Von: mk
Bozen/Berlin – So viel Südtirol gab es noch nie auf der Berlinale: Rechtzeitig zum zehnten Geburtstag der Filmförderung laufen heuer gleich vier Filme, die auch in Südtirol abgedreht wurden, bei den 70. Internationalen Filmfestspielen. Der Südtirol-geförderte Film „Siberia“ von Abel Ferrara und „Volevo nascondermi“ von Giorgio Diritti nehmen am offiziellen Wettbewerb teil, und „Faith“ von Valentina Pedicini wird in der „Woche der Kritik“ gezeigt, während „Sole“ in der Sektion Berlinale Special läuft. „Das ist eine eindrucksvolle Bestätigung dafür, dass die Südtiroler Filmförderung ein Erfolgsmodell ist und die Filmlocation Südtirol unter der Regie von IDM Südtirol in den letzten zehn Jahren stark an Sichtbarkeit und Begehrlichkeit gewonnen hat“, sagt Landeshauptmann Arno Kompatscher. “Dabei punktet Südtirol nicht nur mit außerordentlichen Drehorten, sondern auch mit besten Arbeitsbedingungen“, ist Kompatscher überzeugt.
Seit gestern ist es fix: Die deutsch-italienische und Südtirol-geförderte Koproduktion „Siberia“ des vielfach ausgezeichneten New Yorker Regisseurs Abel Ferrara läuft im offiziellen Wettbewerb der Berlinale. „Die Präsenz dieses Films, in dem viel Südtirol steckt, und der anderen drei Filme ist ein schönes Geburtstagsgeschenk für den Südtiroler Filmfonds. Besonders freut es uns, dass bei der Entstehung auch Südtiroler Film-Know-how mitgewirkt hat – das zeigt, dass es gelungen ist, eine professionelle Filmbranche im Land aufzubauen“, sagt IDM-Generaldirektor Erwin Hinteregger.
Bei der Premiere von „Siberia“ in Berlin wird nicht nur Abel Ferrara, sondern auch sein Star Willem Dafoe anwesend sein. Er verkörpert in diesem Drama Clint, einen verstörten Mann, der sich in eine abgelegene Hütte mitten in einer vereisten Gegend zurückgezogen hat in der Hoffnung, hier seinen inneren Frieden wiederzufinden. Ein Großteil der eindrucksvollen Bilder wurde in Südtirol gedreht, unter anderem am Würzjoch, im Naturpark Texelgruppe, am Jaufen- und Gampenpass und in Bozen. Ebenso im Wettbewerb wird „Volevo nascondermi“ von Giorgio Diritti mit Elio Germano in der Hauptrolle gezeigt. Der Film, für den auf der Fahlburg in Prissian und im Südtiroler Landesmuseum für Volkskunde in Dietenheim gedreht wurde, erzählt die Lebensgeschichte des Künstlers Antonio Ligabue „El Tudesc“, der in der Kunst die Gelegenheit zur Befreiung gefunden und sich so eine Identität aufgebaut hat – eine reale Möglichkeit, von der Welt anerkannt und geliebt zu werden.
Die vom Südtiroler Filmfonds unterstützte Dokumentation „Faith“ der ZeLIG-Abgängerin Valentina Pedicini ist eines der Werke, die in der „Woche der Kritik“ während der Berlinale über die große Leinwand flimmern. Die Regisseurin hat für den Film einige Monate in einem abgelegenen italienischen Kloster bei kämpfenden Mönchen gelebt, um deren Lebensentscheidungen nachvollziehen zu können. In das Projekt waren zahlreiche Südtiroler Filmschaffende involviert: So war etwa Pedicinis ZeLIG-Kollege Bastian Esser Kameramann, die Musik stammt von dem in Bozen lebenden Komponisten Federico Campana, und die Postproduktion wurde Cine Chromatix Italy aus Meran anvertraut. „Sole” von Regisseur Carlo Sironi, eine italienisch-polnische Koproduktion, ist der vierte Film, der auf der Berlinale vorgestellt wird. Die Geschichte über die schwangere Lena, die in Italien ihr Kind weggeben will, und den Kleinkriminellen Ermanno, der seine Gefühle für Lena und ihre neugeborene Tochter Sole entdeckt, wurde von IDM in der Produktionsvorbereitung gefördert.
An die 260 Filmprojekte unterstützte die Südtiroler Filmförderung bis heute, für die 3.770 Tage in Südtirol gedreht wurde. Durch die Vorgabe, dass ein festgelegter Prozentsatz der Förderung wieder in Südtirol ausgegeben werden muss, blieben fast 70 Millionen Euro im Land, die zu einem guten Teil wieder der lokalen Filmbranche zugutekam. „Hier wird erfolgreich in eine Branche investiert, die junge, kreative Köpfe anzieht und Innovationen hervorbringt, welche wiederum von anderen Branchen übernommen und adaptiert werden können“, so Hinteregger. „Der Auftritt in Berlin beweist, in welcher Liga wir mittlerweile als Filmstandort Südtirol mitspielen.“