Von: luk
Bozen – 2025 steht die Neuauflage der EWCS-Reihe an, also die vom AFI | Arbeitsförderungsinstitut in Bozen, der Agenzia del Lavoro in Trient und der Arbeiterkammer Tirol durchgeführte und mit Interreg-Mitteln kofinanzierte Studie über die Qualität der Arbeitsbedingungen in den drei Gebieten der Euregio. „Ziel ist es“, erklärt AFI-Forscherin und Projektkoordinatorin Heidi Flarer, „Daten zu erhalten, die einen Vergleich zwischen den drei Gebieten ermöglichen und die Veränderungen der Bedingungen im Laufe der Jahre aufzeigen.“
Das AFI | Arbeitsförderungsinstitut, die Agenzia del Lavoro Trient und die Arbeiterkammer Tirol sind schon bereit, um 2025 die neue Ausgabe der Euregio-Umfrage zu den Arbeitsbedingungen zu lancieren. Die Datenerhebung, die nach dem europäischen Muster von Eurofound (EWCS) alle fünf Jahre in ganz Europa durchgeführt wird, beginnt in Südtirol offiziell am 1. Oktober 2025 und umfasst insgesamt 2.250 Interviews (750 pro Gebiet). Ziel ist es, den Puls der Arbeitswelt in der Euregio „nachzufühlen“ und einen Vergleich sowohl innerhalb der Euregio (also zwischen Trentino, Südtirol und Tirol) als auch mit der Situation in Europa insgesamt zu ermöglichen. Das Institut für Sozialforschung und Demoskopie Apollis wird die Interviews im Auftrag des AFI in Südtirol durchführen.
Die Umfrage ermöglicht eine Analyse auf gemeinsamer Basis und anhand einheitlicher Indikatoren, um Informationen über die Ausgestaltung der Arbeitsbedingungen zu gewinnen. Diese sind nicht nur zwischen den verschiedenen Gebieten, sondern auch im Zeitverlauf vergleichbar. All dies dient letztendlich dem Ziel, politischen Entscheidungsträgern und den Sozialpartnern Erkenntnisse für die Optimierung der Sozial- und Arbeitspolitik zu vermitteln.
In Erwartung der Ausgabe 2025, die zeigen wird, ob sich die 2021 festgestellten Trends bestätigen lassen oder ob sich stattdessen neue Szenarien abzeichnen, werden nachfolgend die wichtigsten Ergebnisse der vergangenen Umfrage wiedergegeben.
#1 Körperliche und psychische Belastungen
Im Jahr 2021 war der Anstieg des körperlichen Stresses im Norden der Euregio am stärksten zu erkennen (auf einer Skala von 0 bis 100, 19 Punkte im Trentino, 23 in Südtirol und 26 in Tirol), während der psychische Druck zum einen größer und zum anderen ausgewogener verteilt war (im Trentino wurde er mit 34 Punkten etwas weniger stark wahrgenommen als in Tirol und Südtirol mit 38). Die anstrengendsten Branchen in der Euregio? Diejenigen, in denen man am meisten mit anderen Menschen zu tun hat, d. h. das Gesundheits- und Sozialwesen, das Gastgewerbe und das Bildungswesen (in dieser Reihenfolge). Mit der neuen Ausgabe sollte sich zeigen, wie sich die körperlichen und psychischen Belastungen in den letzten fünf Jahren entwickelt haben.
#2 Arbeitszeiten
Im Jahr 2021 lag Südtirol mit durchschnittlich über 39 geleisteten Wochenstunden deutlich über dem Wert von Tirol (38 Stunden) und des Trentino (37 Stunden). Besonders kritisch waren die Bereiche Landwirtschaft (über 60% arbeiteten mehr als 40 Stunden), Gastgewerbe (44 Prozent mehr als 40 Stunden) und Bauwesen (43 Prozent). Wie hat sich der Durchschnitt der wöchentlich geleisteten Arbeitsstunden in den letzten fünf Jahren entwickelt?
#3 Vereinbarkeit Familie-Beruf
2021 lag die Zufriedenheit mit der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben in der Euregio über dem europäischen Durchschnitt (85 Prozent an Zufriedenen gegenüber 81 Prozent), wobei Südtirol (84 Prozent) leicht hinter dem Trentino (85 Prozent) und Tirol (87 Prozent) zurückblieb. Am zufriedensten waren allgemein die Teilzeitbeschäftigten (93 Prozent). Gut schnitten auch der Finanzsektor und das Bildungswesen (beide 89 Prozent) sowie der öffentliche Sektor (88 Prozent) ab; weniger zufrieden waren hingegen die Beschäftigten in der Landwirtschaft (83 Prozent), im Gastgewerbe sowie im Transport- und Lagerwesen (77 Prozent). Es muss jedoch angemerkt werden, dass sich diese hohe Zufriedenheit auch auf ein „Zurückstecken“ bei der persönlichen Karriere bereits im Vorfeld ableiten lässt, insbesondere bei den Frauen. Werden sich diese Unterschiede auch im Jahr 2025 bestätigen?
#4 Soziale Interaktion und Diskriminierung am Arbeitsplatz
Die Daten für 2021 zeigten in der gesamten Euregio ein gutes Maß an gegenseitiger Unterstützung am Arbeitsplatz: Auf einer Skala von 0 bis 100 Punkten lag der Durchschnitt des Indikators für soziale Unterstützung in den drei Gebieten praktisch auf dem gleichen Niveau wie in der EU (Europa 77, Südtirol und Trentino 76, Tirol 75). Auf der Ebene der Wirtschaftssektoren stachen die Finanzdienstleistungen (78) positiv hervor, während die Bereiche öffentliche Verwaltung sowie das Gastgewerbe etwas zurückblieben (73). Interessant sind auch die Daten zur Diskriminierung: In Tirol gaben 15 Prozent der Befragten an, im Jahr vor der Befragung diskriminiert worden zu sein, gegenüber den sechs Prozent im Trentino und acht Prozent in Südtirol. Wird auch im Jahr 2025 eine Zunahme der Diskriminierungen zu verzeichnen sein? Und weiter: Sind diese Unterschiede auf objektive Tatsachen zurückzuführen oder auf einen unterschiedlichen Grad der Sensibilisierung für das Phänomen?
#5 Autonomie am Arbeitsplatz
Im Jahr 2021 lag das Trentino in Bezug auf die Wahl des eigenen Arbeitsrhythmus (60 Prozent) an der Spitze, mit einem deutlichen Abstand zu Südtirol (48 Prozent) und Tirol (47 Prozent). Gleichzeitig hatten die Arbeitnehmenden im Trentino den geringsten Einfluss auf wichtige Entscheidungen (53 Prozent gegenüber 64 Prozent in Tirol und 67 Prozent in Südtirol). Die Daten für 2025 werden uns auch in diesem Fall zeigen, wie sich die Dynamiken verändert haben.
#6 Weiterbildung und Karriere
2021 gaben 85 Prozent aller Befragten an, dass sie ihr erworbenes Wissen am Arbeitsplatz nutzen können (Südtirol 89 Prozent, Trentino 86 Prozent, Tirol 80 Prozent), während 62 Prozent aussagten, in ihrem Beruf Neues zu lernen (Trentino 69 Prozent, Tirol 59 Prozent, Südtirol 58 Prozent). Weiterbildung war weit verbreitet (laut 65%), aber beim Vertrauen in die eigenen Karrieremöglichkeiten gab es eine tiefe geschlechtsspezifische Kluft (Männer 52 Prozent, Frauen 36 Prozent). Dank neuer Daten werden wir bald erfahren, ob sich diese Unterschiede nach Geschlecht verringert haben.
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