Die Konjunktur trübt sich ein

Schwache Konjunktur drückte auf Gewinn der voestalpine

Mittwoch, 09. August 2023 | 13:20 Uhr

Von: apa

Auch der heimische Stahlkonzern voestalpine bekommt die gebremste Konjunktur zu spüren. Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2023/24 schrumpfte der Gewinn nach Steuern gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres von 615 auf 218 Mio. Euro. Vor einem Jahr war “das beste Quartal der Konzerngeschichte, mit dem wir uns messen”, relativierte CEO Herbert Eibensteiner am Mittwoch das schwache Ergebnis mit dem extrem hohen Niveau in der Vorjahresperiode.

Es habe sich um “ein außergewöhnlich starkes Quartal” gehandelt, blickte der Konzernchef in einer Online-Pressekonferenz auf das vergangene Jahr zurück. Allerdings war der Quartalsgewinn auch vor zwei Jahren, mitten in der Coronapandemie, mit 259 Mio. Euro wesentlich höher ausgefallen als heuer.

Die gesamtwirtschaftliche Stimmung trübte sich dieses Jahr im ersten Geschäftsquartal in manchen Segmenten spürbar ein. Aus Sicht des voestalpine-Portfolios werde regional betrachtet die stärkste konjunkturelle Abschwächung in Europa erwartet. Für den Wirtschaftsraum Nordamerika werde mit einer eher moderat schwächeren Wirtschaftsentwicklung gerechnet Südamerika (Brasilien) sollte eine weitgehend stabile Entwicklung nehmen, wohingegen der asiatische Wirtschaftsraum (China) leicht wachsen dürfte.

“Für sich alleinstehend war das erste Quartal des aktuellen Geschäftsjahres ein gutes”, bekräftigte Eibensteiner. Die voestalpine beliefert Abnehmer in vielen verschiedenen Branchen und Weltregionen. “Damit sind wir sehr robust aufgestellt”, merkte der CEO an.

Das Jahresziel behält der Vorstand der voestalpine jedenfalls bei: “Unter der Prämisse keiner massiven wirtschaftlichen Verwerfungen, ausgelöst von der Zinspolitik der Zentralbanken, sowie der Annahme keiner weiteren Eskalationsszenarien aus dem Ukraine-Krieg oder zusätzlicher geopolitischer Spannungen”, erwartet das Management für das gesamte Geschäftsjahr 2023/24 (per Ende März) ein EBITDA in einer Bandbreite von 1,7 bis 1,9 Mrd. Euro. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022/23 hatte das EBITDA von 2,3 auf 2,5 Mrd. Euro zugelegt.

“Das erste Quartal des Geschäftsjahres 2023/24 verlief für den voestalpine-Konzern insgesamt sehr zufriedenstellend, wobei sich die gesamtwirtschaftliche Stimmung in manchen Bereichen eintrübte”, fasste Eibensteiner zusammen.

Eine deutliche Abkühlung der Nachfrage bekam der Stahlkonzern in den ersten Monaten des laufenden Geschäftsjahres jedenfalls in den Bereichen Maschinenbau, Konsumgüter- und in der Bauindustrie zu spüren. Das dürfte sich auch so schnell nicht ändern. “Es wird mit einer durchwegs schwachen Nachfrage aus diesem Segment gerechnet”, so der Vorstandschef.

“Die einzelnen Industriebereiche haben sich unterschiedlich entwickelt”, hielt Eibensteiner fest. “Im bei uns so wichtigen Automobilbereich verzeichneten wir eine sehr zufriedenstellende Nachfrage.” An die Ergebnisse vor der Pandemie kann die voestalpine hier allerdings noch nicht anknüpfen: “In Wirklichkeit ist der Automobilbereich unter den Zahlen vor Covid, aber deutlich besser als im letzten Jahr”, sagte der Konzernchef zur APA. “Wir sind insgesamt im Automobilbereich besser als im letzten Jahr”, fügte er hinzu. Die Versorgungsengpässe, mit denen die Automobilbranche über zwei Jahre konfrontiert war, lösten sich zunehmend auf, hieß es aus dem Unternehmen.

Der Bereich Bahninfrastruktursysteme habe sich “weiterhin sehr stark” entwickelt. Die hohe Nachfrage nach den hochqualitativen Schienengüten habe im ersten Quartal zu einer Vollauslastung der Schienenproduktion am steirischen Standort Donawitz geführt.

Auch der “klar positive Trend” im Luftfahrtsektor setzte sich den Angaben zufolge zu Beginn des Geschäftsjahres 2023/24 weiter fort. Weiters sei im Bereich Lagertechnik die Nachfrage ungebrochen stark gewesen.

Im konventionellen Energiebereich (Öl & Gas) habe die Dynamik des vergangenen Geschäftsjahres im ersten Quartal ebenfalls unverändert angehalten. Allerdings wird hier dem CEO zufolge “eine gewisse Abschwächung erwartet”.

Gut läuft das Geschäft in der Solarindustrie mit einer “weiterhin starken Nachfrage”. Die voestalpine beliefert in diesem Bereich weltweit Projekte mit Stahlprofilen – unter anderem eines der größten Solarprojekte Brasiliens. Dort entstehen laut Eibensteiner 1,5 Millionen Paneele auf einer Fläche von 16 Quadratkilometern.

Der generelle Fachkräftemangel infolge der sukzessiven Pensionierung der Babyboomer-Generation ist auch bei der Voest angekommen. “Die demografische Entwicklung ist ja bekannt”, so der Vorstandsvorsitzende. “Nicht nur in Österreich kämpfen wir um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern auch in anderen Märkten. Ich glaube, das wird noch längerfristig so bleiben.”

Die voestalpine suche laufend Fachkräfte. Die eigene Ausbildung der Facharbeiter sei für das Unternehmen sehr wichtig. Diese werde auch ausgebaut. “Wir versuchen für die Mitarbeiter attraktiv zu sein – durch Aus- und Weiterbildung, attraktive Schichtmodelle und Kinderbetreuungsmöglichkeiten”, betonte der Eibensteiner.

Per Ende Juni beschäftigte die Voest weltweit 51.164 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer – das waren um 2,5 Prozent mehr als noch vor einem Jahr.

Weitere Ergebniszahlen im Detail: Der operative Gewinn (EBIT) sackte heuer im ersten Geschäftsquartal von 693 auf 316 Mio. Euro ab. Die Marge halbierte sich von 14,9 auf 7,1 Prozent. Der Umsatz verringerte sich um 4,3 Prozent von 4,6 auf 4,4 Mrd. Euro.

Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen ging der Gewinn (EBITDA) heuer im Zeitraum April bis Juni gegenüber der Vorjahresperiode von 879 auf 505 Mio. Euro zurück – ein Minus von knapp 43 Prozent. Die EBITDA-Marge verschlechterte sich von 18,9 auf 11,3 Prozent. Der Gewinn vor Steuern (EBT) schmolz von 670 auf 278 Mio. Euro.