Von: bba
Innsbruck/Bozen – Die Universität Innsbruck kann trotz Pandemie auf ein sehr erfolgreiches Jahr zurückblicken: Die prüfungsaktiven Studien und die Studienabschlüsse sind im vergangenen Jahr um 3,5 Prozent gestiegen. Die Betreuungsverhältnisse konnten verbessert und die Forschungsmittel gesteigert werden. Nach Jahren der Platznot werden aktuell gleich mehrere Bauvorhaben am Campus umgesetzt oder sind in Vorbereitung.
„Nach einem erfolgreichen Jubiläumsjahr haben wir 2020 trotz Pandemie hervorragend gemeistert“, blickt Rektor Tilmann Märk zufrieden zurück. „Die vor kurzem fertiggestellte Wissensbilanz 2020 zeigt in allen wesentlichen Indikatoren sehr positive Entwicklungen auf, sowohl was die Lehre betrifft als auch die Forschungsleistung.“ Im abgelaufenen Jahr konnte die Universität Innsbruck auf Basis der Studienplatzfinanzierung und der sehr guten Leistungsvereinbarung den Personalstand weiter ausbauen, insgesamt um rund fünf Prozent. Allein beim wissenschaftlichen Personal sind über Hundert Personen hinzugekommen, wodurch in vielen Studien das Betreuungsverhältnis und damit die Qualität in der Lehre wesentlich verbessert werden konnte. „Dass wir laut Trend-Ranking bester Arbeitgeber in Tirol und unter den österreichischen Universitäten sind, unterstreicht unsere Bemühungen in Hinblick auf Arbeitsklima und Arbeitsmöglichkeiten“, betont Rektor Märk.
Diese positiven Entwicklungen wurden unter sehr erschwerten Bedingungen erreicht: „Die Pandemie hat uns viel extra Aufwand abverlangt, am Anfang ein Sprung ins kalte Wasser durch die Umstellung des Lehrbetriebs auf virtuellen Unterricht und dann parallel dazu die Organisation und Durchführung der Forschungsarbeiten unter sehr komplexen Bedingungen“, schildert Rektor Tilmann Märk. „Die Universität war insofern nie geschlossen – auch wenn das manchmal anders dargestellt wurde, sondern hat unter geänderten Bedingungen hervorragend funktioniert.“ Für bestimmte Gruppen war dies mit gewissen Nachteilen und erhöhtem Aufwand verbunden. Rektor Tilmann Märk dankt deshalb auch den Studierenden, den Lehrenden und allen Mitarbeitenden für ihren enormen Einsatz. Für den Herbst plant die Universität den Lehrbetrieb so weit wie möglich in Präsenz.
Mehr Studierende, höhere Prüfungsaktivität und Internationalität
Entgegen aller Trends ist die Zahl der Studierenden im Pandemiejahr gestiegen, auf über 28.200. Auch die Prüfungsaktivität und die Zahl der Studienabschlüsse konnte um 3,5 Prozent gesteigert werden. Im vergangenen Wintersemester haben um 13 Prozent mehr Menschen ein Studium an der Uni Innsbruck begonnen als im Jahr davor. „Die Studierendenzahlen entwickeln sich sehr gut. Maßnahmen wie die Aussetzung von Aufnahmeverfahren in einigen Fächern, verbesserte Beratungsangebote, die Vermeidung von Voraussetzungsketten in den Lehrplänen sowie das Angebot zusätzlicher Prüfungstermine zeigen Wirkung“, erklärt Bernhard Fügenschuh, Vizerektor für Lehre und Studierende.
Die sowohl für Studierende als auch für Lehrende schwierige Phase der Pandemie wurde mit inzwischen fünf Umfragen vom Institut für Psychologie von Beginn an begleitet. „Die aus diesen österreichweit einmaligen Studien gewonnenen Erkenntnisse werden wir nutzen, um unseren Studierenden und Lehrenden im kommenden Wintersemester wieder den dringend gewünschten zwischenmenschlichen universitären Kontakt zu ermöglichen“, sagt Fügenschuh. „Wertvolle Erkenntnisse aus der virtuellen Lehre werden wir in die künftigen Jahre mitnehmen und im Rahmen der Digitalisierung weiterentwickeln.“
Mit pandemiebedingter, kurzer Verzögerung startete im vergangenen Jahr auch die Aurora European Universities Allianz. Die Uni Innsbruck konnte sich hier sehr rasch als aktiver und federführender Partner einbringen. „Bereits im kommenden Wintersemester werden unseren, wie auch allen Studierenden des Aurora-Netzwerks zahlreiche Lehrveranstaltungen – vornehmlich auf virtueller Basis – angeboten werden können“, so Bernhard Fügenschuh.
Drittmittel, Forschungserfolge und Förderung exzellenter Forschung
Auch für die Forschung war 2020 trotz der schwierigen Umstände ein sehr erfolgreiches Jahr, resümiert Forschungs-Vizerektorin Ulrike Tanzer: „Wir liegen bei den eingeworbenen Drittmitteln bei nun rund 50 Mio. Euro, das ist ein neuer Rekordwert für die Universität. Zudem haben unsere Forscherinnen vergangenes Jahr sieben ERC-Grants zugesprochen bekommen, sozusagen die Königsklasse der Forschungsförderung. Auch das ist ein neuer Rekord für uns und nach der Uni Wien in Österreich der zweite Rang.“ Eine Steigerung gibt es auch bei der Anzahl der Publikationenin internationalen Spitzenzeitschriften (um 2,5 Prozent auf insgesamt 1.427).
Neben den ERC-Grants gibt es eine ganze Reihe weiterer Forschungserfolge zu vermelden: „Die zwei START-Preise, an Gemma De las Cuevas vom Institut für Theoretische Physik 2020 und an Markus Möst vom Institut für Ökologie 2021, freuen mich besonders – ist das doch die höchste österreichische Auszeichnung für den wissenschaftlichen Nachwuchs“, betont die Vizerektorin. „Besonders hervorzuheben sind außerdem die Leistungen unserer Ingeborg-Hochmair-Professorinnen Ivana Stiperski und Gina Moseley. Die Meteorologin Stiperski erhielt 2020 einen ERC Consolidator Grant und die Geologin Moseley 2021 als einzige Europäerin einen Rolex-Award. An diesen herausragenden Beispielen zeigt sich, dass wir das richtige Instrumentarium gefunden haben, um Frauen in der Spitzenforschung zu fördern.“
Die Förderung und der Ausbau exzellenter Forschung ist auch in den kommenden Jahren erklärtes Ziel. „Insbesondere bei der neu gestarteten Exzellenzinitiative des FWF wird die Uni Innsbruck ihre wissenschaftlichen Stärkefelder ausspielen: Wir sind in Vorbereitung dreier Lead-Anträge in den Bereichen Alpiner Raum, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sowie Quantenphysik.“ Die Quantenphysik erhält auch durch das EU-Wiederaufbauprogramm, das kürzlich von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Wien präsentiert wurde, wichtige Impulse. Die zusätzlichen Geldmittel sollen auch in den weiteren Ausbau der österreichischen High-Performance-Computer-Infrastruktur fließen.
Arbeitsflexibilität, Familienfreundlichkeit und Diversität
Neben der bereits zum fünften Mal erfolgten Auszeichnung als Top Arbeitgeberin belegte die Universität Innsbruck im vergangenen Jahr zudem beim Staatspreis Familie und Beruf den dritten Platz. „Diese Auszeichnungen zeigen, dass wir während der Pandemie von innen und außen als sicherer und attraktiver Arbeitsplatz wahrgenommen wurden“, sagt Personal-Vizerektorin Anna Buchheim. „Arbeitsflexibilität ist dabei ein wichtiger Bestandteil. In Kürze werden wir deshalb auch ein neues Post-Pandemie-Homeoffice-Modell für die Allgemeinbediensteten einführen.“
In den vergangenen drei Semestern konnte die Uni Innsbruck trotz Pandemie nicht nur bestehende Arbeitsplätze nachbesetzen, sondern in notwendigen Bereichen auch zusätzliches Personal einstellen. „Insbesondere haben wir im Bereich der Digitalisierung investiert. Nachwuchsförderung lag uns ebenfalls sehr am Herzen: Wir haben über 100 unserer Nachwuchswissenschaftler*innen die pandemiebedingte Verlängerung ihrer Anstellungsverhältnisse ermöglicht“, betont Anna Buchheim. Weil Führen insbesondere derzeit auf Distanz eine Herausforderung ist, stieß auch das Angebot von spezifischen Fortbildungen „vom Forschen zum Führen“ für unsere Führungskräfte auf gute Akzeptanz.
„Wir möchten unsere Führungskräfte und eine Feedbackkultur weiter stärken, sowie Personal-Besetzungsprozesse mit Hilfe der Digitalisierung beschleunigen“, blickt Anna Buchheim in die Zukunft. Die signifikanteste Neuerung in ihrem Ressort ist die neue Kettenvertragsregelung (§109 UG). „Hier wird die Herausforderung darin bestehen, ein Mindestmaß an Flexibilität bei gleichzeitiger Offenheit für neue Entwicklungen zu wahren“, betont Buchheim.
2020 erhielt die Uni Innsbruck bereits zum zweiten Mal den Diversitätsmanagement-Preis „Diversitas“. In Kooperation mit dem Aurora-Netzwerk sind die strategischen Ziele, eine erhöhte Bewusstseinsbildung für Diversität an der Universität zu erreichen, Monitoring, Recruiting-Prozesse und Studierendengewinnung diversitätsbezogen weiterzuentwickeln sowie einen umfassenden Code of Conduct zu erstellen.
Räumliche Erweiterung und nachhaltige Entwicklung
Die Uni Innsbruck ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen, der Raumbedarf ständig gestiegen. „Wir wollen uns auf die vier Campus-Standorte Innrain, Technik, Universitätsstraße und Sport konzentrieren und werden an diesen Standorten in den nächsten Jahren Bauvorhaben mit einer Nutzfläche von über 40.000 Quadratmeter umsetzen“, sagte Infrastruktur-Vizerektor Wolfgang Streicher. Das in Bau befindliche Gebäude am Innrain 52a soll 2023 fertiggestellt sein und neben dem mit 600 Sitzplätzen größten Hörsaal der Universität mehreren Instituten, einem Museum und einer Mensa Platz bieten. Der städtebauliche Wettbewerb für das Haus der Physik mit 16.000 m² Nutzfläche und ein Technologiezentrum am Campus Technik wird derzeit vorbereitet. Daneben sind Erweiterungen durch Anmietungen und Baurechte im Bereich Hotel Grauer Bär, Fürstenweg 66 und Innrain 68 geplant. Am Campus Technik wird ein neues Bautechnikzentrum realisiert.
Um den gesamten Betrieb klimaneutral zu gestalten, hat die Universität Innsbruck mit der Bundesimmobiliengesellschaft eine Kooperationsvereinbarung zum Einsatz von erneuerbaren Energien, der Sanierung von Gebäuden und weiteren Maßnahmen abgeschlossen. „Wir wollen die Treibhausgasemissionen der Universität bis 2035 auf null senken“, betonte Streicher. Als weiteren Schritt zur nachhaltigen Entwicklung werden Mitarbeiterinnen der Uni Innsbruck zu umweltschonendem Reisen angehalten. Eine im Juni in Kraft getretene Reiserichtlinie legt fest, dass zum Beispiel Kurzstreckenflüge an Orte, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar sind, künftig nicht mehr bezahlt werden. PKWs sollen nur noch dann genutzt werden, wenn es gewichtige Gründe dafür gibt.