Von: Ivd
Velthurns – Von Freitag bis nächsten Dienstag findet auf Schloss Velthurns die elfte Summer School Südtirol statt. Die diesjährige Ausgabe widmet sich dem Thema „Radikal alt“ und untersucht, wie Erfahrung und der durch Erfahrung geschulte Blick stärker in Gesellschaft und Kultur eingebracht werden können. Bei der heutigen Pressekonferenz in Bozen stellten Maxi Obexer, Gründerin und künstlerische Leiterin, gemeinsam mit Rut Bernardi, Vorsitzende der SAAV, sowie Maria Gasser Fink, Adolf Engl und Ludwig Thalheimer das Programm vor. Ab übermorgen Freitag (22. August) gibt es in Feldthurns fünf Abende lang ab 18.00 Uhr bei freiem Eintritt Vorträge, Lesungen, Performances, Konzerte und literarisch-dramatische Werkstätten.
Die in Feldthurns aufgewachsene und in Berlin lebende Autorin Maxi Obexer hat die Summer School Südtirol 2015 gegründet, um zu wichtigen Fragen der Gegenwart die Erkenntnisse vieler zusammenzuführen und für den gesellschaftlichen Prozess der Auseinandersetzung nutzbar zu machen. Beim diesjährigen Festival werden gängige Altersbilder hinterfragt, die Bedeutung von Erfahrung betont und der Dialog zwischen Generationen gefördert. Die Zugänge reichen von Literatur, Puppentheater und Musik über Wissenschaft, Politik bis zu Umwelt- und Tierrechtsfragen.
Zu den Vortragenden gehören unter anderem Susanne Scholl (ORF-Korrespondentin und Russland-Kennerin), David Hofmann (Neurowissenschaftler und Klimaaktivist), Susanne Elsen (Sozialwissenschaftlerin), Sepp Mall (Autor), Ulrike Kindl (Märchen- und Sagenforscherin) und Franziska Cont (Historikerin). Sie sprechen über Altersdiskriminierung, politische Vergangenheit und Emanzipationsbewegungen. Über Alter, Beruf und Geschlecht diskutieren kommenden Montag Maria Gasser Fink, Christine Baumgartner und Sepp Mall. Maria Gasser Fink bringt unter anderem ihre politischen Erfahrungen als ehemalige Bürgermeisterin von Klausen ein und reflektiert als langjährige Krankenpflegerin über das Alter, über gesellschaftliche Verantwortung sowie das Lernen von früheren Generationen. Ismeni Walter (Wissenschafts- und Umweltjournalistin, Ansbach) und Martin Lintner (Moraltheologe, Brixen) beleuchten am kommenden Dienstag biologische und ethische Aspekte des Alterns, auch im Hinblick auf Tiere.
Musikalisch reicht das Programm von politisch-feministischen Songs der Berliner Musikerin Bernadette La Hengst bis zu schwedisch-deutschem Liedgut mit literarischem Tiefgang von Bo Magnus Nilsson. Stefanie Oberhoff bringt mit „Die Gräfin“ Puppenspiel für Erwachsene nach Feldthurns. Die kettenrauchende, scharfzüngige Grande Dame ist eine herrische Kultfigur zwischen bitterbösem Witz und ungezähmter Lebenslust, die mit keifender Stimme und züngelnder Leidenschaft die Bühne beherrscht. Den Abschluss am Dienstag, 26. August gestaltet der Brixner Beschwerdechor, ein scharfzüngiges, musikalisch pointiertes Sprachrohr der Bevölkerung, das mit ironischer Schärfe und kraftvoller Stimme gesellschaftliche Missstände humorvoll entlarvt und zum Nachdenken anregt. Adolf Engl, pensionierter Hausarzt und Präsident des Instituts für Allgemeinmedizin und Public Health, hat den Brixner Beschwerdechor als ehemaliger Vorsitzender des Kulturkellers Dekadenz gegründet.
Fotograf Ludwig Thalheimer zeigt in seiner Ausstellung „Costa Rica Time Warp“ Straßenkinder, die er 1986 erstmals fotografierte und dreißig Jahre später suchte und erneut porträtierte.
Rut Bernardi, Schriftstellerin, Lehrbeauftragte und Vorsitzende der Südtiroler Autorinnen- und Autorenvereinigung SAAV, die das Kulturereignis in Feldthurns als Verein trägt, betonte die Wichtigkeit der Summer School als Sprungbrett für junge Südtiroler Nachwuchsautoren. So nahmen unter anderem Anna Gschnitzer, Miriam Unterthiner, Annalena Kluge, Lena Simonetti, Emma Mulser oder Peter Stuppner an den vormittäglichen Werkstätten der Summer School teil. Neben den Abendveranstaltungen gibt es tagsüber literarisch-dramatische Workshops mit Autoren aus ganz Europa in Kooperation mit Schreibschulen in Berlin, Wien und München. Der Summer School gelingt es so, den künstlerischen Austausch mit einer Vernetzung in die Literatur- und Theaterszene des deutschsprachigen Raums hinein zu verbinden.
Maxi Obexer erklärt: „Es geht um die Genauigkeit, die oft mit dem erfahrenen Blick auf die Dinge ihre Bedeutung erlangen. Und es geht um die Frage, wie Erfahrung stärker in das gesellschaftliche und kulturelle Sensorium einfließen kann, damit verhindert wird, dass das Rad immer wieder neu erfunden wird. In den gegenwärtigen politischen, gesellschaftlichen und künstlerischen Kämpfen brauchen wir sie, die vor uns gekämpft haben.“
Alle Veranstaltungen von Freitag bis Dienstag beginnen um 18.00 Uhr, finden im Schloss Velthurns in Feldthurns statt, der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich. Weitere Infos findet ihr hier.
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