnehmen. Dabei können Sanierungsvorhaben auch durch verschiedene Fördermaßnahmen (z.B. EU-Regionalfonds) wirtschaftlich interessant werden“, betont Andreas Schatzer, Bürgermeister der Gemeinde Vahrn.

Die vollständige Publikation liegt in der Handelskammer in gedruckter Form auf und steht auf der Website www.handelskammer.bz.it zum Download bereit. Ansprechpartner für diese Publikation ist Georg Lun, Tel. 0471 945 708, E-Mail: georg.lun@handelskammer.bz.it.

Von: mk

Bezirk: Bozen