Empfehlungen einer Psychotherapeutin

Verbindung statt Kontrolle: Soziale Medien bei Jugendlichen

Donnerstag, 29. Mai 2025 | 11:46 Uhr

Von: Ivd

Bozen – Im digitalen Zeitalter sind soziale Netzwerke und Online-Videospiele fest in den Alltag von Jugendlichen integriert. Doch wie sollten Eltern in dieser neuen, digitalen Welt agieren? Anlässlich des Welttags der Eltern am 1. Juni gibt die Psychotherapeutin Alessia Corazza von Young Hands klare Hinweise: Es geht nicht um Kontrolle, sondern um Verbindung.

Corazza erklärt, dass das Gehirn von Jugendlichen, besonders der Bereich, der für Empathie und Impulskontrolle verantwortlich ist, noch in der Entwicklung steckt. Dies führt häufig zu impulsivem Verhalten und einer starken Sensibilität für soziale Anerkennung. „Wir brauchen keine perfekten Eltern, sondern Erwachsene, die zuhören und begleiten, ohne zu urteilen“, so Corazza. Diese Nähe schafft ein Vertrauensverhältnis, das besonders in schwierigen Zeiten wie bei Cybermobbing oder problematischer Internetnutzung entscheidend sein kann.

Eltern sollten ihren Kindern nicht nur Regeln auferlegen, sondern auch klare Offline-Zeiten einrichten – etwa während der Mahlzeiten oder vor dem Schlafengehen. Das Ziel ist, einen bewussten Umgang mit der Technologie zu fördern, der sich nicht nur auf das Vermeiden von Fehlern konzentriert, sondern auf den Aufbau einer stabilen Beziehung. Corazza warnt vor „digitalem Babysitting“, also der Gewohnheit, Kinder mit Bildschirmen zu beruhigen. Stattdessen sollte echte emotionale Unterstützung geboten werden, die durch Aktivitäten wie Sport oder kreative Hobbys ergänzt wird.

„Eltern sollten ihren Kindern ein ausgewogenes Leben mit ausreichend Schlaf, Bewegung und echten, nicht-digitalen Erfahrungen ermöglichen“, empfiehlt Corazza. Denn nur so können Jugendliche eine stabile Identität entwickeln, die nicht von sozialen Medien oder virtuellen Vergleichen abhängt.

In der digitalen Welt ist es entscheidend, als Eltern präsent zu sein und zuzuhören, ohne zu kontrollieren. „Erziehung ist Beziehung“, fasst Corazza zusammen. Es geht darum, den Dialog zu fördern und den Jugendlichen zu helfen, ihre Emotionen selbst zu regulieren, ohne die Technologie als Zufluchtsort zu missbrauchen. So kann eine starke, vertrauensvolle Bindung aufgebaut werden, die den Herausforderungen des digitalen Zeitalters standhält.

Bezirk: Bozen

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