Gesetz 180 hat die psychiatrische Versorgung in Italien revolutioniert

Tagung zu 40 Jahre Basaglia-Gesetz in Brixen

Donnerstag, 04. Oktober 2018 | 11:56 Uhr

Brixen – Vier Jahrzehnte sind vergangen, seit das Gesetz 180 die psychiatrische Versorgung in Italien revolutionierte. An der Fakultät für Bildungswissenschaften nimmt man diesen Jahrestag zum Anlass, um am 10. Oktober in einer Tagung zu hinterfragen, inwiefern die Postulate der Antipsychiatrie-Bewegung immer noch Gültigkeit haben.

Ihr Denken hat die Psychiatrie weit über Italien hinaus geprägt: Franco Basaglia, seine Ehefrau Franca Ongaro Basaglia und ihre zahlreichen Mitstreiterinnen und Mitstreiter haben mit der Antipsychiatrie-Bewegung einen Paradigmenwechsel im Umgang mit psychisch Kranken bewirkt. Die direkte Konsequenz daraus war das Gesetz 180/1979, das unter vielen anderen Maßnahmen die Schließung psychiatrischer Anstalten mit sich brachte.

Doch wie viel dieses Gedankenguts der Integration von psychiatrischen Dienstleistungen in das Lebensumfeld der Betroffenen findet sich 40 Jahre später noch in der sozialen Arbeit? Welche Hürden gilt es heute für eine gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit psychischen Problemen zu überwinden? Und inwiefern erfüllen die Dienstleistungen, die aus der Reform hervorgegangen sind, noch den ursprünglichen Gedanken des Gesetzes? Experten aus verschiedenen beruflichen Aufgabenbereichen und Disziplinen (Psychiatrie, Soziologie, Geschichtsschreibung, öffentliche Verwaltung) werden solche Fragen bei der Tagung „40 Jahre Gesetz 180 – Basaglia und die Arbeit im Sozialen“ beleuchten, die von Prof. Susanne Elsen und der Forscherin Siglinde Clementi vom Kompetenzzentrum für Regionalgeschichte am Mittwoch, den 10. Oktober am Campus Brixen organisiert wird. „Wir wollten diesen 40. Jahrestag des Gesetzes zum Anlass für eine Reflexion nehmen“, erklärt Susanne Elsen. „Im Fokus soll dabei die Frage stehen, wie der Geist des Gesetzes vor dem Hintergrund der heutigen Herausforderungen im Umgang mit psychischen Kranken und den jüngsten sozialpolitischen Entwicklungen interpretiert werden kann.“

Die Tagung findet am 10. Oktober 2018 von 13.30 bis 18.00 Uhr im Hörsaal 2.24 in der Fakultät für Bildungswissenschaften am Campus Brixen statt. Sie steht allen Fachkräften im Bereich der psychischen Gesundheit und Sozialarbeit und des Non-Profit-Sektors, allen Freiweilligen und Vereinen, die sich im Bereich der psychischen Gesundheit engagieren, sowie anderen Interessierten offen.

Von: luk

Bezirk: Eisacktal