Neue Geschäftstaktik

Shopping auf Tik Tok? – Vorsicht vor zu schnellen Klicks

Dienstag, 03. Juni 2025 | 11:07 Uhr

Von: mk

Bozen – Das Europäische Verbraucherzentrum (EVZ) Italien und die Verbraucherzentrale Südtirol (VZS) warnen vor Online-Käufer über soziale Medien
In den letzten Jahren hat sich der elektronische Handel grundlegend verändert. Man kauft nicht mehr nur über klassische Webseiten oder strukturierte Platformen: Immer häufiger werden Verbraucherinnen und Verbraucher direkt innerhalb von sozialen Netzwerken zum Kauf animiert, wobei die Grenzen zwischen Werbung, Inhalt und Verkauf zunehmend verschwimmen und schwer zu erkennen sind.

Mit dem Start des TikTok Shop in Italien – der Dienst ist seit dem 31. März aktiv – wird der Einkauf direkt über ein Video oder einen Livestream zur immer weiter verbreiteten Realität. Doch was bequem und unterhaltsam erscheinen mag, kann auch erhebliche Risiken für die Verbraucher bergen – vor allem, wenn Produkte von unbekannten oder wenig vertrauenswürdigen Verkäufern angeboten werden.

Das EVZ Italien und die VZS erinnern daran, dass nicht alles, was in den sozialen Medien gezeigt wird, sicher, legal oder EU-konform ist. Die vermeintliche Einfachheit des Kaufs nach dem „Swipe & Shop“-System sollte nicht davon ablenken, stets die Identität des Verkäufers und die Verkaufsbedingungen zu überprüfen.

Was ist “TikTok Shop”?

TikTok Shop ist die neue integrierte Verkaufsplattform innerhalb des beliebten sozialen Netzwerks. Sie ermöglicht es den Nutzerinnen und Nutzern, direkt im Marketplace einzukaufen, ohne die App zu verlassen. Die in den Videos von Content Creators gezeigten Produkte können mit einem Klick direkt innerhalb der App gekauft werden. Es handelt sich dabei eindeutig um eine Weiterentwicklung des sogenannten Influencer-Marketings, das den gezielten Verkauf von Produkten an eine bestimmte Zielgruppe ermöglicht und dabei den Anschein von Authentizität und Vertrauen erweckt, da die Kaufempfehlung direkt von den eigenen Lieblings-Influencern kommt.

Dieses System ist eine äußerst wirksame Geschäftstaktik zur Kundengewinnung, wobei man sich dabei häufig nicht bewusst wird, dass es sich um eine solche handelt.

Ein weiterer zu beachtender Punkt: Obwohl der Kauf innerhalb der App erfolgt, ist TikTok (und oft auch die Influencerinnen und Influencer, die die Produkte bewerben) nicht der Verkäufer. TikTok Shop ist ein Marktplatz – eine Plattform, auf der Drittanbieter ihre Produkte gezielt an Social-Media-Nutzer verkaufen können. Das bedeutet auch, dass TikTok sich im Falle von Problemen mit In-App-Käufen möglicherweise als nicht verantwortlich erklärt.

Nicht zu unterschätzen sind auch die datenschutzrechtlichen Aspekte: Jeder Einkauf kann dazu führen, dass das Nutzerprofil mit weiteren persönlichen Nutzerdaten gespeist wird. Zudem landen die Nutzerdaten bei einem Unternehmen mit Hauptsitz in China – ohne Garantie, dass sie korrekt verarbeitet werden.

Aus diesen Überlegungen ergeben sich einige Vorsichtsmaßnahmen, die man beachten sollte, um unangenehme Überraschungen zu vermeiden und bewusster einzukaufen.

Tipps von EVZ und VZS für ein bewussteres Social-Shopping

Überprüft die Identität des Verkäufers!

Ermittelt, ob es sich um ein Unternehmen oder eine Privatperson handelt, wo sich der Rechtssitz befindet und ob es offizielle Kontaktmöglichkeiten gibt. Ist der Verkäufer außerhalb der EU ansässig, kann es schwierig werden, eure Rechte durchzusetzen. Wenn diese Informationen nicht verfügbar sind, verzichtet besser auf den Kauf.

Prüft die Verkaufsbedingungen!

Lest vor dem Kauf sorgfältig die Verkaufsbedingungen (AGB) – insbesondere zu Lieferzeiten, zusätzlichen Kosten, Rückgabe- und Garantiebedingungen – durch! Wenn diese Informationen fehlen, ist Vorsicht geboten.

Speichert Nachweise über den Kauf ab!

Macht Screenshots von der Produktseite, der Beschreibung und den beworbenen Eigenschaften, der Bestellbestätigung und der Korrespondenz mit dem Verkäufer! Diese Beweise sind bei Reklamationen entscheidend.

Zahlt nur mit sicheren Zahlungsmethoden!

Verwendet ausschließlich Kreditkarten, PayPal oder andere nachverfolgbare Zahlungsmethoden mit Käuferschutz. Vermeidet Überweisungen oder Prepaid-Kartenzahlungen.

Achtet auf Werbung!

Nur weil ein bekanntes Gesicht ein Produkt bewirbt, bedeutet das nicht, dass es sicher oder von guter Qualität ist. Manche Influencer überprüfen weder den Verkäufer noch das Produkt ausreichend.

Seid misstrauisch bei zu guten Angeboten!

Sehr niedrige Preise, „nur heute“-Rabatte oder Zeitdruck beim Kauf sind oft Hinweise auf Betrug oder unlautere Geschäftspraktiken (sog. „Dark Patterns“). Nehmt euch Zeit, bevor ihr etwas kauft.

Rechte gelten nur, wenn der Verkäufer in der EU sitzt

Bei EU-Verkäufern steht Verbrauchern ein 14-tägiges Rücktrittsrecht und eine zweijährige gesetzliche Gewährleistung zu. Bei Anbietern außerhalb der EU ist die Durchsetzung dieser Rechte deutlich schwieriger.

In einer Zeit, in der Online-Shopping immer schneller und impulsiver wird, rufen das EVZ Italien und die Verbraucherzentrale Südtirol zur Entschleunigung auf und raten dazu, sich vor dem entscheidenden Klick gut zu informieren.

Das Zentrum bietet kostenlose Unterstützung bei Problemen mit Online-Käufen – auch bei Käufen über soziale Netzwerke.

Für Informationen zum Thema Online-Kauf könnt ihr das Europäische Verbraucherzentrum telefonisch unter 0471 980939 oder per E-Mail unter info@euroconsumatori.org kontaktieren.

Bei Problemen mit Online-Käufen gibt es auch die Möglichkeit, ein Schlichtungsverfahren über die von der Verbraucherzentrale Südtirol (VZS) eingerichtete Stelle einzuleiten: Onlineschlichter.it. Meldet euch einfach auf dem Portal www.Onlineschlichter.it an, um Zugang zu dem kostenlosen außergerichtlichen Schlichtungsverfahren für Verbraucherstreitigkeiten im Zusammenhang mit dem Online-Verkauf von Waren und Dienstleistungen zu erhalten.

Bezirk: Bozen

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