Von: luk
Bozen – Der 15. März ist Weltverbrauchertag. In diesem Jahr richtet die Europäische Union ihr Hauptaugenmerk auf den digitalen Binnenmarkt. Das Europäische Verbraucherzentrum (EVZ) Bozen erklärt, mit welchen Problemen Verbraucher beim Online-Kauf konfrontiert werden.
In Europa und der restlichen Welt wird am 15. März der Weltverbrauchertag begangen. Aus diesem Anlass haben die europäischen Institutionen in diesem Jahr das Thema des digitalen Binnenmarktes ausgewählt. Dieser muss funktionieren, damit die Verbraucher aller Mitgliedstaaten von den Vorteilen des sogenannten Digital Single Market profitieren und diese nutzen. Eine Analyse der Statistiken des Netzwerkes der Europäischen Verbraucherzentren (ECC-Net) zeigt jedoch, dass dieser Binnenmarkt noch nicht sehr gut funktioniert. Von den 38.048 Beschwerden, die das Netzwerk 2015 betreut hat, betrafen gut 68 Prozent ein online erworbenes Produkt oder Dienstleistung. Die statistischen Daten des Europäischen Verbraucherzentrums (EVZ) Bozen sprechen eine ähnliche Sprache: Von den 3.254 im Jahr 2016 betreuten Informationsanfragen und Beschwerden ging es in mehr als der Hälfte um Probleme bezüglich des elektronischen Handels.
Im Bereich des sogenannten E-Commerce sind die Probleme verschieden und vielfältig, so das EVZ Bozen: “Die Konsumenten kontaktieren uns wegen zahlreicher und immer neuer Betrugsversuche sowie wegen dem Kauf von gefälschter Ware” erklärt Isolde Brunner vom EVZ. “In anderen Fällen wiederum können Verbraucher die Vorteile des digitalen Binnenmarktes nicht vollständig nutzen, da sich viele Unternehmen weigern, Waren in bestimmte Länder zu liefern, oder sie liefern zwar, aber zu höheren Preisen als jenen, die Verbrauchern in Rechnung gestellt werden, die in jenem Mitgliedstaat wohnhaft sind, in welchem der Unternehmer seinen Sitz hat”, fährt die Beraterin Julia Rufinatscha fort.
Das Aufkommen des Internets hat die Gewohnheiten der Reisenden radikal verändert, welche nun immer häufiger Flugtickets, Hotelaufenthalte und den ganzen Urlaub online buchen und kaufen. “In diesem Sektor müssen wir jeden Tag erklären, dass es normalerweise nicht möglich ist, vom Erwerb dieser Dienstleistungen kostenlos zurückzutreten”, erzählt Milena Favretto vom EVZ Bozen und fügt hinzu: “Die Konsumenten wissen, dass sie bei Einkäufen im Internet ein kostenloses Rücktrittsrecht haben – dies gilt aber nicht für alle Arten von Urlaubs- und Reisebuchungen!”
2016 mussten sich die Beraterinnen des EVZ mit neuen Problemstellungen im Zusammenhang mit dem digitalen Binnenmarkt befassen: Die Pyramidensysteme sind erneut in Mode gekommen, dieses Mal in der “digitalen” Version. “In der Vergangenheit wurden die Pyramidensysteme hauptsächlich durch Einladungen an Bekannte und Freunde beworben. Heutzutage hingegen werden die sozialen Netzwerke genutzt, um diese (meist handelt es sich dabei um unlautere) Geschäftspraktiken zu verbreiten”, erklärt Rebecca Berto, Juristin des EVZ. “In der Praxis werden die Personen überzeugt, Beitrittsformulare zu Organisationen zu unterschreiben, von denen man wenig bis gar nichts weiß und die beispielsweise versprachen, man könne einen Porsche nahezu kostenlos mieten.”
“Das Internet ist schnell und nicht immer gelingt es den Verbrauchern, “Schritt zu halten”, bestätigt Monika Nardo, Koordinatorin des EVZ Bozen. “Unsere Informationstätigkeit wird immer wichtiger: Unser Ziel ist der informierte Verbraucher, der so gut wie möglich das Potenzial des digitalen Binnenmarktes ausnutzen kann, der seine Rechte kennt und diese auch geltend macht”. Genau zu diesem Zweck lanciert das EVZ Bozen zum Weltverbrauchertag eine Informationskampagne, welche sich intensiv mit dem elektronischen Handel beschäftigt. “In den nächsten Wochen widmet sich unsere Informationstätigkeit ausschließlich den Internetkäufen”, erklärt Monika Nardo. Das EVZ lädt die Verbraucher dazu ein, alle Nachrichten auf Twitter, der Facebook-Seite des EVZ und auf der Internetseite www.euroconsumatori.org zu verfolgen. “2016 haben sich die Besucherzahlen unserer Internetseite gegenüber 2015 fast verdoppelt”, fährt Monika Nardo fort: “2016 haben 153.672 Personen unsere Seite besucht und dabei 388.600 Seiten konsultiert”.