Bürgerenergie ist Zukunft - auch in Südtirol

„Saubere Energie für alle Europäer“

Freitag, 31. Mai 2019 | 21:11 Uhr

Bozen – Bürgerenergie ist Zukunft – auch in Südtirol. Aus diesem Grund treffen sich Energiegenossenschaften aus dem norditalienischen Alpenraum zu ihrer Frühjahrstagung in Bozen.

Heute sind die „historischen“ Energiegenossenschaften aus Norditalien in Bozen zu ihrer Frühjahrstagung zusammengekommen. Veranstalter dieses Genossenschaftstreffens ist der Südtiroler Energieverband (SEV). Die Tagung mit vielen prominenten Gästen aus der Energiewirtschaft fand im NOI-Techpark statt. Schließlich ist dieser Ort in der Bozner Industriezone Teil der Südtiroler Energiegeschichte. Wo heute geforscht wird und Start-Ups betreut werden, befand sich früher eine Fabrik, die in den 1930er Jahren errichtet wurde und Aluminium produzierte. Die Energie für die Produktion lieferten Südtiroler Wasserkraftwerke.

Die Vereinigung der „historischen” Genossenschaften vertritt in den Regionen Friaul-Julisch Venezien, Trentino-Südtirol, Lombardei, Piemont und Aosta 77 Mitgliedsbetriebe, die zirka 300.000 Kunden mit eigenständig produziertem Strom aus erneuerbaren Energien versorgen. Die „Energiegeschichte“ zahlreicher Talschaften im norditalienischen Alpenraum gleicht in Vielem der historischen Entwicklung in Südtirol: In ländlichen Gebieten, die für große Energieunternehmen unattraktiv waren, entstanden Energiegenossenschaften, um die Bevölkerung vor Ort, zuverlässig und bodenständig, mit „Strom von Daheim“ zu versorgen.

„Als genossenschaftliche Produzenten und Verteiler von erneuerbarer Energie haben diese Unternehmen vor Jahrzehnten einen aktuellen europäischen Trend antizipiert“, sagte SEV-Präsident Hanspeter Fuchs in seiner Eröffnungsrede. So sei es kein Zufall, „dass die EU im Rahmen ihres Maßnahmen-Pakets ‚Saubere Energie für alle Europäer‘ den Begriff „citizens energy communities“ in das europäische Rechtssystem aufgenommen hat und dass der globale Klimawandel bei der Europawahl in Deutschland das wichtigste Thema war.“

Auf der Tagung stellte das Forschungsunternehmen RSE (Ricerca Sistema Energetico) dann auch konkrete Vorhaben im Bereich „Renewable Energy Communities“ vor. Eigentümer des RSE ist der Staatsbetrieb GSE (Gestore servizi energetici) der in Italien für die Förderung erneuerbarer Energien zuständig ist. Am 15. Mai war der SEV in Mailand mit Führungskräften des RSE zusammengetroffen, um über Pilotprojekte für eine nachhaltigen Bürgerenergie in Südtirol zu sprechen. Der Hintergrund: Am 26. März hat das Europäische Parlament vier Rechtsakte verabschiedet, die den Strommarkt in der EU auf künftige Herausforderungen vorbereiten und die Verbraucherinnen und Verbraucher – und damit auch die „Citizens energy communities“ – in den Mittelpunkt der Energiewende stellen. Alle 27 EU-Mitgliedsstaaten müssen jetzt Regelungen für diese nachhaltigen Energie-Gemeinschaften beschließen und in nationales Recht aufnehmen. „Bei uns hat die Zukunft schon begonnen. Es zeigt sich wieder wie sehr unsere historisch gewachsene dezentrale Energiewirtschaft – vor allem wenn sie genossenschaftlich geführt wird – heute modern ist“, stellte SEV-Direktor Rudi Rienzner fest.

Weitere Themen der Tagung waren der italienische Plan für Energie und Klima (Piano Nazionale Integrato per l’Energia e il Clima) im Bereich der erneuerbaren Energie, der Online- Zugang der Konsumenten zu ihren Verbrauchsdaten und – natürlich – die Südtiroler Energiegenossenschaften, die vom SEV präsentiert wurden. Rudi Rienzner: „Wir können heute durchaus selbstbewusst auftreten – schließlich steht der „Zeitgeist“ auf unserer Seite.“

 

 

Von: bba

Bezirk: Bozen