Von: mk
Tramin/Meran – Bei den Sommerveranstaltungen des Raiffeisen InvestmentClubs am 1. Juli in der Kellerei Tramin und am 2. Juli in der City.Vinothek in Meran drehte sich alles um die Frage, was ein gelingendes und glückliches Leben ausmacht – und weswegen dies auch für die Wirtschaft relevant ist.
Bei den diesjährigen Sommerveranstaltungen des Raiffeisen InvestmentClubs stand das Thema Glück im Mittelpunkt – nicht als Zufallsprodukt, sondern als wissenschaftlich erforschbares Konzept: Prof. em. Dr. Karlheinz Ruckriegel, einer der renommiertesten Glücksforscher im deutschsprachigen Raum, präsentierte an zwei gut besuchten Vortragsabenden die neuesten Erkenntnisse aus der interdisziplinären Glücksforschung.
Mehr als 200 Mitglieder des InvestmentClubs verfolgten mit großem Interesse, wie Ruckriegel den Bogen von der individuellen Lebenszufriedenheit bis hin zu unternehmerischem und gesellschaftlichem Mehrwert spannte. Glück, so der emeritierte Volkswirtschaftsprofessor der Technischen Hochschule Nürnberg, sei nicht bloß ein flüchtiges Gefühl, sondern messbares subjektives Wohlbefinden. Dieses hänge laut Forschung maßgeblich von gelingenden sozialen Beziehungen, Sinnhaftigkeit im Leben, Gesundheit, persönlicher Freiheit und einem ausreichenden Einkommen zur Deckung der Grundbedürfnisse ab.
„Wichtig ist die dauerhafte innere Haltung: Wer regelmäßig bewusst Positives wahrnimmt, stärkt sein emotionales Gleichgewicht“, erklärte Ruckriegel. Auch einfache Instrumente wie ein Dankbarkeitstagebuch können helfen, den Fokus auf das Wesentliche zu lenken. Das Materielle allein reiche jedenfalls nicht aus, um dauerhaft glücklich zu sein und das wusste schon Goethe, wie Ruckriegel betonte und dabei den großen Literaten zitierte: “Willst du immer weiter schweifen? Sieh, das Glück liegt so nah, lerne nur das Glück ergreifen, denn das Glück ist immer da.” Diese Erkenntnis besitze gerade in Zeiten von Konsumdruck und Leistungsorientierung große Relevanz.
Ruckriegel verwies mit Nachdruck auf die Bedeutung der Glücksforschung für Unternehmen und Organisationen: „Subjektives Wohlbefinden beeinflusst Motivation, Bindung und Innovationskraft von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern maßgeblich.“ In Anbetracht des Wertewandels insbesondere der Generationen Y und Z sei ein Umdenken hin zu „Positive Leadership“ und ganzheitlicher Arbeitskultur notwendig, um als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben.
Dabei dürfe Glück nicht als privates Streben verkannt werden, sondern müsse auch als politische und wirtschaftliche Zielgröße ernst genommen werden. Länder wie Bhutan mit seinem Konzept des „Bruttonationalglücks“ seien hier wichtige Vorreiter. Ruckriegel plädiert daher für ein neues Verständnis von Fortschritt: „Mehr soziale Gerechtigkeit, mehr Vertrauen, mehr Sinn – das sind die Grundpfeiler einer lebendigen Demokratie.“
In beiden Vorträgen appellierte er an Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, Rahmenbedingungen zu schaffen, die das Wohlbefinden nachhaltig fördern – etwa durch bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Chancengleichheit und ein verstärktes Bewusstsein für das, was Menschen im Kern zufrieden macht.
Die Aussagen trafen einen Nerv bei den zahlreichen Gästen des Abends und sorgten bei den Mitgliedern des Raiffeisen InvestmentClubs für viel Gesprächsstoff beim anschließenden Flying Buffet.
Seit 2000 organisiert der Raiffeisen InvestmentClub regelmäßig Veranstaltungen für seine Mitglieder und lädt regelmäßig herausragende Referenten nach Südtirol ein.
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