Von: mk
Bozen – Die Südtirolerinnen und Südtiroler gehören zu den fleißigsten Sparern Italiens. Laut aktuellen Daten von Banca d’Italia und Istat (31.12.2024, aufbereitet von Fabi & Withub) hat kein anderes Gebiet in Italien höhere Bankeinlagen pro Kopf als die Provinz Bozen. Doch nur ein vergleichsweise kleiner Teil dieses Vermögens wird in Finanzprodukte wie Anleihen von Staaten oder Unternehmen, Fonds oder Aktien investiert – und das kann langfristig zu Problemen führen, etwa im Hinblick auf Inflation oder Altersvorsorge.
Beeindruckende Zahlen – aber was steckt dahinter?
• Durchschnittliche Ersparnisse pro Kopf in Südtirol: 47.589 Euro (+19,2 Prozent im Vergleich zu 2022)
• Davon auf Bankkonten und Spardepots (Bankeinlagen): 29.692 Euro – italienweiter Höchstwert
• In Finanzprodukte investiert: 17.896 Euro pro Kopf
• Anteil von Finanzinvestitionen am Gesamtvermögen: nur 37,6 Prozent – Rang 65 von 107 Provinzen
Das bedeutet: Über 60 Prozent der Ersparnisse liegen „still“ auf Bank- oder Sparkonten.
„Dass viele Südtiroler ihr Geld sicher parken, ist Ausdruck von Vorsicht und Verantwortungsbewusstsein, vielleicht auch weil ziemlich einige Sparer negative Erfahrungen mit Anlagen in Aktien gemacht haben oder die Verzinsung in den letzten Jahren einfach zu mickrig war“, sagt Walther Andreaus, Geschäftsführer des Verbraucherschutzvereins Robin. „Aber: Auch wer wenig hat, kann investieren. Wichtig ist, das passende Produkt für sich zu finden, es zu verstehen, die Kosten im Blick zu haben – und auch breit zu streuen.“
Was viele nicht wissen: Die Ersparnisse sind ungleich verteilt
Die veröffentlichten Zahlen sind Durchschnittswerte – sie sagen nichts darüber aus, wer wie viel besitzt. Andreaus betont: „Auch wenn die Zahlen hoch erscheinen, heißt das nicht, dass alle so viel haben. Es kann sein, dass wenige besonders viel angespart haben, während andere kaum über Rücklagen verfügen.“ Gerade deshalb fordert Robin: Finanzausbildung und Schutz für alle!
„Finanzausbildung darf sich dabei nicht nur auf praktisches Wissen und instrumentelle Kompetenzen beschränken, sie müsste Konsumenten die Fähigkeit vermitteln, ihre eigenen Bedürfnisse und Ressourcen zu erkennen und in Bezug zu den Finanzdienstleistungsangeboten zu setzen. Die Ersparnisse der privaten Haushalte sind eine tragende Säule unserer Wirtschaft. Sie sind Ausdruck von Umsicht und Verantwortung – ein soziales Sicherheitsnetz, das mehr Schutz und Aufmerksamkeit verdient. Dieser – in der Verfassung vorgesehene – Schutz muss endlich besser umgesetzt werden – gerade für Kleinsparer“, so Andreaus weiter.
Tipps von Robin für Sparerinnen und Sparer
1. Verstehen statt Vertrauen: Wer spart, sollte auch verstehen, wie verschiedene Finanzprodukte funktionieren. Bank- und Finanzberater verfolgen häufig eigene Verkaufsziele – lasst euch nicht von vermeintlicher Neutralität täuschen. Hohe Kosten von Finanzprodukten können die Rendite zunichtemachen!
2. Kleine Beträge reichen aus: Investieren ist nicht nur für Reiche. Auch mit kleinen Beträgen kann man sinnvoll vorsorgen.
3. Diversifizieren: Geld auf mehrere Anlageformen aufteilen – das reduziert Risiken.
4. Inflation berücksichtigen: Wer nur auf dem Bankkonto spart, verliert Kaufkraft. Langfristig können Sachwerte, Anleihen, andere Finanzprodukte besser schützen.
Fazit: Südtirol ist stark im Sparen – jetzt braucht es mehr Wissen und Schutz beim Investieren.
Robin ruft dazu auf, sich aktiv mit dem Thema Geldanlage zu beschäftigen – ohne Angst, aber mit Wissen und Transparenz. Gleichzeitig fordert der Verein, dass politische Entscheidungsträger und Banken bessere Rahmenbedingungen für Kleinsparer schaffen, etwa durch unabhängige Beratung, verständliche Produkte und mehr Schutz vor unfairen Gebühren oder Risiken.
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