Von: luk
Bozen – Wie stark wird unsere Gesundheit durch wirtschaftliche und soziale Ungleichheiten beeinflusst? Und wie sehr hat die Pandemie die Kluft zwischen Menschen, die diesbezüglich bevorteilt bzw. benachteiligt sind, vergrößert? Fragen wie diese werden in den kommenden Wochen im Rahmen des Studium Generale in drei Online-Webinaren mit Experten für Epidemiologie und Biostatistik behandelt. Das erste Webinar findet am Freitag, den 14. Mai mit dem Statistiker Andrea Marcellusi statt, der derzeit Mitglied der nationalen Impfkommission Covid-19 ist.
Drei Onlinetreffen, in denen beleuchtet wird, inwiefern sich soziale und wirtschaftliche Ressourcen auf die Lebenserwartung sowie die stärkere Verbreitung mancher Krankheiten in diesbezüglich benachteiligten Bevölkerungsschichten auswirken: Professorin Giulia Cavrini, Statistikerin und Vize-Dekanin der Fakultät für Bildungswissenschaften, und die Forscherin Elisa Cisotto haben für das Sommersemester des Studium Generale eine Veranstaltungsreihe zu sozialen Ungleichheiten und Gesundheit organisiert, einem Thema, das auf europäischer wie auch internationaler Ebene immer mehr Beachtung findet.
„Es ist mittlerweile wissenschaftlich eindeutig belegt, dass der sozioökonomische Hintergrund Auswirkungen auf die Gesundheit hat“, erklärt Giulia Cavrini. „Dieser Zusammenhang kann weltweit beobachtet werden – nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass die Bevölkerung in Ländern mit einer relativ gerechten Einkommensverteilung gesünder ist.“ Laut der Professorin der Fakultät für Bildungswissenschaften konnte dieses Phänomen auch im vergangenen Jahr beobachtet werden. „Sozioökonomisch schwächere Bevölkerungsschichten waren dem Coronavirus stärker ausgesetzt und hatten schwerwiegendere Folgen zu tragen. In unseren Vorlesungen werden wir auf Konzepte und Techniken eingehen, mit denen die sozialen Ursachen für gesundheitliche Probleme untersucht und analysiert werden können. Insbesondere werden wir uns gemeinsam die unterschiedlichen Dimensionen von Gesundheit ansehen und dabei die sozialen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen miteinbeziehen.“
Cavrini und Cisotto werden am 14., 25. Und 28. Mai auf der Plattform Teams drei Online-Vorlesungen moderieren, bei denen diese Thematik im Zusammenhang mit Covid-19 betrachtet wird, also analysiert wird, inwiefern und wie die Pandemie die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung verändert hat.
Das erste Webinar trägt den Titel “Valutazione degli impatti epidemiologici ed economici della vaccinazione anti-COVID19 in Italia” (Bewertung der epidemiologischen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Anti-COVID19-Impfung in Italien) und findet am 14. Mai mit 17.00 Uhr mit Andrea Marcellusi statt. Das Mitglied der nationalen Kommission für die Covid-19-Impfungen ist statistischer Leiter des Centre for Economic Evaluation and HTA (EEHTA) im Centre for Economic and International Studies (CEIS) der Università Tor Vergata in Rom, Dozent für Gesundheitsökonomie am Institute of Leadership and Management in Health an der Kingston University in London sowie designierter Präsident der International Society of PharmacoEconomics and Outcome Research (ISPOR) in Rom.
Beim zweiten Webinar am 25. Mai um 17.00 Uhr wird der Forscher Fulvio Ricceri die „Beziehung zwischen Covid-19, chronischen Krankheiten und Multimorbidität“ (La relazione tra Covid-19, malattie croniche e multimorbilità) beleuchten. Ricceri ist Forscher an der Abteilung für klinische und biologische Forschung der Universität Turin und Mitarbeiter von Prof. Giuseppe Costa. Er hat eine multidisziplinäre Ausbildung im Bereich Mathematik, Epidemiologie sowie Biomedizin und Onkologie. Seit 2005 ist er als Epidemiologe und Biostatistiker in verschiedenen epidemiologischen Bereichen tätig. Er ist Mitglied des Bewertungskomitees von Forschungsprojekten beim italienischen Gesundheitsministerium und ist aktuell an Projekten wie der EPIC-Studie (European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition), der Turiner Blasenkrebsstudie, der Turiner Längsschnittstudie, dem Work History Italian Panel und dem Lifepath-Projekt beteiligt, einem von Horizon 2020 geförderten Projekt, das die biologischen Abläufe untersucht, zu denen soziale Unterschiede im Rahmen des Alterungsprozesses führen.
Am 28. Mai wird schließlich, ebenfalls um 17.00 Uhr, der bekannte Epidemiologe Giuseppe Costa, zum Thema “La pandemia disuguale: come il Covid-19 può accentuare le disuguaglianze di salute” (Die ungleiche Pandemie: Wie Covid-19 gesundheitliche Ungleichheiten verstärken kann) sprechen. Der Professor für Hygiene der Universität Turin ist seit 1998 Direktor des Epidemiologischen Dienstes der Region Piemont, einer Einrichtung, die Referenzeinrichtung für Epidemiologie auf regionaler Ebene und für die sozialen Determinanten der Gesundheit auf nationaler Ebene ist. Costa ist ehemaliger Präsident der Associazione Italiana di Epidemiologia und leitet aktuell die Kommission für nationale und internationale Solidarität und Gleichheit in der Gesundheitsversorgung der Ärztekammer Turin. Darüber hinaus zählt er zu den Initiatoren der Turiner Längsschnittstudie, einem Erhebungssystem, das in Italien wegen seiner retrospektiven Tiefe und der Fülle an Informationen über Gesundheit, demographische und sozioökonomische Daten einzigartig ist.