Tiroler Lkw-Fahrverbote

“Jährlicher Schaden von über 250 Millionen Euro für italienische Wirtschaft”

Dienstag, 09. Mai 2023 | 12:19 Uhr

Bozen – Heute Vormittag organisierte Uniontrasporti, die In-House-Gesellschaft der italienischen Handelskammern für Verkehrs- und Infrastrukturfragen, in der Handelskammer Bozen eine Pressekonferenz. Dabei wurden eine Studie zu den Auswirkungen der Tiroler Fahrverbote auf die italienische Wirtschaft und ein Rechtsgutachten zu den EU-Finanzierungen der Rollenden Landstraße (RoLa) auf der Strecke Wörgl – Brennersee vorgestellt.

Das Bundesland Tirol hat über die Jahre verschiedenste Maßnahmen gegen den Straßengüterverkehr erlassen, so zum Beispiel das Nachtfahrverbot, die doppelte Nachtmaut, das sektorale Fahrverbot und die Blockabfertigung. Dabei zielen die Maßnahmen vor allem auf den Transitverkehr ab. Einem neuen EURO6 Lkw, der von Bozen nach München unterwegs ist, ist es untersagt, in den Nachtstunden durch Tirol zu fahren. Ein Lkw mit Ziel- oder Quellverkehr in Tirol, der von Brennersee (A) nach München unterwegs ist, darf ohne jegliche Einschränkung fahren.

Sigma NL, ein Forschungsinstitut der Universität Genua, hat nun im Auftrag von Uniontrasporti und der Handelskammern von Trient und Bozen untersucht, wie sich die Tiroler Maßnahmen auf die italienische Wirtschaft auswirken. Das Ergebnis: Die Fahrverbote kosten der italienischen Wirtschaft jährlich über 250 Millionen Euro.

„Die Tiroler Lkw-Fahrverbote sind EU-rechtswidrig und gefährden den freien Warenverkehr im europäischen Binnenmarkt. Die EU-Kommission muss aktiv werden“, so der EU-Abgeordnete aus Verona, Paolo Borchia.

Ivo Blandina, Präsident von Uniontrasporti, ergänzt: „Der Schaden für die italienische Wirtschaft ist enorm, daher ist es von großer Bedeutung, den mittlerweile zumindest seit 2020 illegalen Maßnahmen Tirols ein Ende zu setzen. Uniontrasporti setzt sich seit langem für alternative Maßnahmen ein, um den Verkehrsfluss des Brennerkorridors zu verbessern, wie etwa dynamische Geschwindigkeitsbegrenzungen für Pkw auf dem gesamten Korridor und variable Mautgebühren für bestimmte Zeitfenster und Euro-Emissionsklassen.“

Tatsächlich umfasst die Strecke Brenner – Wörgl nur 67 km Luftlinie bzw. 90 km, wenn man den Straßenverlauf misst. Für die kurze Bahnstrecke werden wertvolle Trassen in Anspruch genommen, die nicht für Güterfernzüge, zum Beispiel von Verona nach Hamburg, zur Verfügung stehen. Außerdem wird die RoLa auf dieser Strecke massiv subventioniert und es gibt erhebliche Zweifel an der Legitimität dieser Subventionen.

EU-Rechtsexperte Peter Hilpold, Professor an der Universität Innsbruck, hat die Beihilfen für die RoLa auf der Strecke Wörgl-Brennersee analysiert und ist zum Schluss gekommen, dass es erhebliche Bedenken an ihrer Rechtmäßigkeit gebe. Zum einen sei es fraglich, ob es sich bei einer solch kurzen Strecke überhaupt um einen kombinierten Verkehr im Sinne des EU-Rechts handelt, zum anderem fehle jeglicher Nachweis, dass die Beihilfen tatsächlich zu einer nachhaltigen Verkehrsverlagerung auf die Schiene geführt hätten.

„Wir sind ausdrücklich für die Verlagerung eines Teils des Verkehrs von der Straße auf die Schiene. Allerdings muss dies auch ökonomisch Sinn ergeben. Die RoLa sollte ausschließlich auf längeren Strecken, zum Beispiel von München nach Verona und umgekehrt sowie vorerst zumindest auf der Strecke Wörgl-Trient betrieben werden. Die Strecke Wörgl-Brennersee ist keine brauchbare Alternative zur Straße, sondern lediglich ein politisches Konstrukt, welches seine Daseinsberechtigung einzig in den Fahrverboten hat“, erklären die Präsidenten der Handelskammern von Trient und Bozen, Giovanni Bort und Michl Ebner.

 

Von: mk

Bezirk: Bozen

Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

21 Kommentare auf "“Jährlicher Schaden von über 250 Millionen Euro für italienische Wirtschaft”"


Sortiert nach:   neuste | älteste | Relevanz
Oracle
Oracle
Universalgelehrter
24 Tage 11 h

Man sollte die negativen Folgen des Verkehres auf Umwelt und Bevölkerung nicht vergessen und nicht nur an Profit denken! Jedes Jahr Rekordzahlen! Es ist Zeit, den Schwerverkehr drastisch zu reduzieren!

Zussra
Zussra
Tratscher
24 Tage 7 h

Und ‘s Oracle war do Erste wos sich beschwerat, wenn in di Gschäfto die Regale laare warn net kriegat, wosa wellat!!!

Oracle
Oracle
Universalgelehrter
24 Tage 4 h

@Zussra… ich kaufe nicht online! Ich kaufe, wo es geht regional! Mein Handy hat 11 Jahre und funktioniert immer noch! … das mit den leeren Regalen ist eine recht grosse Übertreibung, denn vor 10 Jahren gab es viel weniger LkW und dennoch volle Regale, oder?

Oracle
Oracle
Universalgelehrter
24 Tage 3 h

@Zussra…. der LkW-Verkehr ist das Problem, nicht die Lösung. Die Lösung heisst Gütertransport über die Eisenbahn, aber das ist für Frächter weniger profitabel! Deshalb diese äusserst einseitige Studie….

Anja
Anja
Universalgelehrter
24 Tage 2 h

… so betrachtet sollten zuerst mal die Touris von den Straßen geholt werden!

So ist das
23 Tage 18 h

Die negativen Folgen für Umwelt sind den meisten Politikern und der Frächterlobby hierzulande egal.
Das sollte man doch mal endlich mitbekommen haben.
Dieses ständige Gejammere der Frächter, am Ende zahlt ja eh der Verbraucher durch höhere Preise. 🤔

magg
magg
Tratscher
24 Tage 10 h

Und wieviel Schäden und Geldsumme kommen für Menschen zusammen, die diese ganzen mitsichbringenen LKW-Last Jahr ein Jahr aus aushalten müssen. Lärm, Dreck und Luftverschmutzung, all dies verursacht Krankheiten, die eben nicht relevant sind gegenüber Profit.

Olm weiter
Olm weiter
Tratscher
24 Tage 6 h

Aber fest bei Amazon und wie die alle heissen bestellen….🤦🤦🤦

OrB
OrB
Kinig
23 Tage 17 h

@Olm weiter
Wenn du z.B. Socken bestellt, bei einem Onlineshop,oder im Supermarkt oder Dorfladen kaufst ,werden deine Socken immer mit einem LKW über die Autobahn rollen .

Kinig
24 Tage 11 h

Warenverkehr im europäischen Binnenmarkt,das heißt von a nach b und wieder von b nach a mit der gleichen Ware, das ist der unfassbare bescheuerte Binnenmarkt

Zirmbaum
Zirmbaum
Grünschnabel
24 Tage 9 h

I denk dass der Nutzen die 250 Millionen um ein Vielfaches übersteigt, aber Profit isch für einige wenige wichtiger als für Viele eine bessere Lebensqualität.

Oracle
Oracle
Universalgelehrter
24 Tage 7 h

Die Frächter sollen aufhören zu jamnern! Eine selber in Auftrag gegebene Studie, was sollte da schon anders herauskommen? Der Schwerverkehr bricht alle Jahre neue Rekordzahlen. Schon jetzt ist eine Spur der A22 ständig von unendlichen Schlangen von Lkw’s besetzt. Man kann sich als Autofahrer nur darüber ärgern! Die LkWmaut sollte kräftig angehoben werden, sodass sich der Verkehr über den Brenner gegenüber anderen Alpentrassen nicht mehr lohnt!

Zussra
Zussra
Tratscher
24 Tage 5 h

Fresst und Sauft wieniga, noa brauchn a net söffl viel Lostwaggn umma zifohrn!!! Wennman in die Biotonnen inneschaug, wos sebbm öft drin isch, stien oan lama die Hoor zi Berge!
Und legg a Giwondt öfta wie dreimo un, anstott noa wegziwerfn, noa war a schun viel gitun!!! Ba sich selbo amo schaugn, et olbm la ba Ondra gscheide san!!!

Trina1
Trina1
Kinig
24 Tage 2 h

Zussra,kompliment für deine noble Ausdrucksweise !

Olm weiter
Olm weiter
Tratscher
24 Tage 6 h

Se mochts ba de gonzn Stootsschuldn a nimma aus…🫢

Imrgschei
Imrgschei
Tratscher
24 Tage 5 h

Wenn nicht alles mögliche xmal nur transportiert wird um Förderungen zu erhalten wären diese Maßnahmen vielleicht gar nicht notwendig aber es geht halt um immer mehr Profitgier als Menschlichkeit…..

Ischjolougisch
Ischjolougisch
Tratscher
24 Tage 6 h

Wenn hier stehen würde jährlicher Schaden von über 250 Millionen Euro für die italienischen Konsumenten könnten es einige verstehen.
Die Wirtschaft interessiert den Verbraucher halt herzlich wenig.

OrB
OrB
Kinig
23 Tage 17 h

Wen wunderts, die Wirtschaft hat die letzten 20 Jahre nur in den eigenen Sack gewirtschaftet,Verbraucher wurden einfach nur ausgenommen.

Fighter
Fighter
Tratscher
24 Tage 1 h

Dafür ein bischen mehr Lebensqualität für die betroffenen Bewohner.

Oracle
Oracle
Universalgelehrter
23 Tage 15 h

Laut EEA, 300 000 vorzeitige Todesfälle durch Feinstaubbelastung in Europa, neben Feinstaub verkürzen auch Stickoxide und Ozon die Lebenserwartung in Europa, dabei spielt die Verkehrsbelastung eine grosse Rolle…..und die reden nur von Profit!

Schlernhex
Schlernhex
Tratscher
23 Tage 15 h

Überregionaler Warenverkehr sollte nach Möglichkeit reduziert werden – aber das wird durch die Verteuerung der Ressourcen so und so passieren.
Was den Feinstaub betrifft – na ja, wenn ich da in Bozen in der Früh sehe, wie man mit dem Gebläse durch die Straßen geht und den Staub bis an die Dächer aufwirbelt – ob da das noch Thema ist?

wpDiscuz