Moderates Wachstum von 1,7 Prozent im Winter 2024/25

Südtiroler Arbeitsmarkt steht am Beginn der Transformation

Freitag, 13. Juni 2025 | 13:31 Uhr

Von: Ivd

Bozen – Zweimal im Jahr veröffentlicht die Arbeitsmarktbeobachtung den Südtiroler Arbeitsmarktbericht. Die Ergebnisse für das Halbjahr November 2024 bis April 2025 wurden heute im Innenhof des Palais Widmann von Arbeits-Landesrätin Magdalena Amhof und Stefan Luther, dem Direktor des Arbeitsmarktservice, vorgestellt.

“Mit seinen arbeitsmarktpolitischen Herausforderungen steht Südtirol nicht alleine da. Der demografische Wandel und der zunehmende Anteil älterer Arbeitnehmender ist in all unseren Nachbarländern festzustellen”, erklärte Amhof einleitend. Auch der Rückgang der Beschäftigung im Automobilsektor in Südtirol sei Ausdruck des Strukturwandels, der viele europäische Industrien erfasst. Um demografische Lücken zu füllen, unterstütze man die zunehmende Beteiligung der Menschen vor Ort am Arbeitsmarkt, doch auch Zuwanderung spiele dabei eine wichtige Rolle.

Abhängig Beschäftigte um 1,7 Prozent gewachsen 

Auf die konkreten Daten ging dann AMS-Direktor Luther ein. Das Wachstum der abhängig Beschäftigten zeige sich mit 1,7 Prozent, verglichen mit dem Zeitraum November 2023 bis April 2024, moderat, liege im Durchschnitt der vergangenen 15 Jahre und sei das niedrigste seit 2015 (ausgenommen Pandemiezeitraum). Während das Gastgewerbe (plus 3,9 Prozentpunkte) und das unterbringungsfreie Sozialwesen (plus 3,9 Prozent) stark gewachsen seien, gebe es im Handel (plus 1,8 Prozent) und im Bauwesen (plus 1,4 Prozent) ein eher geringes Wachstum. Einen Rückgang verzeichne das verarbeitende Gewerbe (minus 0,5 Prozent), bedingt vor allem durch die Entwicklungen in der Automobilindustrie (Automotive).

“Was die Vertragsformen betrifft, so ist eine Zunahme der unbefristeten Verträge zu verzeichnen. Insgesamt waren im Beobachtungszeitraum 23 Prozent der Verträge befristet. Bereinigt um die Sektoren Landwirtschaft und Gastgewerbe beträgt der Anteil dieser Vertragsform noch 15,1 Prozent”, stellte Luther fest.

Registerarbeitslosigkeit steigt um 1,3 Prozent

“Der späte Ostertermin und die verhaltene Lage in der Industrie haben mit plus 1,3 Prozent zu einem leichten Anstieg der registrierten Arbeitslosen geführt”, analysierte Luther. In Zahlen ausgedrückt sei das ein Plus von 243 Personen (die Gesamtzahl liegt bei durchschnittlich 18.217 arbeitslos gemeldeten Personen, 10.601 davon Frauen, 7616 Männer). Im Bereich der sofort vermittelbaren Arbeitslosen und der Langzeitarbeitslosen sei hingegen, bedingt durch die Tätigkeit der Arbeitsvermittlungszentren (AVZ) ein Rückgang zu verzeichnen (minus 13,8 Prozent). “Durch die gestärkte personelle Ausstattung konnten die Arbeitslosen systematisch und lückenloser betreut werden”, stellte Luther fest. Die seit Mai 2024 bestehenden Maßnahmen würden erste Früchte tragen.

Beschäftigungszuwachs durch Arbeitskräftezuzug

“Der Beschäftigungszuwachs in Südtirol beruht stark auf Arbeitskräftezuzug aus Italien und insbesondere Nicht-EU-Staaten”, berichtete Luther und sei vor allem bedingt durch Einbürgerungen. Drei von vier Neuangestellten kommen, laut Arbeitsmarktbericht, aus dem Ausland. Zu verbessern sei die Aktivierung des bereits in Südtirol wohnhaften Arbeitskräftepotentials.

Demografischer Wandel zunehmend spürbar 

Ein weiterer, wichtiger zur Sprache gekommener Aspekt ist der demografische Wandel. Mittlerweile sind 34,7 Prozent der Arbeitnehmer über 50 Jahre alt, 3,7 Prozent mehr als noch im Winterhalbjahr 2023/24. “Im Vergleich zu 2014/15 verzeichnen wir sogar eine Steigerung von 65 Prozent”, warnt Luther. Vor der Herausforderung, dass die Baby-Boomer-Generation das Rentenalter erreicht, während die nachfolgenden Generationen zahlenmäßig kleiner seien, stünden zahlreiche EU-Länder. In den kommenden 15 Jahren, so Luther, müsse der Südtiroler Arbeitsmarkt bis zu 70.000 Pensionierungen verkraften.

Zu den Herausforderungen am Arbeitsmarkt erklärte Arbeitslandesrätin Magdalena Amhof: “Die Grundfrage, wie wir die Folgen der demografischen Veränderungen abfedern können, wird uns in den kommenden Jahren intensiv begleiten. Gleichzeitig müssen wir alle Wege nutzen, um Südtirol als Arbeitsstandort attraktiv und wettbewerbsfähig zu erhalten.” Gemeinsam mit Arbeitsmarktservice und Sozialpartnern arbeite man dementsprechend an einer Arbeitsmarktstrategie zum Jahr 2030 und darüber hinaus.

Bezirk: Bozen

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