Verbraucherzentrale vergleicht Strom- und Gastarife

“Sparpotentiale vorhanden, jedoch intransparenter Markt”

Donnerstag, 10. März 2022 | 11:48 Uhr

Bozen – Der Strompreis für die Südtiroler Haushalte ist seit 2020 um durchschnittlich 82 Prozent gestiegen, der Gaspreis um rund 92 Prozent. In Euro ausgedrückt, bedeuten diese Erhöhungen zusätzliche Ausgaben von 1.370 bis 1.500 Euro oder mehr pro Familie und Jahr – sofern die Preise auf dem aktuellen Niveau bleiben.

Abhilfe könne neben einem kritischen Blick auf das eigene Nutzerverhalten auch ein Anbieterwechsel bringen. Hier sei festzuhalten, dass die aktuelle Krise die ohnehin schon stark variierenden Preise noch weiter durcheinander gewirbelt hat. “Auffällig war, dass gerade jene Angebote, die im offiziellen Vergleichsrechner der Aufsichtsbehörde Arera immer als günstigste aufscheinen (vor allem Angebote von Wekiwi und e.on) oft auf den Webseiten der Anbieter gar nicht auffindbar sind. Unser Rat: Prüft die wirtschaftlichen Bedingungen der neuen Angebote sehr gründlich, und unterzeichnet nur dann, wenn man euch die Vergleichbarkeitstabelle ausgehändigt hat. Ist ein Anbieter geizig mit schriftlichen Informationen ist man anderswo sicher besser aufgehoben”, so die Verbraucherzentrale Südtirol.
Preisvergleich Strom- und Gas März 2022
Hilfsmaßnahmen gegen die Energieteuerung

“Der staatliche ‘Strom- und Gas-Sozialbonus’ betrifft hauptsächlich nur sehr niedrige Einkommen und Renten und bezieht sich nur auf Strom und Methangas, während Haushalte, die mit Fernwärme, GPL oder ähnlichem versorgt werden, von der Förderung ausgeschlossen sind; auch der angedachte ‘Strombonus Südtirol’ wurde letztlich nicht umgesetzt. Um die Auswirkungen dieser Erhöhungen auf die Mittelschicht abzudecken, sind neben den Maßnahmen, die derzeit vom Staat geprüft werden, weitere Maßnahmen auf lokaler Ebene erforderlich. Der angekündigte Einmalbonus von 500 Euro ist zu begrüßen, wenn er dort ankommt, wo er auch wirklich gebraucht wird“, meint dazu VZS-Geschäftsführerin Gunde Bauhofer.

Ein weiterer möglicher Lösungsansatz wäre die Schaffung eines “Landes-Energie-Sozial-Tarifs” (für Strom aber auch Gas), mit sehr weiten Einkommensklammern, der die Kosten für die betreffenden Familien und Haushalte deckelt, bei dem die erzielten Extraprofite wieder den Bürgern zugute kommen. “Der Tarif sollte sich dabei an den Marktführern orientieren, und für den Verkäufer rein kostendeckend sein. Der Tarif darf keine zeitliche Bindung zu Lasten der Kund:innen vorsehen, und muss für die Kunden beziehbar sein, solange die Einkommensvoraussetzungen erfüllt sind; die KundInnen müssen nach Beendigung der Teuerungswelle wieder umgehend zu einem Anbieter ihrer Wahl auf dem freien Markt wechseln können”, so die Verbraucherzentrale.

“Die Einkommens-Klammern für Unterstützungsmaßnahmen müssen viel weiter gefasst werden als die staatlichen, z.B. ISEE von 8.265 bis 30.000 für alle Familien, unabhängig von der Kinderzahl, oder ähnlicher Parameter. Die lokalen Maßnahmen sollten also dort anfangen, wo die staatlichen Hilfen aufhören. Mittelfristig sollte überlegt werden, ob eine Neuausrichtung des Südtiroler Energiemarktes, in Genossenschaftsform oder als ‘Selbstverbrauch mit erneuerbaren Energien’ möglich ist. Des weiteren erachten wir es als absolut notwendig, dass den Verbrauchern, Arbeitnehmern und Familien am ‘Arbeitstisch Energie’, dessen Schaffung angekündigt wurde, ein Mitspracherecht eingeräumt wird”, so die VZS.

Von: luk

Bezirk: Bozen