Die Kunst des gezielten und effizienten Helfens

Wie mit einer Spende die maximale Wirkung erzielen

Mittwoch, 29. November 2023 | 09:58 Uhr

Margreid – Gerade in der Zeit vor Weihnachten werden wir mit verschiedensten Spendenaufrufen konfrontiert. Weihnachten ist auch das Fest der Nächstenliebe und viele sind auch gerne bereit, Menschen etwas zukommen zu lassen, die weniger haben. Doch wofür sollte man eigentlich spenden?

Zur Spendenbereitschaft in Südtirol gibt es keine Daten. Werden die Daten des letzten „Italy Giving Report“ übertragen, dann hat im Verlauf von 2022 jeder Zweite eine Spende geleistet – trotz Rekordpreissteigerungen und verschiedener Krisen. Beim Thema Helfen und Spenden sind wir oft hin und hergerissen: Ist es besser Armuts- und Hungerbekämpfung, Kinder, Gesundheit und Bildung zu unterstützen oder ist doch das Geld beim Klima- oder Tierschutz gut aufgehoben? Ist uns unser Herzensanliegen wichtig oder sollte das Spendengeld zur größten Dringlichkeit fließen? Der Verbraucherschutzverein Robin aus Margreid gibt dazu ein paar Anregungen.

Die Antwort könnte zum Beispiel bei Effektiv-Spenden.org, einer gemeinnützigen Spendenplattform mit Sitz in Berlin gefunden werden. Diese Plattform verfolgt einen Ansatz, der von der Philosophie des Effektiven Altruismus inspiriert ist, wie ihn der australische Philosoph Peter Singer propagiert. Das Grundprinzip lautet: Jeder Euro sollte so eingesetzt werden, dass er maximalen Nutzen stiftet.

Effektiv-Spenden.org orientiert sich an Organisationen wie GiveWell und Founders Pledge. Diese Organisationen bewerten wohltätige Organisationen anhand von vier wichtigen Qualitäten: vom Wirkungsnachweis, von der Kosteneffektivität, vom Wachstumspotenzial und von der Tansparenz.

Wirkungsnachweis heißt: Die Praxis der Organisation muss wissenschaftlich belegt sein. Ist die Kosteneffektivität gegeben, bedeutet dies, dass die Hilfsaktivitäten ein hohes Kosten-Nutzen-Verhältnis haben.

Hat eine Hilfsorganisation Wachstumspotenzial, ist sie in der Lage sein, mehr Geld genauso effektiv einzusetzen.

Im Sinne der Transparenz sollten Hilfsorganisationen außerdem ihre inneren Abläufe und Finanzen offenlegen.

Einige Organisationen setzen ihre Spenden bis zu 100-mal effektiver ein als andere, wie Effektiv-Spenden.org betont. Dies unterstreicht die Bedeutung von Recherche, bevor man spendet.

Bei der Auswahl orientiert sich Effektiv-Spenden.org nicht an den üblichen Spendensiegeln, die nur einen Mindeststandard garantieren.

Neben der Unterstützung von Menschen in Not hat Effektiv-Spenden.org ihren Ansatz auch auf Tierschutz ausgeweitet. Die Plattform zeigt auf, dass der Großteil der Spendengelder für Tiere in Tierheimen landet, obwohl die meisten hilfsbedürftigen Tiere in Massentierhaltung leben und dort dringend Hilfe benötigen. Effektiv-Spenden.org empfiehlt daher Organisationen, die sich auf die Verbesserung der Lebensbedingungen von Nutztieren konzentrieren.

Doch was ist mit dem Klimaschutz? Effektiv-Spenden.org bietet zum Beispiel drei Organisationen zur Auswahl:

1.                  Carbon180: Konzentriert sich als gemeinnützige Organisation auf „negative Emissionen“, also die Unterstützung natürlicher und technologischer Maßnahmen, um der Atmosphäre CO2 zu entziehen

2.                  Clean Air Task Force: Setzt sich in den USA für technische und politische Maßnahmen im Energiesektor ein und spart pro Euro gespendetem Geld über eine Tonne CO2 ein.

3.                  Future Cleantech Architects: sind ein gemeinnütziger „Climate Innovation Think Tank“, der sich aus Deutschland heraus für die Entwicklung bisher vernachlässigter Technologien zur drastischen Reduktion der industriellen Treibhausgasemissionen einsetzt.

Wer also eine wegweisende Möglichkeit sucht, um Spenden gezielt und effektiv einzusetzen und gleichzeitig eine gründliche Recherche und Auswahl von Organisationen, die nachweislich hohe Wirkung erzielen, zur Verfügung haben möchte, der kann den Ansatz des effektiven Altruismus verfolgen. Dadurch wird die Art und Weise, wie wir helfen und Gutes tun können verändert. Singer sagt übrigens auch: Man sollte jeden Euro, den man nicht wirklich „braucht“, spenden.

Von: mk

Bezirk: Bozen