Von: luk
Bozen – Fachkräftemangel und akuter Brain-Drain begleiten die aktuelle Vollbeschäftigung in Südtirol. Das Werben um kluge Köpfe und geschickte Hände ist voll im Gang. Das AFI-Barometer hat bei Südtirols Arbeitnehmern nachgefragt, was bei der Wahl des Arbeitsplatzes ausschlaggebend ist.
Im Frühjahrsbarometer fragt das AFI | Arbeitsförderungsinstitut die Südtiroler Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, welche Kriterien bei der Wahl des Arbeitsplatzes den Unterschied ausmachen. Die ausgewerteten Fragebögen der repräsentativen Umfrage zeigen, dass den Arbeitern und Angestellten in Südtirol das Arbeitsklima – sprich die guten zwischenmenschlichen Beziehungen am Arbeitsplatz – das Allerwichtigste sind. Gleich danach kommen der Lohn und die Arbeitsinhalte. Arbeit soll im Optimalfall auch mit persönlicher Leidenschaft verbunden sein. „Die Präferenzen der Arbeitnehmerschaft liegen klar auf dem Tisch. Im Wettbewerb um die besten Fachkräfte wird ein erfolgreiches Personalmanagement den Vorstellungen der Kandidaten so gut als möglich zu entsprechen versuchen“, ist AFI-Direktor Stefan Perini überzeugt.
Die Top 3: Arbeitsklima, fixer Lohn und Arbeitsumfeld
Interessant ist nicht nur die Reihung (erstens: Arbeitsklima, zweitens: Lohn, drittens: eine interessante Arbeit), sondern auch die Gewichtung. Auf einer Skala von eins (unwichtig) bis zehn (sehr wichtig) gaben die interviewten Arbeitnehmer den zwischenmenschlichen Beziehungen im Schnitt genau 9,0 Punkte. Die Entlohnung und die eigentlichen Arbeitsaufgaben brachten es im Schnitt auf je 8,5 Punkte. Die Präferenzen der Südtiroler decken sich weitgehend mit jenen der Italiener auf gesamtstaatlicher Ebene, mit einigen Besonderheiten. Nach dem „Salary Satisfaction Report 2018“ ist für Italiens Arbeitnehmer die Entlohnung mit 8,9 Punkten bei der Job-Wahl das wichtigste Kriterium. Knapp dahinter folgen die zwischenmenschlichen Beziehungen und die Arbeitsinhalte mit je 8,6 Punkten.
In Südtirol: Arbeitsumgebung geht vor Karriere
Eine weitere Südtiroler Eigenart ist die überdurchschnittlich hohe Bedeutung der Arbeitsumgebung: Wo ist der Arbeitsplatz und wie ist dieser beschaffen bzw. wie gut ausgestattet? Den heimischen Arbeitnehmern ist dies mit 8,1 Punkten ziemlich wichtig. Auf nationaler Ebene sind Arbeitssuchende weniger wählerisch: Ort und Beschaffenheit des Arbeitsplatzes liegen mit 7,2 Punkten am unteren Ende des Rankings.
Umgekehrt stehen in Italien Fortbildung und Karrierechancen schon an vierter Stelle der Kriterien bei der Jobwahl (8,4 Punkte). In Südtirol kommen diese beiden Aspekte auf gerade mal 7,7 respektive 7,2 Punkte.
Stellungnahme von AFI-Präsidentin Christine Pichler
„Wir Gewerkschaften sind fest entschlossen, in den anstehenden Kollektivvertragsverhandlungen Löhne und Arbeitsbedingungen nach oben zu bringen. Es liegt schließlich auch im Interesse der Arbeitgeber, gute Fachkräfte nicht ans Ausland zu verlieren.“
Das AFI-Barometer erscheint viermal im Jahr (Winter, Frühjahr, Sommer, Herbst) und gibt das Stimmungsbild der Südtiroler Arbeitnehmerschaft wieder. Die telefonisch geführte Umfrage betrifft 500 Arbeitnehmer und ist für Südtirol repräsentativ.
LWZ