Mehr als ein Dutzend Tote und Verletzte

16 Tote nach Standseilbahn-Unglück in Lissabon

Donnerstag, 04. September 2025 | 15:27 Uhr

Von: APA/AFP

Bei dem schweren Standseilbahn-Unglück in Portugals Hauptstadt Lissabon sind am Mittwochabend 16 Menschen gestorben, wie Portugals Regierungschef Luís Montenegro am Donnerstagnachmittag mitteilte. Er korrigierte damit vorherige Angaben der örtlichen Behörden über 17 Tote. Zudem gebe es unter den 21 Verletzten fünf Schwerverletzte, es handle sich um eine “der größten menschlichen Tragödien unserer jüngeren Geschichte”, erklärte Montenegro. Die Ursache war weiterhin unklar.

Ein Vertreter der Rettungskräfte bestätigte, dass ein dreijähriges Kind unter den Verletzten sei, nannte dessen Nationalität jedoch nicht. Laut dem Zivilschutz in Lissabon waren mindestens elf Ausländer unter den 21 Verletzten: außer zwei Deutschen auch zwei Spanier, eine Französin, ein Italiener, ein Schweizer sowie jeweils ein Mensch aus Kanada, Südkorea, Marokko und den Kap Verde.

Die Sprecherin des städtischen Zivilschutzes, Margarida Castro, machte zur Identität der Toten keine Angaben. Bei den 15 Menschen, die sofort starben, handelte es sich um acht Männer und sieben Frauen. Österreicherinnen oder Österreicher waren nach derzeitigem Stand nicht unter den Opfern, hieß es auf APA-Anfrage aus dem Außenministerium in Wien.

Ermittlungen zur Unglücksursache

Die Gesamtzahl der Toten und Verletzten entspricht in etwa dem maximalen Fassungsvermögen der Standseilbahn, die täglich mehrmals einen steilen Hügel hinauf- und hinabfährt und zu den touristischen Attraktionen der portugiesischen Hauptstadt gehört. Die Unglücksursache war noch unklar. Donnerstagfrüh waren noch Ermittler rund um das Seilbahnwrack im Einsatz.

Portugiesische Medien zitierten eine Augenzeugin, wonach eine der gelben Standseilbahnen am Ende ihrer Strecke erst kurz hinter der eigentlichen Haltestelle abrupt zum Stehen gekommen sei. Die Augenzeugin und andere Menschen seien herbeigeeilt, um den Passagieren beim Aussteigen zu helfen, und hätten dann bemerkt, dass eine andere Standseilbahn in vollem Tempo die abschüssige Straße hinuntergerast sei. Sie seien daher weggerannt, doch die Seilbahn habe nicht den zuvor eingetroffenen Wagen gerammt, sondern sei in einer Kurve entgleist und gegen ein Gebäude geprallt.

Betrieb der weiteren drei Standseilbahnen ausgesetzt

Mehrere portugiesische Medien nannten den Bruch eines Sicherheitskabels als mögliche Unglücksursache und äußerten Zweifel an einer ordentlichen Wartung. Die Stadtverwaltung setzte vorsorglich den Betrieb der übrigen drei Standseilbahnen in Lissabon aus. Zunächst soll ihre Funktionstüchtigkeit und Sicherheit überprüft werden, kündigte Zivilschutz-Sprecherin Castro an.

Das Unternehmen Carris, das den Nahverkehr in Lissabon betreibt, hatte zuvor versichert, dass “alle Wartungsprotokolle” eingehalten worden seien. Demnach erfolgte 2022 die alle vier Jahre fällige Generalwartung und 2024 die alle zwei Jahre vorgenommene Zwischenwartung. Carris-Chef Pedro Bogas räumte am Unglücksort allerdings ein, dass sich bereits seit 14 Jahren ein Subunternehmen um die Wartung kümmere.

Nationale Trauer und Anteilnahme aus Österreich

Die “Gloria”-Standseilbahn wurde 1885 in Betrieb genommen und 1915 an das Stromnetz angeschlossen. Das Unglück löste bei Lissabons Bürgern und Touristen Erschütterung aus. Die portugiesische Regierung rief für Donnerstag einen nationalen Trauertag aus. Flaggen in Lissabon wehten auf halbmast.

“Meine Gedanken sind bei den Familien und Angehörigen der Opfer. Den Verletzten wünsche ich eine schnelle Genesung”, drückte Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) im Kurznachrichtendienst X seine Anteilnahme aus. “Unsere Gedanken und unser tiefstes Mitgefühl gelten den Opfern, ihren Familien und allen Betroffenen. Wir beten für die Verletzten. Wir stehen unseren portugiesischen Freunden in dieser schweren Zeit der Trauer bei”, hatte Außenministerin Beate Meinl-Reisinger (NEOS) bereits am Mittwochabend gepostet.

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