Alpini verteilen Laptops an Schüler

Trotz Fernunterricht: “Notdienst” an Schulen?

Samstag, 09. Mai 2020 | 11:57 Uhr

Bozen – Obwohl Lehrpersonen hierzulande weiterhin mit dem digitalen Fernunterricht rund um die Uhr beschäftigt sind und hierfür Internet, Strom, Fotokopierpapier und Drucker aus eigener Tasche bezahlen und einsetzen, kommt es für diese Berufskategorie demnächst vermutlich knüppeldick. Hiobsbotschaften häufen sich. Zwar unterstützen derzeit die Alpini die Schulen bei der Verteilung von geliehenen Laptops und Tablets, damit auch die letzten Schüler von ihren Lehrpersonen erreicht werden können, doch der Fernunterricht scheint nicht das “einzige” neue Aufgabenfeld der Südtiroler Lehrerschaft zu sein.

Es ist die Rede davon, dass Lehrkräfte in Südtirol für Gruppen von mindestens sechs Schülern schon bald einen “Notdienst” an Schulen anbieten sollen. Gemeint ist damit kein Unterricht, sondern ein als Hausaufgabenhilfe deklarierter “Babysitter-Dienst”. Ja, ihr habt richtig gelesen. War zunächst noch von Freiwilligkeit die Rede, heißt es nun schon, dass man zu seinem “Glück” gezwungen werden könne. Über die rechtliche Absicherung der Lehrpersonen, Sicherheitsmaßnahmen, zur Verfügung gestellte FFP2-Masken, desinfizierte, große Räume mit gutem Luftaustausch, Desinfektionsmittel, Seife, Papiertücher, klassische PCR-Tests mittels Nasen-Rachen-Abstrich, serologische Tests für eingesetzte Lehrpersonen und “betreute” Kinder, verliert man kein Wort.

Lehrpersonen, die zu Risikogruppen gehören – dafür ist nicht nur das Alter entscheidend – sollten geschützt werden. Benötigen sie eine ärztliche Bescheinigung? Was ist mit dem Schutz sensibler Daten, wenn Arbeitskollegen Rückschlüsse über den gesundheitlichen Zustand anstellen können, da man weiterhin “nur” Fernunterricht macht und nicht auch im “Notdienst” eingesetzt wird? Der Lehrerberuf gehört zu den “high risk”-Berufen, was Corona betrifft.

Wahrlich sind die Lehrkräfte Südtirols nicht zu beneiden: Sie sind derzeit eine beliebte Angriffsfläche und müssen dafür gerade stehen, was auf politischer Ebene falsch läuft. Mit dem in Südtirol geplanten “Notdienst” scheint ein Experiment geplant zu sein, das zeigen soll, was sich im Herbst an den Schulen abspielen könnte. Man kann nur hoffen, dass nicht leichtfertig mit dem Leben der einst hoch geachteten Kategorie der Lehrpersonen umgegangen wird. Eines ist sicher: die Lehrer haben seit der Schulschließung von politischer Seite hierzulande keine Rückendeckung bekommen. Es ist nur zu hoffen, dass die Gewerkschaften im Land nicht klein beigeben, sich die Lehrkräfte zusammenschließen und Gehör verschaffen: ansonsten bekommen sie die Quittung für den Südtiroler Sonderweg und es wird über ihre Köpfe hinweg entschieden.

Kommen wir zu den Laptops für Schüler: Bei der Verteilung von 400 Laptops und Tablets an Schüler haben die Deutsche, Italienische und Ladinische Bildungsdirektion eng mit der Alpini-Vereinigung ANA zusammengearbeitet.
Mit Beginn des Fernunterrichts aufgrund des Corona-Notstandes haben die Schulen den Bedarf an Computern, Tablets und anderen Geräten erhoben. Nachdem es gelungen ist, die nötigen Geräte zu beschaffen, mussten diese in einem weiteren Schritt an die Familien verteilt werden – zu einem Zeitpunkt, an dem die Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt war. So entstand eine Zusammenarbeit zwischen den drei Bildungsdirektionen und der Einheit des Zivilschutzes der gesamtstaatlichen Vereinigung der Alpini in Südtirol (Unità di Protezione Civile ANA Alto Adige) unter der Leitung des Präsidenten der Sektion, Ferdinando Scaffariello. Nachdem die Anfragen und die Verfügbarkeit der Freiwilligen ermittelt worden waren, koordinierte Schulinspektor Silvano Trolese die Verteilung der Geräte. Bei den Zustellungen wurden und werden die geltenden Bestimmungen berücksichtigt: Jeder unnötige Kontakt wird vermieden, der vorgeschriebene Abstand zwischen den Personen eingehalten und sämtliche erforderlichen Mittel unter Wahrung der Sicherheit eingesetzt.

Bis heute sind insgesamt 443 Geräte zugestellt worden – der Großteil also von insgesamt 648 Anfragen, die in den nächsten Tagen noch bearbeitet werden. “Neben den Freiwilligen des Zivilschutzes der Nationalen Vereinigung der Alpini in Südtirol haben sich auch viele andere Alpini der Sektion Provinz Bozen zur Verfügung gestellt,  das macht uns sehr stolz”, sagt Präsident Scaffariello. “Als Vereinigung ANA und somit als Alpini haben wir die Anfragen der Bildungsdirektionen in einem Geist der Solidarität aufgenommen und uns bemüht, diesem Auftrag nachzukommen und unseren bestmöglichen Beitrag zu leisten.” Die Landesschuldirektorinnen Sigrun Falkensteiner und Edith Ploner und Landesschuldirektor Vincenzo Gullotta sowie Schulinspektor Trolese bedanken sich ihrerseits bei den Alpini für die Zusammenarbeit und den Dienst an der Gemeinschaft. Dieser Einsatz sei besonders wichtig, um die Verteilung der Geräte bestmöglich zu koordinieren. “Ein wichtiger Beitrag angesichts der Tatsache, dass ein fehlender PC für viele Schülerinnen und Schüler ein Hindernis in ihrem Recht auf Bildung darstellen kann”, so die Bildungsverantwortlichen.

Von: bba

Bezirk: Bozen